Warum Philodendron ‘Prince of Orange’ gar nicht so orange ist
- Foliage Factory
- 10. Okt.
- 22 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Okt.
Die Wissenschaft hinter farbwechselnden Philodendren – von Schutzpigmenten bis zur natürlichen Reife eines Blattes.
Deine Pflanze verblasst nicht – sie wird erwachsen
Du holst dir Philodendron ‘Prince of Orange’ nach Hause. Das frisch entfaltete Blatt leuchtet in kräftigem Orange – wie ein Sonnenaufgang auf deiner Fensterbank. Eine Woche später schimmert es limettengrün, danach beruhigt es sich zu einem satten, gesunden Grün. Und zack: Die Show ist vorbei.
Nein, du hast nicht zu viel gegossen. Du hast das Düngen nicht vergessen. Deine Pflanze ist nicht unzufrieden – sie wächst einfach.
Dieses sanfte Verblassen nennt man ontogenetischen Farbwechsel bei Zimmerpflanzen – „ontogenetisch“ heißt: altersbedingt. Das ist ein natürlicher Entwicklungsrhythmus, der erklärt, warum junge Blätter erst rot, orange oder gelb erscheinen, bevor sie grün werden.
Die frühen Farbtöne entstehen durch Anthocyane und Carotinoide – natürliche Pigmente, die tropische Pflanzen als kurzzeitigen Schutzschild bilden. Sie wirken wie Sonnencreme und filtern Licht, damit das zarte neue Gewebe keinen Schaden nimmt. Wenn das Blatt kräftiger wird und sich mit Chlorophyll füllt, ziehen sich diese warmen Pigmente zurück und geben die grüne „Energiezentrale“ frei.
Kurz gesagt: Der Farbwechsel deines Philodendron bedeutet keinen Verlust – sondern Fortschritt. Jede Farbphase zeigt, dass dein Pflanzenneuzugang gesund ist und seine jüngsten Blätter lernen, Licht eigenständig zu verarbeiten.
Dieser Prozess unterscheidet sich klar von Variegation, also dauerhaften Farbmustern, bei denen einzelne Bereiche dauerhaft rosa, weiß oder gelb bleiben. Ontogenetischer Farbwechsel passiert über das ganze Blatt – und immer nur in eine Richtung: von leuchtend zu grün.
Wenn du Pflanzen suchst, die ganzjährig rosa oder gemusterte Zeichnungen behalten, lies unseren Ratgeber zu bunt panaschierten Zimmerpflanzen.
Schau also noch einmal auf das verblassende orangefarbene Blatt. Es verliert keine Schönheit – es beendet nur eine Vorstellung. Der nächste Akt beginnt, sobald die nächste Knospe sich öffnet.
📌 Was du dir merken kannst
Natürlich, kein Problem: Farbe → Grün ist Teil des Wachstums, kein Pflegefehler.
Schutzpigmente: Anthocyane (Rot) und Carotinoide (Gelb) schützen junge Blätter; Chlorophyll übernimmt später die Energieproduktion.
Keine Variegation: Beim ontogenetischen Farbwechsel verblasst das gesamte Blatt gleichmäßig; Variegation bleibt dauerhaft gemustert.
🤓 Mini-Glossar
Ontogenetischer Farbwechsel: Altersbedingte Pigmentverschiebung eines Blattes von Rot/Orange/Gelb zu Grün während der Reife.
Anthocyane: Rot- bis violettfarbene Pigmente, die junge Blätter vor übermäßigem Licht und oxidativem Stress schützen; der Farbton variiert mit dem pH-Wert der Vakuole.
Carotinoide: Gelb- und Orangetöne, die die Lichtaufnahme stabilisieren und Chlorophyll schützen.
Chlorophyll: Grünes Pigment, das Photosynthese ermöglicht; dominiert, sobald das Blatt voll funktionsfähig ist.
VPanaschierung: Stabile, genetisch bedingte Farbsektoren, die mit dem Alter nicht verblassen.
Inhaltsübersicht
1. Die verborgene Palette – warum Blätter farbig sind
Jedes Blatt ist eine lebendige Leinwand aus Pigmenten – jedes erfüllt eine Funktion, nicht bloß Dekoration. Die Farben, die du in jungem Austrieb siehst, entstehen durch das Zusammenspiel von drei Pigmentgruppen, die sich ständig im Gleichgewicht halten.
🟢 Chlorophyll – die grüne Energiequelle
Dieses Molekül fängt Lichtenergie auf und wandelt sie in Zucker um. Wenn ein Blatt grün wird, heißt das: Seine „Solarmodule“ – die Chloroplasten – laufen auf voller Leistung und betreiben stabile Photosynthese. Reifes Grün bedeutet Effizienz, nicht Alterung.
🟡 Carotinoide – die goldenen Filter
Diese gelben und orangen Pigmente sind immer vorhanden, auch in tiefgrünen Blättern. Sie steuern, wie viel Lichtenergie das Chlorophyll erhält, verhindern Überbelichtung und oxidative Schäden, stabilisieren das gesamte Lichternte-System und verleihen jungen oder alternden Blättern ihre warmen Untertöne.
🔴 Anthocyane – die roten und violetten Schutzschilde
Diese Pigmente werden in den Vakuolen junger oder gestresster Gewebe gebildet. Sie erzeugen rote, pinke oder bronzene Töne, absorbieren überschüssiges blaues und UV-Licht und neutralisieren reaktive Sauerstoffmoleküle in der frühen Entwicklung. Ihr Farbton verändert sich je nach pH-Wert der Zellen – bei saurer Umgebung rötlicher, bei neutraler eher violett – was subtile Unterschiede zwischen Arten erklärt.
Auch wenn man sie oft nicht sieht: Alle drei Pigmentgruppen wirken gleichzeitig. Ihr Verhältnis verschiebt sich mit der Reife des Blattes – so entsteht der gleichmäßige Übergang von Rot zu Grün, den man bei Philodendron, Anthurium und Ficus so faszinierend findet.
Man kann sich ein neues Blatt vorstellen, als würde es eine Sonnenbrille tragen – bis seine Chloroplasten stark genug sind. Wenn die Schutzpigmente zurücktreten, übernimmt das Chlorophyll allein die Arbeit.
Eine detaillierte Erklärung, wie stabile Rosa-, Weiß- und Gelbtöne in dauerhaft gemusterten Blättern entstehen, findest du im Ratgeber zu bunt panaschierten Zimmerpflanzen.
📌 Was wichtig ist
Alle sichtbaren Farben entstehen aus dem Verhältnis von Chlorophyll, Carotinoiden und Anthocyanen.
Carotinoide bleiben das ganze Blattleben aktiv; Anthocyane erscheinen nur zeitweise.
Farbvariationen hängen auch vom pH-Wert der Vakuolen und von Lichtverhältnissen ab, nicht nur von Genetik.
Gründominanz steht für Reife und volle Photosyntheseleistung.

2. Wie neue Blätter ihre Farbe wechseln – die ontogenetische Abfolge
Jedes neue Philodendron-Blatt folgt einem eingebauten Rhythmus – einer stillen Verwandlung, festgeschrieben in seiner DNA. Es beginnt rot oder golden, wird über ein helles Limettengrün sanfter und endet schließlich in einem ruhigen, satten Grün. Das ist kein Lichteffekt, sondern ein altersbedingter Pigmentwechsel, bekannt als ontogenetischer Farbwechsel bei Zimmerpflanzen. Jede Phase spiegelt ein genaues Zusammenspiel zwischen Schutz- und Photosynthesepigmenten wider, während das Blatt heranreift.
Farbverlauf eines Blattes
Entwicklungsphase | Dominierende Pigmente | Sichtbare Farbe | Hauptfunktion | Typische Dauer |
|---|---|---|---|---|
Austrieb | Anthocyane + Carotinoide | Rot – Orange – Gelb | Schützt weiches Gewebe vor starkem Licht und UV-Strahlung | Tag 1–5 |
Entfaltung | Zunehmendes Chlorophyll | Kupfer – Limettengrün | Übergangsphase, während Photosynthese anläuft | Tag 5–10 |
Reife | Chlorophyll dominant | Grün | Volle Photosynthese und Energieproduktion | Tag 10–18 (durchschnittlich) |
Im sich entwickelnden Blatt bilden Anthocyane (Rot- und Pinktöne) und Carotinoide (Gelb- und Orangetöne) den ersten Schutzschild. Sobald sich die Blattfläche ausdehnt, beschleunigt die Chlorophyllsynthese, und die frühen Pigmente ziehen sich zurück, weil ihre Aufgabe erfüllt ist.
Das Tempo, in dem sich das Grün durchsetzt, hängt auch von der Aktivität bestimmter Enzyme im Chlorophyll-Stoffwechsel (z. B. POR) ab, die bei kühleren Nachttemperaturen etwas langsamer arbeiten.
Anthocyane verschwinden zuerst – sie sind kurzlebige Wächter für die empfindlichste Phase.
Carotinoide bleiben länger erhalten und hinterlassen einen warmen Bernsteinton unter dem aufkommenden Grün. Sobald die Chloroplasten – die „Energiefabriken“ des Blattes – vollständig funktionsfähig sind, schaltet die Genetik die Produktion von Anthocyanen und Carotinoiden ab. Ab diesem Moment übernimmt Chlorophyll die gesamte Lichtverwertung.
Dieser Pigmentwechsel geschieht nicht zufällig und wird auch nicht direkt durch Licht ausgelöst – er ist genetisch programmiert. Licht beeinflusst nur die Intensität der Farben, nicht den Zeitpunkt des Wechsels. Auch unter gleichbleibenden Indoor-Bedingungen dauert dieser Übergang bei den meisten tropischen Hybriden 10 bis 18 Tage, bei langsameren Arten wie Anthurium oder Ficus elastica auch einige Wochen länger.
Grün bedeutet nicht Verlust, sondern volle Kraft. Wenn du diesen Ablauf kennst, erkennst du, wann ein Farbwechsel ganz normal ist – und wann nicht. Das sanfte Verblassen ist kein Warnsignal, sondern der Beweis, dass das Blatt sich genau so entwickelt, wie es soll.
💡 Was du dir merken kannst
Jede Farbphase ist Teil eines genetischen Entwicklungszyklus, kein Zeichen für Pflegefehler.
Anthocyane und Carotinoide sind temporäre Schutzpigmente – Chlorophyll übernimmt später.
Licht beeinflusst die Farbintensität, nicht den Zeitplan des Farbwechsels.
Der Übergang von Rot zu Grün dauert im Schnitt zwei Wochen und zeigt gesunde Reife.
3. Warum die Evolution junge Blätter rot färbte
Nachdem du nun weißt, wie Blätter ihre Farbe wechseln, stellt sich die spannendere Frage: Warum überhaupt?Die roten, orangen oder gelben Farbtöne junger Blätter sind kein Zufall – sie sind das Ergebnis von Millionen Jahren Anpassung an grelles tropisches Licht.
Photoprotektion – eingebauter Lichtschutz
Junge Blätter sind hauchdünn und extrem lichtempfindlich. Anthocyane absorbieren schädliche blaue und UV-Strahlen und wirken wie natürliche Schattenspender. Carotinoide übernehmen dabei eine ergänzende Rolle, indem sie überschüssige Helligkeit filtern und so verhindern, dass empfindliche Chloroplasten durch Lichtstress geschädigt werden.
Antioxidativer Schutz – Kontrolle innerer Belastung
Während sich Chloroplasten bilden, entstehen reaktive Sauerstoffverbindungen – instabile Moleküle, die Zellstrukturen schädigen können. Anthocyane neutralisieren diese Verbindungen und schützen das neue Gewebe, bis die Photosynthese stabil läuft. Deshalb erscheinen rote Pigmente auch bei Umweltstress, nicht nur in der Jugendphase.
Fraßschutz – visuelle Täuschung zum Überleben
Für viele Insekten signalisiert rötliches oder bronzefarbenes Blattgewebe: ungenießbar oder hart. Studien zeigen, dass Pflanzenfresser oft rote Blätter meiden, weil sie sie für ältere oder chemisch geschützte Pflanzen halten. Diese optische Täuschung verschafft jungen Blättern ein paar entscheidende Tage, um unversehrt auszuhärten.
Temperaturregulation – Kontrolle tropischer Hitze
Indem Anthocyane bestimmte Lichtwellen reflektieren, reduzieren sie leicht die Wärmeaufnahme an der Blattoberfläche. Das verhindert Überhitzung – ein klarer Vorteil für Jungpflanzen oder frische Austriebe unter tropischer Sonne.
Das Gesamtpaket der Anpassung
Diese Mechanismen wirken nicht getrennt, sondern koordiniert: Anthocyane und Carotinoide bilden gemeinsam ein multifunktionales Schutzsystem – Sonnenschutz, Antioxidans und Warnsignal zugleich.Darum zeigen so viele tropische Gattungen – von Philodendron bis Ficus – rote Jungblätter: Es ist ein evolutionär verankerter Überlebensvorteil unter starkem Licht und Stress.
In der Natur sichert Farbe das Überleben. Im Wohnzimmer ist sie einfach nur schön.
Selbst unter mildem Indoor-Licht schalten dieselben Gene beim Neuaustrieb um und aktivieren den Farbzyklus. Deshalb zeigt dein Philodendron am Fenster oder unter Vollspektrum-LEDs denselben rot-orangen Schimmer – ein kleines Stück Regenwald-Anpassung, das sich in deiner Wohnung fortsetzt.
Diese uralten Strategien sind fest in der DNA verankert – und moderne Züchter haben gelernt, diesen natürlichen Pigmentzyklus gezielt zu verlängern und zu verfeinern.
Für einen tieferen Einblick in die Pflanzenfamilie, die dieses Prinzip perfektioniert hat, siehe Aroids – Die faszinierende Aronstabgewächse-Familie.
📌 Was wichtig ist
Rote Pigmente sind Schutzmechanismen, keine Zierde.
Anthocyane wirken gleichzeitig als Sonnenschutz, Antioxidans und Fraßschutz.
Diese Pigmentreaktionen bleiben genetisch verankert – auch bei Zimmerlicht.
Moderne Hybriden zeigen dieselbe uralte Überlebensstrategie – nur angepasst an den Innenraum.

4. Vom Regenwald ins Wohnzimmer – Natur & Züchtung im Zusammenspiel
Die farbwechselnde Eigenschaft, die moderne Philodendron-Hybriden so faszinierend macht, entstand nicht im Gewächshaus – sondern im Regenwald. Lange bevor Menschen Pflanzen als Deko auswählten, nutzten viele tropische Arten bereits temporäre Schutzpigmente, um ihren jungen Austrieb vor intensiver Sonne zu schützen. Was einst ein Überlebensmechanismus unter dem Blätterdach war, entwickelte sich durch gezielte Züchtung zu den leuchtenden Zimmerpflanzen, die heute unsere Wohnungen bereichern.
Die Natur konnte es zuerst
In der Natur war diese Farbstrategie längst perfektioniert. Zahlreiche tropische Pflanzenarten haben einen Rot-grün-Wechsel entwickelt, der zarte neue Blätter schützt, bis sie widerstandsfähig genug sind und effizient Photosynthese betreiben können.
Philodendron melanochrysum – junge Blätter erscheinen bronzefarben durch Anthocyane und vertiefen sich später zu dunklem, samtigem Grün, wenn Chlorophyll die Oberfläche dominiert.
Philodendron erubescens – eine der wichtigsten Elternarten vieler Hybriden; die Jungblätter zeigen rötliche Unterseiten, die später in glänzendes Grün übergehen.
Anthurium crystallinum – neuer Austrieb öffnet sich in Kupfertönen und reift zu metallischem Grün, sobald das Gewebe dicker wird. → Siehe Anthurium Pflege-Guide – Deine Fragen beantwortet.
Dryopteris erythrosora (Herbstfarn) – Wedel entfalten sich kupferfarben und werden anschließend hellgrün; selbst Farne nutzen also ontogenetischen Farbschutz. → Mehr dazu in Farne als Zimmerpflanzen.
Ficus elastica (Gummibaum) – neue Blätter zeigen einen bronzenen Schimmer, während Anthocyane das zarte Gewebe schützen, bis es sich dunkelgrün färbt.
Diese Farbverläufe entstanden aus photoprotektivem und antioxidativem Nutzen, nicht aus dekorativer Absicht. Doch sobald Züchter ihr ästhetisches Potenzial erkannten, wurde Farbe gezielt zu einem Merkmal moderner Blattpflanzen.
Tropische Pflanzen entwickelten farbige Jungblätter lange bevor Menschen sie wegen ihrer Schönheit auswählten.
Die Züchtungsrevolution
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Florida zum weltweiten Zentrum für Innovation im Bereich Zierpflanzen. Das warme Klima und die boomende Nachkriegs-Gartenbauindustrie schufen ideale Bedingungen für Experimente.
Züchter wie Robert und Cora McColley, Howard N. Miller und Oglesby Plants International begannen, Arten mit natürlich rötlichem Austrieb – vor allem Philodendron erubescens, P. wendlandii und P. imbe – zu kreuzen. Ihr Ziel: Diese schützende Farbphase zu verlängern und unter Zimmerlicht stabil zu machen.
So funktionierte der Prozess:
Kontrollierte Bestäubung zwischen Arten mit rotem oder orangem Jungtrieb.
Auswertung zahlreicher Sämlinge auf Stabilität, kompakte Wuchsform und vorhersehbaren Farbverlauf.
Selektion jener Individuen, die in schwächerem Innenlicht eine gleichmäßige ontogenetische Verfärbung zeigten.
Gewebekultur-Klonung, in den 1980er–1990er Jahren von Oglesby perfektioniert, machte es möglich, identisches Farbverhalten weltweit zu reproduzieren.
So entstand die erste Generation selbstständiger (nicht rankender) Philodendron-Hybriden – kompakte Rosetten, die den Regenwald-Farbflash direkt auf die Fensterbank brachten.
Zeitstrahl der Züchtung – als Farbe zum Merkmal wurde
Jahr | Kultivar | Züchter / Patent | Besonderes Merkmal |
|---|---|---|---|
1989 | Philodendron ‘Prince of Orange’ | Howard N. Miller (US PP6,797) | Orange → Grün; carotinoidreiche Pigmentbalance |
2001 | Philodendron ‘McColley’s Finale’ | Cora McColley (US PP12,144) | Rot → Bronze → Grün; kompakte, glänzende Rosette |
2003 | Philodendron ‘Sun Red’ | Oglesby Plants Intl. (US PP14,210) | Leuchtend scharlachroter Austrieb; breite Rosette |
2003 | Philodendron ‘Rojo Congo’ | Oglesby Plants Intl. (US PP14,116) | Kupferrot → Grün; dauerhafte rote Blattstiele |
2010er | Philodendron ‘Sunlight’ | Moderne Gewebekultur-Linie | Rotorange → Chartreuse → Grün; gezüchtet für Innenhelligkeit |
Alle genannten Patente wurden über das U.S. Patent and Trademark Office bestätigt. Jeder Hybrid wurde nicht wegen dauerhafter Variegation ausgewählt, sondern wegen seines vorhersehbaren ontogenetischen Farbverlaufs – einer gezielt verfeinerten Schutzpigment-Inszenierung für Zimmerbedingungen.
Die Gewebekulturarbeit von Oglesby machte diese Pflanzen weltweit verfügbar, ohne genetische Abweichungen. Jede Pflanze folgt demselben Farbrhythmus.
Die ersten Züchter haben die Farbe also nicht erfunden – sie haben sie nur verlängert und verlässlich gemacht.
Diese Hybriden verwandelten eine flüchtige Regenwaldanpassung in eine dauerhaft reproduzierbare Pflanzenkunst. Ihre DNA trägt noch immer die Erinnerung an den Dschungel – nur dass die kurze Transformation heute auf unserer Fensterbank stattfindet.
💡 Was wichtig ist
Farbverläufe aus Schutzpigmenten existierten lange vor der Züchtung; Hybridisierung machte sie nur stabil.
Floridas Züchter der Nachkriegszeit kombinierten P. erubescens-Erbgut mit kompakter Wuchsform.
Gewebekultur ermöglichte gleichmäßiges Pigmentverhalten und weltweite Vermehrung.
Moderne farbwechselnde Philodendren sind lebende Beweise für das Zusammenspiel aus Natur und Züchtung.
Als die Schutzpigmente des Regenwalds die Aufmerksamkeit der Züchter erregten, wurde aus einer Überlebensstrategie ein Stück lebende Indoor-Kunst.
5. Die Philodendren, die den Farbwechsel berühmt machten
Aus den frühen Züchtungsprogrammen in Florida entstand eine ganze Familie von Pflanzen, die die Farbkraft des Regenwalds in sich trägt – jedes neue Blatt entfaltet sich wie ein kleiner Sonnenaufgang. Diese Philodendron-Hybriden prägen bis heute das Bild moderner Zierpflanzen: leuchtend in der Jugend, ruhig im Alter und zeitlos im Reiz.
Alle sind selbstständig wachsend, also keine Kletterpflanzen. Sie bilden kompakte Rosetten und eignen sich dadurch perfekt für Tischflächen, Böden oder dekorative Gruppen im Innenraum. Zusammen verkörpern sie den Kern farbbasierter Philodendron-Züchtung – lebender Beweis, dass Wissenschaft und Ästhetik in einer Pflanze verschmelzen können.
🔴 Die Roten – Anthocyanin-Power im Austrieb
Diese Sorten verdanken ihre Farbe den Anthocyanen – roten Pigmenten, die junge Blätter schützen, bis das Chlorophyll die Energieproduktion übernimmt. Ihr Farbschub hält je nach Lichtintensität, Temperatur und Nährstoffversorgung etwa 10 bis 18 Tage an.
Farbsequenz: Kastanienrot → Bronze → Grün mit zartem Schimmer
Dominantes Pigment: Anthocyane
Dauer der Verfärbung: 10–12 Tage
Züchter / Jahr: Cora McColley, Florida (US PP12,144 – 2001)
Abstammung: Hybrid aus P. erubescens-Linien
Charakter: Elegant, kompakt – die Sorte, die die rote Linie der modernen Philodendron-Züchtung begründete.
Farbsequenz: Leuchtendes Scharlach → Dunkelrot → Grün
Dominantes Pigment: Anthocyane
Dauer der Verfärbung: 12–16 Tage
Züchter / Jahr: Oglesby Plants International, Florida (US PP14,210 – 2003)
Charakter: Ausdrucksstark und langanhaltend; gezüchtet, um den roten Austrieb besonders stabil zu zeigen.
Farbsequenz: Feuerrot → Orange-Bronze → Grün
Dominantes Pigment: Anthocyane
Dauer der Verfärbung: 8–10 Tage
Herkunft: Gewebekultur-Ableitung aus der roten Linie von Oglesby
Charakter: Schnell wachsend und lebhaft; ideal für Sammler, die den ständigen Wandel schätzen.
Farbsequenz: Kupferrot → Olivgrün → Dunkelgrün
Dominantes Pigment: Anthocyane
Dauer der Verfärbung: 14–18 Tage
Züchter / Jahr: Oglesby Plants International, Florida (US PP14,116 – 2003)
Charakter: Kräftiger, architektonischer Hybrid mit anhaltend rötlichen Blattstielen, die den Farbakzent bewahren.
🟡 Die Goldenen – Carotinoide & Chlorophyll im Gleichklang
Diese Sorten leuchten durch Carotinoide, goldene Pigmente, die mit Chlorophyll harmonieren und einen sanften, sonnenaufgangsähnlichen Glanz erzeugen. Sie zeigen das warme Spektrum des Philodendron-Farbzyklus – leuchtend, aber nie grell.
Farbsequenz: Orange → Apricot → Gelbgrün → Mittelgrün
Dominante Pigmente: Carotinoide mit geringem Anthocyan-Anteil
Dauer der Verfärbung: 10–14 Tage
Züchter / Jahr: Howard N. Miller, Florida (US PP6,797 – 1989)
Abstammung: Komplexer Hybrid aus P. erubescens, P. domesticum, P. wendlandii und P. imbe
Charakter: Freundlich und hell – der Hybrid, der die orange Linie begründete und selbstständige Philodendren neu definierte.
Farbsequenz: Neon-Gelb → Limettengrün → Grün
Dominantes Pigment: Carotinoide
Dauer der Verfärbung: 8–10 Tage
Herkunft: Nicht patentierter Hybrid aus den 1990ern, vermutlich mit P. erubescens-Erbgut
Charakter: Ruhig und strahlend – bekannt für sein gleichmäßiges Leuchten statt dramatischen Farbwechsel.
Farbsequenz: Rotorange → Chartreuse → Grün
Dominante Pigmente: Kombination aus Carotinoiden und Anthocyanen
Dauer der Verfärbung: 10–12 Tage
Herkunft: Moderne Gewebekultur-Selektion (2010er), gezüchtet für maximale Innenhelligkeit
Charakter: Ausgeglichen und warm – Vertreter der neuesten goldenen Hybridlinie.
Jedes Blatt ist ein Miniatur-Sonnenaufgang – kurz, intensiv und völlig natürlich.
Ob Rot oder Gold – alle Hybriden folgen demselben genetischen Prinzip: zuerst Farbe zum Schutz, dann Grün für Energie.Wer sich für andere gelblich getönte Sorten mit dauerhaften Mustern interessiert, findet Vergleichsmöglichkeiten im Artikel Vergleich der Philodendron-Sorten ‘Orange Marmalade’, ‘Calkin’s Gold’ und ‘Painted Lady’.
💡 Was wichtig ist
Anthocyanin-reiche Sorten zeigen planbare Rot- bis Kupferverläufe.
Carotinoid-basierte Linien erzeugen stabile, goldene Töne mit sanften Übergängen.
Die Dauer des Farbwechsels hängt von Licht und Temperatur ab – nicht von Dünger oder Stress.
Alle bleiben kompakt, selbstständig wachsend und genetisch auf ontogenetischen Farbwechsel, nicht auf Variegation, programmiert.
Jedes dieser Blätter ist ein Stück lebende Wissenschaft – kurz aufflammende Farbe, entstanden aus Evolution und verfeinert durch Züchtung.
6. Licht, Zeit & das „Verblassen“ – angewandte Wissenschaft
Nachdem du die Philodendren kennengelernt hast, die den Farbwechsel berühmt gemacht haben, bleibt die Frage: Wie beeinflussen Licht, Nährstoffe und Zeit, wie lange jede Farbphase anhält?Jedes Blatt folgt derselben ontogenetischen Abfolge, aber die Kulturbedingungen bestimmen das Tempo.
Junge Blätter – vorübergehende Schutzrüstung
Wenn sich ein neues Blatt entfaltet, ist es dünn, durchscheinend und physiologisch empfindlich. Um sich zu schützen, reichert es Anthocyane (Rotpigmente) und Carotinoide (Gelbtöne) an. Diese Pigmente absorbieren überschüssiges Licht und wirken wie ein natürlicher Sonnenschutz, bis das Gewebe dicker wird und die Photosynthese stabil läuft.
Blattstiele & Mittelrippen – Farbe, die bleibt
Selbst wenn das Blatt grün wird, behalten Blattstiele und Mittelrippen oft einen rötlichen oder bordeauxfarbenen Ton.Das liegt daran, dass Anthocyane in diesen Stützgeweben länger aktiv bleiben und die Leitungsbahnen vor oxidativem Stress schützen.Dieses anhaltende Rot ist das Markenzeichen vieler selbstständiger Philodendren – besonders jener Hybriden mit farbigen Stielen.
Licht & Farbintensität
Licht löst den Farbwechsel nicht aus, sondern beeinflusst nur die Pigmentkonzentration – also, wie intensiv jede Phase sichtbar ist.Die genetische Zeitschaltung bleibt unverändert.
Helles, indirektes Licht: Verstärkt die Anthocyan-Ausprägung und verlangsamt das Verblassen, da die Pflanze weniger Chlorophyll „eilig“ bilden muss.
Schwaches Licht: Beschleunigt die Chlorophyllbildung – die farbige Phase verkürzt sich.
Kühle Nächte: Verlangsamen die Enzymaktivität in der Chlorophyll-Synthese (vor allem NADPH–Protochlorophyllid-Oxidoreduktase, kurz POR) – Pigmente bleiben etwas länger sichtbar.
Wenn neue Blätter rasch vergrünen, ist das meist eine Anpassung an weniger Licht, kein Zeichen für Stress.
Für eine detaillierte Übersicht über Innenlicht-Werte siehe Wenig Licht bei Zimmerpflanzen – Mythen, Messwerte & Fakten
Nährstoffe & der „Grünfaktor“
Nährstoffe beeinflussen weniger die Pigmente selbst, sondern deren Wechseltempo.Hoher Stickstoffgehalt fördert die Chlorophyllproduktion – das verkürzt die bunte Phase.Eine ausgewogene Düngung (z. B. Verhältnis 3–1–2 oder 5–2–3) unterstützt gesundes Wachstum, ohne den Farbwechsel zu überstürzen.
Maß halten ist entscheidend: So bleibt der Übergang fließend und natürlich – nicht forciert.Mehr Details dazu findest du im Artikel Der beste Dünger für Zimmerpflanzen.
Der Lebenszyklus eines Blattes
Entwicklungsphase | Sichtbare Farbe | Zentrale Prozesse | Pflege-Schwerpunkt |
|---|---|---|---|
Neu | Rot / Orange / Gelb | Schutzpigmente aktiv, Gewebe weich | Nicht umstellen oder überdüngen; Blatt natürlich aushärten lassen |
Übergang | Limettengrün → Grün | Steigende Chlorophyll-Synthese | Licht konstant halten, Substrat gleichmäßig feucht |
Reif | Sattgrün | Volle Photosyntheseleistung | Normale Pflege fortsetzen; nächster Austrieb folgt bald |
Jede Phase ist vorhersehbar – und das Verblassen ist kein Problem, sondern ein physiologischer Meilenstein.
💡 Was wichtig ist
Der Zeitpunkt des Verblassens wird durch Entwicklungsrhythmus, nicht durch Licht allein bestimmt.
Ausgewogene Düngung und gleichmäßige Beleuchtung halten den Farbverlauf natürlich stabil.
Kühle Bedingungen verlängern die Pigmentphase leicht, ohne der Pflanze zu schaden.
Grün bedeutet volle Leistung – nicht verlorene Schönheit.
Das Verblassen ist keine Schwäche, sondern der Moment, in dem das Blatt seine volle Energieeffizienz erreicht.

7. Wenn Farbwechsel etwas anderes bedeutet
Nicht jeder Farbwechsel erzählt dieselbe Geschichte. Manche Pigmente erscheinen und verblassen durch Licht- oder Temperaturänderungen, andere sind fest im Erbgut einer Pflanze verankert. Zu erkennen, welcher Typ vorliegt, hilft dir, den natürlichen ontogenetischen Farbwechsel von Umweltstress oder echter Panaschierung zu unterscheiden.
A. Umweltbedingte oder reversible Pigmentbildung
Manchmal „erröten“ Blätter aus Umweltgründen – nicht wegen Alter oder genetischer Anlage.Wenn Pflanzen starkem Licht, kühlen Nächten oder leichtem Stress ausgesetzt sind, aktivieren sie Gene, die kurzfristig mehr Anthocyane produzieren. Das ist eine vorübergehende Schutzreaktion: Es entstehen rote oder violette Töne – besonders an Rändern oder Blattunterseiten – um überschüssiges Licht zu absorbieren und Zellstress zu reduzieren.
Beispiele, die du vielleicht kennst:
Tradescantia zebrina – entwickelt unter starkem Licht intensivere violette Streifen, die im Schatten verblassen.
Hoya carnosa ‘Krimson Princess’ – färbt sich bei hoher Lichtintensität zartrosa, wird bei weniger Licht wieder grüner.
Echeveria-Arten – zeigen rote Spitzen bei Sonne oder kühleren Temperaturen.
✗ Mythos: Rote Blätter bedeuten Sonnenbrand.
✓ Fakt: Mäßige Farbveränderung ist Schutz, kein Schaden. Erst wenn Gewebe weiß oder braun wird, also Zellen absterben, hat der Stress die Toleranzgrenze überschritten.
Wenn Licht oder Temperatur sich stabilisieren, bauen sich die zusätzlichen Pigmente wieder ab – das Blatt kehrt zu Grün zurück. Es ist also eine reversible „Bräune“, keine dauerhafte Färbung.
Für mehr Hintergrundwissen zu lichtbedingten Pigmentreaktionen siehe Sonnenstress oder Sonnenbrand? Erkennen, vorbeugen & behandeln oder Pflanzenlampen für Zimmerpflanzen: Der ultimative Guide zu PAR, PPFD & richtigem Kunstlicht. S
💡 Sowohl kühle Temperaturen als auch Vollspektrum-LEDs können die Anthocyan-Bildung leicht verlängern – ohne Schaden anzurichten.

B. Echte Panaschierung – dauerhafte Muster
Im Gegensatz zu reversiblen Pigmentveränderungen entsteht echte Panaschierung durch genetische Mosaike – stabile Farbunterschiede im Zellgewebe.Jede hellere oder farbige Fläche entsteht beim Zellwachstum und bleibt dauerhaft bestehen, sobald das Blatt ausgereift ist.
Beispiele:
Philodendron ‘Pink Princess’ – rosa Marmorierung entsteht durch Zellen, die Anthocyane produzieren.
Monstera deliciosa ‘Thai Constellation’ – cremefarbene Bereiche entstehen durch Zellen, die kein Chlorophyll bilden.
Diese Muster sind ornamental, nicht funktional. Sie erfüllen keine Schutzfunktion wie Anthocyan-Flushes. Da nicht-grüne Flächen keine Photosynthese betreiben, wachsen panaschierte Pflanzen in der Regel langsamer und benötigen präzise Lichtbalance, um Energieverlust zu vermeiden.
Für eine detaillierte Erklärung, wie genetische Chimären entstehen und bestehen bleiben, lies Bunt panaschierte Zimmerpflanzen erklärt – Pigmente, Genetik & Pflege.
Schnellvergleich
Typ | Reversibel? | Beispiel | Mechanismus |
|---|---|---|---|
Ontogenetisch (altersbedingt) | ❌ Nein | Philodendron ‘Prince of Orange’ | Entwicklungsbedingter Pigmentabbau während der Blattreife |
Umweltbedingt (Licht / Stress) | ✅ Ja | Hoya carnosa ‘Krimson Princess’ | Kurzfristige Anthocyan-Reaktion auf Licht oder Temperatur |
Panaschierung (genetisches Muster) | ❌ Nein | Philodendron ‘Pink Princess’ | Stabiles Zellmosaik, fest im Wachstum angelegt |
💡 Zusammenfassung
Wenn Farbe am neuen Austrieb erscheint und mit der Reife verblasst → ontogenetisch.
Wenn Farbe durch Licht oder Kälte zunimmt und später verschwindet → umweltbedingt.
Wenn Farbe als festes Muster bleibt → genetische Panaschierung.
Einer verblasst mit dem Alter, einer reagiert auf Licht, einer bleibt fürs Leben – jedes Pigment erzählt seine eigene Geschichte.
Wenn du diese Signale lesen kannst, verstehst du, was sie für Pflege und Erwartungen bedeuten – und wie du jede Farbphase authentisch erhältst.
8. Farben ehrlich halten – Pflege & Erwartungsmanagement
Wenn du dich schon einmal gefragt hast, wie du die frischen, farbintensiven Blätter deines Philodendron länger leuchtend hältst, lautet die Antwort: Balance – aus Licht, Nährstoffen, Luftfeuchtigkeit und Zeit.Das Verblassen kannst du nicht verhindern (es ist biologisch programmiert), aber du kannst Bedingungen schaffen, die jede Farbphase optimal zur Geltung bringen.
Licht – der Schlüssel zu kräftiger Farbe
Sorge für helles, gefiltertes Licht, niemals grelle direkte Sonne.Der ideale Standort ist ein helles Ost- oder Westfenster oder eine Vollspektrum-LED (5 000–6 500 K) mit etwa 5 000–12 000 Lux auf Blatthöhe.Gleichmäßige Helligkeit verstärkt Rot- und Orangetöne und sorgt dafür, dass neue Blätter ihr volles Pigment entfalten, bevor sie natürlich vergrünen.
Zu wenig Licht dagegen beschleunigt die Chlorophyllbildung – die farbige Phase verkürzt sich.
Für praxisnahe Werte siehe Wenig Licht bei Zimmerpflanzen – Mythen, Messwerte & Fakten
Substrat – das Fundament der Farbe
Verwende eine luftige, gut drainierende Aroid-Mischung aus Rinde, Perlite und Kokoschips.Gesunde, sauerstoffreiche Wurzeln unterstützen die Pigmentbildung.Gieße erst, wenn die oberen Zentimeter des Substrats leicht abgetrocknet sind – nicht früher.Schwere, verdichtete Erde führt zu Sauerstoffmangel, stumpfen Farben und geschwächtem Wachstum.
Detaillierte Mischungen findest du im Artikel Der ultimative Leitfaden für Zimmerpflanzensubstrate: Schaffe das perfekte Zuhause für deine grünen Mitbewohner
Dünger – Wachstum gleichmäßig, nicht erzwungen
Dünge maßvoll mit einer ausgewogenen, stickstoffarmen Formel wie 3–1–2 oder 5–2–3.Zu viel Stickstoff treibt die Chlorophyllproduktion an – die Pflanze vergrünt schneller.Leichte, regelmäßige Düngung während der Wachstumszeit hält den Übergang sanft und die Pigmentphasen harmonisch.Im Winter, wenn die Stoffwechselaktivität sinkt, Düngung pausieren oder stark verdünnen.
Mehr dazu im Einsteiger-Guide zum Düngen von Zimmerpflanzen.
Luftfeuchtigkeit & Temperatur – den Farbzyklus schützen
Halte die Luftfeuchtigkeit zwischen 50 % und 65 % und die Temperatur um 20–26 °C.Plötzliche Temperaturschwankungen können die Pigmententwicklung stören oder das Wachstum hemmen.Entscheidend ist Stabilität, nicht maximale Feuchte.Stelle Pflanzen zusammen oder nutze semihydroponische Substrate, um das Mikroklima konstant zu halten – kein Sprühen oder Kieselschalen nötig.
Für weitere Tipps lies Luftfeuchtigkeit meistern – gesunde Zimmerpflanzen mit stabilem Klima.
Pflege-Mythen im Faktencheck
✗ Mythos: Mehr Sonne hält Blätter länger orange.
✓ Fakt: Licht beeinflusst die Intensität, nicht die Dauer.Das Verblassen ist genetisch festgelegt – ein Zeichen gesunder Entwicklung, kein Pflegefehler.
💡 Das Verblassen ist die Art deiner Pflanze, dir zu sagen: „Ich bin erwachsen geworden.“
Schnelle Farbpflege-Checkliste
Aspekt | Beste Praxis | Warum es zählt |
|---|---|---|
Licht | Hell, indirekt (8 000–15 000 Lux) | Fördert Pigmentausprägung ohne Stress |
Substrat | Luftige Aroid-Mischung | Verhindert Wurzelstau und matte Farben |
Dünger | Ausgewogen (3–1–2 / 5–2–3) | Vermeidet übermäßige Vergrünung durch Stickstoff |
Luftfeuchte | 50–65 %, stabil | Schützt Pigmentbildung und Gewebestabilität |
💡 Beständigkeit ist das eigentliche Geheimnis. Je stabiler dein Umfeld, desto intensiver und verlässlicher erscheinen die Farbschübe – jedes Verblassen ist der Beweis, dass das Wachstum funktioniert.
9. Häufige Fragen
Selbst erfahrene Sammler wundern sich manchmal über die Farbveränderungen ihrer Pflanzen. Hier findest du eine kurze, mythenfreie Übersicht zu den häufigsten Fragen.
F1: Kann ich die Blätter orange oder rot behalten?
Nein. Jedes Blatt wird unvermeidlich grün, sobald der Chlorophyllgehalt steigt.Die Farbphase ist ein Entwicklungsstadium, kein dauerhaftes Merkmal.Aber: Bei jedem neuen Austrieb wiederholt sich der Zyklus – das ist der eingebaute Wachstumsrhythmus deiner Pflanze.
F2: Warum war diese Farbphase so blass?
Meist liegt es an zu wenig Licht oder zu viel Dünger.Beides fördert die Chlorophyllbildung und verkürzt damit die bunte Phase.Ein schnelleres Verblassen ist kein Fehler – es bedeutet nur, dass das Blatt schneller ausgereift ist als üblich.
F3: Betreiben farbige Blätter überhaupt Photosynthese?
Ja. Auch rote oder orangefarbene Blätter enthalten Chlorophyll unter den Schutzpigmenten.Diese Pigmente wirken wie eine Sonnenbrille – sie filtern Licht, blockieren es aber nicht.
F4: Verlangsamt der Winter den Farbwechsel?
Ja. Kühle Temperaturen und kürzere Tage bremsen den Stoffwechsel, sodass Pigmente länger sichtbar bleiben.Das ist kein Problem, sondern ein natürlicher langsamerer Rhythmus.
→ Mehr dazu im Artikel Ruhephase bei Zimmerpflanzen – echte Pause oder Stressreaktion?
F5: Ist Verblassen ein schlechtes Zeichen?
Nein. Das Verblassen zeigt, dass das Blatt seine Reife erreicht hat.Nur wenn der Farbverlust von Welken, Flecken oder Gewebeschäden begleitet wird, deutet das auf Stress hin.
Wenn du dir unsicher bist, was Mythos und was Wahrheit ist, lies Zimt, Eiswürfel und bunt lackierte Sukkulenten: Irrtümer und Mythen in der Pflanzenpflege
10. Das große Ganze – Farbe als Sprache der Pflanze
Jeder Farbton, den ein Blatt zeigt, hat eine Funktion:
🔴 Rot = Schutz
(Anthocyane schirmen junges Gewebe vor zu viel Licht und Stress ab.)
🟡 Gelb = Übergang
(Carotinoide regulieren den Lichtfluss und markieren den Wechsel von Schutz zu aktiver Photosynthese.)
🟢 Grün = Reife
(Chlorophyll dominiert – das Blatt ist jetzt selbstständig und voll leistungsfähig.)
Jedes Blatt erzählt den Zeitverlauf seines Wachstums – die Art der Natur, Entwicklung in Zeitlupe sichtbar zu machen.Durch moderne Züchtung wurde dieser uralte Schutzmechanismus zu lebender Kunst: kurze Pigmentblitze, von der Evolution geschaffen und für das Leben im Innenraum verfeinert.
Wenn dein nächstes neues Blatt also rot, orange oder gelb erstrahlt, weißt du nun, was es dir sagt – und warum die Botschaft immer in Grün endet.
📌 Was du dir merken kannst
Die Farbe neuer Blätter ist natürlich und vorübergehend.
Licht beeinflusst die Intensität, nicht die Dauer.
Verblassen bedeutet Erfolg, nicht Rückschritt.
Beobachte das nächste neue Blatt – du siehst dabei Evolution, Züchtung und Wachstum in Echtzeit.
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11. Literatur & weiterführende Quellen
Wissenschaft & Pflanzenphysiologie
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Zusätzlicher physiologischer & ökologischer Kontext
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