Nachts atmende Pflanzen – CAM-Photosynthese einfach erklärt
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Warum CAM für deine Pflanzen wichtig ist
Nachts atmende Zimmerpflanzen
Warum gedeiht dein Geldbaum (Crassula ovata) wochenlang ohne Wasser, während dein Farn schon nach einer ausgelassenen Gießrunde schlappmacht? Warum brauchen Orchideen kühle Nächte, um Blüten anzusetzen, während Monstera das nicht tun? Die Antwort liegt in einer völlig anderen Form der Photosynthese.
Die meisten gängigen Zimmerpflanzen sind sogenannte C₃-„Tagatmer“. Sie öffnen ihre Spaltöffnungen (Stomata) tagsüber, nehmen Kohlendioxid auf und verwandeln es direkt in Zucker. Eine besondere Pflanzengruppe – darunter viele Sukkulenten wie Kakteen, Geldbaum (Crassula ovata) und Aloe, außerdem Tillandsien, Bromelien, bestimmte Orchideen und robuste Überlebenskünstler wie der Bogenhanf (Sansevieria, heute Dracaena trifasciata) – hat den Ablauf vor Millionen Jahren umgestellt. Nicht jede sukkulente Art läuft über CAM, und sogar einige dünnblättrige Epiphyten oder Farne können es nutzen. Der gemeinsame Nenner: Der Gasaustausch wird in die Nacht verlegt (Smith & Winter 1996; Holtum & Winter 1999; Heyduk 2022).
Diese Strategie heißt Crassulacean Acid Metabolism (CAM) – benannt nach der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae), bei der sie erstmals erforscht wurde. Indem CAM-Pflanzen den Gasaustausch in die kühleren, feuchteren Nachtstunden verlagern, verlieren sie deutlich weniger Wasser und produzieren dennoch die benötigten Zucker.
Für Pflanzenliebhaber erklärt das, warum:
Sukkulenten lange Trockenphasen überstehen, aber langsam wachsen
Tillandsien besonders gut auf abendliches Einsprühen reagieren
viele Orchideen bei nächtlicher Temperaturabsenkung zuverlässiger blühen
Bogenhanf fast jede Vernachlässigung verzeiht
CAM ist also nicht nur ein Überlebenstrick für drinnen. Forschende sehen darin auch ein Modell, wie zukünftige Nutzpflanzen mit weniger Wasser in einer wärmeren Welt auskommen könnten. Und wer CAM versteht, weiß, warum ein Geldbaum bei zu viel Wasser fault – aber bei Knappheit geradezu aufblüht.

Inhalt:
Die Wissenschaft hinter der CAM-Photosynthese
Ein Zwei-Schicht-Arbeitstag für Pflanzen
Anstatt wie C₃-Pflanzen kontinuierlich zu photosynthetisieren, laufen CAM-Arten in einem Tag-/Nacht-Schichtsystem:
Nacht (Phase I): Die Spaltöffnungen (Stomata) öffnen sich, CO₂ strömt ein, und das Enzym PEP-Carboxylase bindet es. Der Kohlenstoff wird in Apfelsäure umgewandelt und in großen Vakuolen gespeichert. Bis zum Morgengrauen ist das Zellinnere messbar saurer.
Tag (Phase III): Die Spaltöffnungen bleiben geschlossen. Die gespeicherte Apfelsäure wird abgebaut, CO₂ wird direkt neben Rubisco freigesetzt, das den Calvin-Zyklus zur Zuckerproduktion antreibt. Licht liefert die Energie, es findet jedoch kein neuer Gasaustausch statt.
➜ Ergebnis: Photosynthese läuft tagsüber weiter, ohne dass die Pflanze Wasser verliert.
🔗 Neugierig, wie diese winzigen Poren bei verschiedenen Pflanzengruppen funktionieren? Unser Leitfaden zu Spaltöffnungen erklärt ihre Rolle im Gasaustausch und in der Wasserregulation verständlich: Was sind Stomata und warum sind sie für Zimmerpflanzen wichtig?
Die vier Phasen des CAM-Zyklus
Botaniker unterteilen CAM in vier tägliche Phasen:
Phase I (Nacht): Spaltöffnungen offen, CO₂ wird fixiert, Säuren gespeichert.
Phase II (Morgendämmerung): Manche Arten halten die Stomata kurzzeitig geöffnet, um zusätzliches CO₂ aufzunehmen, wenn das Licht zunimmt.
Phase III (Tag): Spaltöffnungen geschlossen, Säuren werden decarboxyliert, Zucker aufgebaut.
Phase IV (Später Nachmittag): Bei einigen Arten öffnen sich die Stomata vor Einbruch der Dunkelheit noch einmal kurz.
💡 Unter extremer Trockenheit können Phase I & IV entfallen – die Stomata bleiben Tag und Nacht geschlossen, und die Pflanze recycelt ausschließlich ihr eigenes CO₂ aus der Atmung. Dieser Überlebensmodus heißt CAM-Idling (Überlebensstillstand).
Wassernutzungseffizienz & Kohlenstoff-Bilanz
Ein Hauptgrund, warum CAM-Pflanzen so erfolgreich sind, ist ihre außergewöhnliche Wassernutzungseffizienz. Studien zeigen: Sie binden Kohlenstoff mit drei- bis sechsmal weniger Wasserverlust als C₃-Pflanzen. Deshalb können Agaven und Kakteen in Lebensräumen überleben, in denen Gräser oder Kulturpflanzen absterben. Der Nachteil: Geschwindigkeit. CAM-Pflanzen erzielen oft nur ein Zehntel des täglichen Kohlenstoffgewinns einer gut bewässerten C₃-Pflanze. Praktisch bedeutet das: enorme Überlebenskraft bei Knappheit, aber deutlich langsameres Wachstum als „Tagatmer“.
Zahlen & Fakten – CAM im Überblick
Wassernutzungseffizienz (WUE): Typisch 2,6–20-mal höher als bei C₃-Pflanzen, in Extremfällen bis zu 40-mal (Lüttge 2004; BioNumbers BNID 100673).
Täglicher Kohlenstoffgewinn: Im Durchschnitt niedriger als bei C₃-Pflanzen, aber variabel. Obligate CAM-Sukkulenten können bei guter Wasserversorgung vergleichbare Raten wie C₃ erreichen, während fakultative CAM-Arten unter Stress oft nur 10–20 % ihres Kohlenstoffs über den Nachtzyklus fixieren (Winter & Smith 1996; Herrera 2008; Moreno-Villena et al. 2022).
δ¹³C-Signatur: Typischerweise –29 bis –11‰, überlappend mit C₃ (–34 bis –24‰) und C₄ (–15 bis –9‰). CAM-Werte verschieben sich je nach Anteil der nächtlichen vs. täglichen CO₂-Aufnahme (Osmond et al. 1996; Winter & Smith 1996; Holtum & Winter 1999).
➜ Praxisrelevanz für Zimmerpflanzen-Halter: CAM-Pflanzen sind effiziente Wassersparer – aber keine Wachstumssprinter.
🔗 Manche Zimmerpflanzen stoßen nachts sogar überschüssiges Wasser aus – dieser Vorgang heißt Guttation. Auch das ist eine Strategie, um den Wasserhaushalt zu steuern: Guttation bei Pflanzen – warum Blätter nachts Wassertropfen abgeben.
Enzyme hinter dem Zyklus
CAM stützt sich auf ein präzise getaktetes Enzym-Set:
PEP-Carboxylase (PEPC): Bindet nachts CO₂.
Malat-Transporter: Befördern die organischen Säuren in die Vakuolen.
Decarboxylasen: Geben tagsüber CO₂ frei. Unterschiedliche Pflanzengruppen nutzen dabei verschiedene Enzyme – Kakteen setzen häufig auf das NADP-Malat-Enzym, manche Orchideen hingegen auf PEPCK.
Rubisco: Führt tagsüber den Calvin-Zyklus durch, gespeist vom intern freigesetzten CO₂.
Diese Vielfalt (NADP-ME vs. NAD-ME vs. PEPCK) zeigt: CAM ist kein starrer Stoffwechselweg, sondern hat sich mehrfach unabhängig entwickelt – mit unterschiedlichen biochemischen „Lösungen“, die aber auf dieselbe Überlebensstrategie hinauslaufen.
Eine eingebaute innere Uhr
CAM ist eng mit der inneren Uhr (zirkadianer Rhythmus) einer Pflanze verbunden. Gen-Netzwerke, die diesen Rhythmus steuern, kontrollieren sowohl die Öffnung der Spaltöffnungen als auch die Aktivierung der Enzyme. Das erklärt, warum viele Orchideen und Bromelien am besten funktionieren, wenn die Nächte deutlich kühler sind als die Tage: Fehlt dieses tägliche Signal, verschwimmt ihr Rhythmus und CAM läuft weniger effizient.
Wie Wissenschaftler CAM-Pflanzen erkennen
Forscher bestätigen CAM-Aktivität vor allem auf zwei Wegen:
Nächtliche Versauerung: Die Blätter sind am Morgen messbar saurer, weil sich über Nacht Apfelsäure angesammelt hat.
Kohlenstoff-Isotopenmuster (δ¹³C): Eines der klarsten Merkmale für CAM ist die δ¹³C-Signatur. Typisch sind Werte zwischen –29 und –11‰, abhängig davon, wie viel Kohlenstoff nachts fixiert wurde. Diese Werte überlappen mit C₃-Pflanzen (–34 bis –24‰) und C₄-Pflanzen (–15 bis –9‰). Je negativer der Wert, desto C₃-ähnlicher das Verhalten; Werte näher an –11‰ zeigen eine stärkere Abhängigkeit von der nächtlichen CAM-Fixierung (Osmond et al. 1996; Winter & Smith 1996; Holtum & Winter 1999).
➜ Praxisrelevanz: CAM-Pflanzen „sparen Kohlenstoff in der Nacht an und geben ihn tagsüber aus“. Dieses rhythmische System macht sie besonders trockenheits- und hitzeresistent, setzt ihrem Wachstumstempo aber klare Grenzen.

Evolution & Typen von CAM
Wie und warum CAM entstanden ist
Konvergente Lösung für dasselbe Problem: CAM hat sich unabhängig voneinander viele Male entwickelt – mindestens 35-mal, möglicherweise sogar über 60-mal – in rund 36 Pflanzenfamilien und mehr als 400 Gattungen (Smith & Winter 1996; Bräutigam et al. 2017; Sage et al. 2023). Insgesamt zeigen etwa 6 % aller Gefäßpflanzen in irgendeiner Form CAM (Lüttge 2004; Holtum 2023).
Hauptantrieb: Wassermangel und hohe Verdunstung am Tag (heiß-trockene Luft, die Wasser aus den Blättern zieht). CAM verlegt die CO₂-Aufnahme in die kühleren, feuchteren Nachtstunden und reduziert so den Wasserverlust durch Transpiration drastisch.
Weitere Auslöser:
Unregelmäßiger Wasserzugang (z. B. Epiphyten auf Rinde oder Fels, die eher Nebel/Tau als Bodenwasser nutzen).
Salz- oder Nährstoffstress (z. B. Küstenstandorte, alkalische Substrate).
CO₂-Mangel in speziellen Nischen (z. B. bei einigen Wasserpflanzen).
Hohe Licht- und Hitzebelastung (CAM reduziert Photorespiration, da Rubisco mit intern freigesetztem CO₂ gesättigt wird).
Anatomische Voraussetzungen: Viele CAM-Pflanzen sind sukkulent – sie besitzen große Vakuolen zur Speicherung von Apfelsäure, dicke Cuticula und ein geringes Verhältnis von Oberfläche zu Volumen. Epiphyten sind oft weniger „fleischig“, verfügen aber trotzdem über ausreichende Speicher- und Transportkapazitäten, um den Zyklus zu betreiben.
Warum CAM nicht überall vorkommt: Die tägliche Zuckerproduktion ist gedeckelt – sie hängt davon ab, wie viel CO₂ nachts gespeichert wurde. Hinzu kommt der zusätzliche Energieaufwand (ATP) für Transport und Verarbeitung von Malat. In üppigen, gut bewässerten Habitaten sind C₃- oder C₄-Pflanzen daher produktiver. Übersetzt: CAM-Pflanzen sind überragende Überlebenskünstler, aber keine Wachstumssprinter.
➜ Praxisrelevanz für Zimmerpflanzen: CAM ist das, was Kakteen, Aloen, Agaven, viele Bromelien und Orchideen am Leben hält und ihnen sogar Zuckerproduktion ermöglicht – in Bedingungen, bei denen klassische Blattpflanzen (C₃) längst aufgegeben hätten.
Abstufungen von CAM – ein Regler, kein Schalter
CAM sollte man nicht als einfaches An/Aus-System sehen, sondern als Kontinuum. Manche Linien sind konsequente Nachtatmer, andere können je nach Stresslage umschalten, viele Arten liegen dazwischen.
A) Obligate CAM: Nutzen CAM dauerhaft, sobald die Pflanze ausgereift ist – z. B. die meisten Kakteen, viele Agaven und Aloen sowie zahlreiche Bromelien. Nicht jede Art innerhalb dieser Gattungen ist CAM, aber die Mehrheit bleibt konsequent dabei (Smith & Winter 1996; Lüttge 2004).
B) Fakultative CAM: Verhalten sich unter guten Bedingungen wie C₃-Pflanzen, schalten aber bei Trockenheit, Salzstress oder starker Sonneneinstrahlung auf CAM um. Der Wechsel kann innerhalb weniger Tage erfolgen, oft kehrt die Pflanze nach Ende der Stressphase wieder zurück. Klassische Beispiele: Mittagsblume (Mesembryanthemum crystallinum), einige Sedum, Clusia, Portulak (Portulaca oleracea) und verschiedene Orchideen (Cushman & Borland 2002; Winter & Holtum 2014; Moreno-Villena et al. 2022).
C) CAM-Cycling und CAM-Idling: Überlebensmodi, bei denen die Stomata nur minimal oder gar nicht geöffnet werden und das intern entstehende CO₂ recycelt wird. Spart Wasser, stoppt aber auch das Wachstum (Osmond et al. 1996).
D) Schwaches oder partielles CAM: Systeme mit geringer Kapazität, bei denen nur ein Bruchteil des CO₂ nachts fixiert wird. Zimmerpflanzen-Beispiele: Bogenhanf (Dracaena trifasciata), Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia), einige Yucca und manche Hoya.
E) Doppelsysteme: Manche Linien kombinieren CAM mit einem anderen Stoffwechselweg, z. B. Clusia (C₃ + CAM) oder Portulak (Portulaca oleracea, C₄ + CAM). Diese Fälle zeigen, wie flexibel Pflanzen ihren Kohlenstoff-Stoffwechsel gestalten können (Moreno-Villena et al. 2022).
Wichtig: Die CAM-Intensität kann nicht nur zwischen Arten, sondern auch innerhalb einer Pflanze schwanken. Viele Keimlinge starten im C₃-Modus und entwickeln stärkeres CAM, sobald das Gewebe sukkulenter wird (Winter & Holtum 2014).
Was den „Regler“ steuert – Regulation von CAM
Wasserstatus: Trockenheit ist der stärkste und verlässlichste Auslöser für CAM oder eine höhere CAM-Intensität.
Salz-/Nährstoffstress: Salzige oder nährstoffarme Substrate können CAM in fakultativen Arten aktivieren oder verstärken.
Licht & Hitze: Hohe Strahlung und Hitze machen tagsüber geöffnete Stomata kostspielig; CAM reduziert diesen Verlust.
Nachttemperatur: Kühlere Nächte im Vergleich zum Tag stabilisieren den stomatären Rhythmus; warme Nächte können die CAM-Amplitude dämpfen.
Entwicklungsstadium: Viele Arten beginnen als C₃-Pflanzen und schalten erst im Laufe der Entwicklung – etwa bei Keimlingen von Kakteen – auf CAM um, sobald das Gewebe sukkulenter wird.
Zirkadiane Uhr: Gen-Netzwerke steuern das Timing von PEPC (nachts) und Decarboxylasen (tagsüber). Das ist genetisch festgelegt und wird zusätzlich durch Umweltbedingungen moduliert.
➜ Praxisrelevanz für Pflanzenfreunde: Mehr Dünger macht CAM-Pflanzen nicht schneller. Unterstütze ihren Rhythmus besser mit hellen Tagen, kühleren Nächten und echten Trockenphasen.
Praktische Zuordnung – CAM-Typen & Pflege
Obligate CAM (Kakteen, Agave, Aloe, viele Tillandsien):
Viel Licht bis volle Sonne, gründlich wässern und komplett abtrocknen lassen.
Im Winter nur sehr wenig Wasser, niemals kalt-nass halten.
Wachstum langsam und kompakt; zu viel Wasser oder Dünger führt schnell zu Fäulnis.
Fakultative CAM (Mittagsblumen, einige Sedum, manche Orchideen, Clusia, Portulak):
Unter komfortablen Bedingungen wachsen sie schneller und trinken mehr.
Unter Stress ziehen sie sich in den CAM-Modus zurück.
Pflege nach Saison: mehr Wasser und Dünger in Wachstumsphasen, deutliche Reduktion bei Hitze, Trockenheit oder Kälte.
Epiphytische CAM (viele Orchideen, Tillandsien, Bromelien):
Luft um die Wurzeln, kein dichter Boden.
Abends wässern oder einsprühen, damit die Stomata offen sind, aber bis zum Morgen wieder abgetrocknet.
Eine Nachtabsenkung von 5–10 °C verbessert den Rhythmus und fördert die Blüte.
Schwaches CAM (Bogenhanf, Glücksfeder):
Anfängerfreundlich. Viel Licht bevorzugt, kommt aber auch mit wenig aus.
Selten gießen.
Luftreinigungs-Effekte nicht überschätzen – der eigentliche Vorteil ist Robustheit.
Häufige Irrtümer & Realität
Häufig gehört: „Sie photosynthetisieren nachts, also ist Licht egal.“ Falsch. Tageslicht liefert die Energie für Zuckerproduktion; nachts wird nur CO₂ gespeichert. Kein Licht = kein Wachstum.
„Abendliches Gießen ist immer besser.“ Irreführend. Bei epiphytischen CAM-Pflanzen (Orchideen, Tillandsien, Bromelien) passt Abendbewässerung zum Rhythmus – wenn Blätter und Wurzeln bis zum Morgen wieder trocken sind (Osmond et al. 1996; Winter & Smith 1996). Bei Wüstensukkulenten ist das Timing zweitrangig; wichtiger sind Drainage und Temperatur, da stehendes Wasser in kühler Luft schnell zu Fäulnis führt. Grundregel: Pflege an den Naturstandort anpassen.
„Alle Sukkulenten sind CAM.“ Stimmt nicht. Viele, aber nicht alle. Artenspezifisch prüfen.
„Mehr Dünger = mehr Wachstum.“ Falsch. CAM setzt eine natürliche Geschwindigkeitsgrenze, da die CO₂-Aufnahme vom nächtlichen Speicher abhängt, nicht von Nährstoffen. Wachstum bleibt generell langsamer als bei C₃-Arten, auch wenn die Spanne variiert (Winter & Smith 1996; Herrera 2008).
➜ Fazit: CAM ist kein einheitlicher Stoffwechselweg, sondern mehrfach unabhängig entstanden – als effizienteste Wassersparstrategie der Pflanzenwelt. Aber: CAM bringt eine eingebaute Geschwindigkeitsbremse mit. Das Spektrum reicht von extrem spezialisierten Wüstenarten über flexible Umschalter bis hin zu schwachen „Notfall-Modi“. Wer weiß, wo seine Pflanze auf dieser Skala steht, pflegt sie richtig: helle Tage, kühle Nächte, Luft an den Wurzeln und echte Trockenphasen, wenn die Pflanze danach verlangt. Gerade in der Zimmerpflanzenpflege hilft dieses Wissen, CAM-Pflanzen langfristig gesund zu halten.

Zimmerpflanzen-Beispiele für CAM
CAM ist nicht auf Wüstensukkulenten beschränkt. Der Stoffwechsel hat sich in sehr unterschiedlichen Linien entwickelt – von Kakteen und Agaven bis zu Bromelien, Orchideen, Hoyas, Clusia, sogar bei Wasserpflanzen wie Isoëtes und bei epiphytischen Farnen (Holtum & Winter 1999; Holtum 2023).
Wichtig: Nicht jedes Mitglied dieser Gruppen nutzt CAM dauerhaft. Einige Sedum, Peperomia (Zierpfeffer) und viele Regenwald-Orchideen bleiben reine C₃-Pflanzen. Zu wissen, in welche Kategorie deine Pflanze fällt, hilft bei der Einschätzung von Wachstum, Wasserbedarf und Eigenheiten im Zimmer.
Sukkulente CAM-Spezialisten – Überlebenskünstler bei Trockenheit
Kakteen (Cactaceae)
CAM-Typ: Obligate CAM-Nutzer – von der Jungpflanze an.
Merkmale: Blattlose, fleischige Stämme, die zugleich Wasser- und Säurespeicher sind. Dicke Cuticula, Dornen als Schutz und Schattenspender.
Pflege-Tipp: Benötigen volle Sonne, gründliches Wässern mit kompletter Austrocknung dazwischen und Schutz vor kalt-nassen Böden. Überstehen Hitze am Fenster, wo Tropenpflanzen längst aufgeben.
Aloe & Agave
CAM-Typ: Obligate CAM-Arten.
Merkmale: Rosetten aus fleischigen Blättern mit großen Vakuolen.
Pflege-Tipp: Substrat vollständig abtrocknen lassen; Wasser nicht in den Blattschopf gießen. Langsames, aber zuverlässiges Wachstum, auch in flachen, steinigen Töpfen.
Geldbaum (Crassula ovata)
CAM-Typ: Obligate CAM; Namensgeber der CAM-Forschung.
Merkmale: Fleischige, ovale Blätter; Pflanzensaft wird über Nacht saurer.
Pflege-Tipp: Viel Licht und seltenes, tiefes Gießen fördern kompakten, glänzenden Wuchs. Zu viel Wasser führt zum Aufplatzen oder Abwerfen der Blätter.
Echeveria & Sedum (Fetthennen)
CAM-Typ: Viele obligat; einige Sedum sind fakultativ.
Pflege-Tipp: Klassische Rosetten-Sukkulenten, gedeihen mit Trockenzyklen. Manche Sedum wachsen bei milden Bedingungen schneller und schalten erst unter Stress in den CAM-Modus.
Wolfsmilch-Sukkulenten (z. B. Euphorbia trigona, Afrikanische Wolfsmilch)
CAM-Typ: Obligate CAM.
Merkmale: Kaktusähnliche Stämme, jedoch mit giftigem Milchsaft.
Pflege-Tipp: Wie Kakteen behandeln – sonnig, sparsam gießen, aber Vorsicht beim Umgang (hautreizender Saft).
Epiphytische CAM-Pflanzen – Überleben ohne Boden
Tillandsien (Luftpflanzen)
CAM-Typ: Obligate CAM.
Merkmale: Keine Wurzeln zur Nährstoffaufnahme; Blätter nehmen Wasser und CO₂ über Trichome auf.
Pflege-Tipp: Am späten Nachmittag oder Abend besprühen/eintauchen, wenn Stomata geöffnet sind. Immer für gute Luftzirkulation sorgen, damit sie bis zum Morgen abtrocknen.
Orchideen (Phalaenopsis, Dendrobium, Cattleya, Oncidium)
CAM-Typ: Viele fakultativ – je nach Wasser- und Lichtangebot.
Merkmale: Dicke Blätter und Pseudobulben speichern Wasser und Säuren.
Pflege-Tipp: Eine Nachtabsenkung von 5–10 °C fördert Blüte und CAM-Rhythmus. Abendliches Wässern passt zu offenen Stomata. Luftiges Substrat wie Rinde verwenden. Achtung: Nicht alle Orchideen nutzen CAM – viele Regenwaldarten bleiben C₃.
Bromelien (Guzmania, Aechmea, Vriesea)
CAM-Typ: Meist obligat.
Merkmale: Rosetten mit zentralem Wassertrichter; ledrige Blätter.
Pflege-Tipp: Wasser in den Trichter füllen, Substrat jedoch nicht vernässen. Mittlere Luftfeuchte und Luftbewegung ahmen das Baumkronenleben nach.
Ananas (Ananas comosus)
CAM-Typ: Obligate CAM-Nutzpflanze.
Merkmale: Rosetten-Bromelie mit faserigen Blättern.
Pflege-Tipp: Braucht drinnen viel Licht und moderate Wassergaben. Als tropische Frucht aus dem Supermarkt bekannt – und zugleich ein wichtiges Modell für die CAM-Genetik.
Hoya (Wachsblumen)
CAM-Typ: Partielles/fakultatives CAM.
Merkmale: Wachsartige Blätter, kletternder Epiphyt.
Pflege-Tipp: Substrat zwischen den Wassergaben abtrocknen lassen. Luftzirkulation und leichte Nachtabsenkung unterstützen CAM-Phasen und Blütenbildung.
Clusia
CAM-Typ: Fakultativ – C₃ im Komfort, CAM bei Trockenheit oder starkem Licht.
Merkmale: Dicke, ledrige Blätter; strauchartiger Wuchs; vielseitig anpassungsfähig.
Pflege-Tipp: Wächst stabil bei guter Erde und Luftfeuchte, wechselt bei Stress jedoch in den CAM-Modus. Anpassungsfähig und robust, Verhalten variiert je nach Umgebung.
Anspruchslose „schwache CAM“-Zimmerpflanzen
Bogenhanf (Dracaena trifasciata, früher Sansevieria)
CAM-Typ: Schwaches CAM.
Merkmale: Schwertförmige, fleischige Blätter, nur minimale Öffnung der Spaltöffnungen.
Pflege-Tipp: Übersteht Vernachlässigung dank schwacher CAM-Aktivität. Für kräftiges Wachstum ist helles Licht ideal, kommt aber auch in dunkleren Ecken zurecht. Gibt nachts geringe Mengen Sauerstoff ab – real, aber für die Raumluftqualität unbedeutend.
Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia)
CAM-Typ: Schwach/stressinduziert.
Merkmale: Glänzende gefiederte Blätter; Rhizome speichern Wasser und Säuren.
Pflege-Tipp: Berüchtigt für ihre Überlebensfähigkeit in Büros. Sehr selten gießen; Staunässe lässt die Rhizome schneller faulen, als CAM sie retten könnte.
Yucca
CAM-Typ: Manche Arten zeigen partielles CAM.
Merkmale: Steife Rosetten mit faserigen Blättern.
Pflege-Tipp: Viel Licht und Trockenphasen. Tolerant, aber nicht ganz so unverwüstlich wie Bogenhanf.
Nicht-aride CAM-Pflanzen (Aquatisch + Farne)
CAM ist nicht nur auf Wüstenkakteen beschränkt. Der Stoffwechsel hat sich mehrfach unabhängig in ganz unterschiedlichen Linien entwickelt – von Agaven und Aloen über Bromelien, Orchideen, Hoyas, Clusia bis hin zu Wasserpflanzen wie Isoëtes oder epiphytischen Farnen (Holtum & Winter 1999; Holtum 2023). Auch Zimmerpflanzen aus feuchten Habitaten können CAM betreiben. Aber: Nicht jedes Mitglied dieser Gruppen läuft über CAM. Einige Sedum und Peperomia (Zierpfeffer) bleiben C₃, ebenso viele Regenwald-Orchideen. Entscheidend ist daher die Artbestimmung.
Schnellübersichtstabelle
Pflanze | CAM-Typ | Wichtigster Pflegehinweis |
Kakteen (z. B. Kugelkaktus, Feigenkaktus) | Obligate CAM | Volle Sonne, gründlich gießen, dann austrocknen lassen; kein kalt-nasses Substrat |
Aloe, Agave | Obligate CAM | Helles Licht, Trockenzyklen; Kronenbereich trocken halten |
Crassula (Geldbaum) | Obligate CAM | Selten tief gießen; kompakter Wuchs bei viel Licht |
Echeveria, Sedum | Obligate/fakultative CAM | Trockenzyklen; einige Sedum wechseln nur unter Stress zu CAM ❗ Manche Sedum bleiben C₃ |
Euphorbia-Sukkulenten | Obligate CAM | Wie Kakteen pflegen; Milchsaft giftig, vorsichtig handhaben |
Tillandsien (Luftpflanzen) | Obligate CAM | Abends sprühen/eintauchen; müssen bis morgens abtrocknen |
Orchideen (Phalaenopsis usw.) | Fakultative CAM | Nachtabsenkung 5–10 °C + luftige Rindensubstrate ❗ Dickblättrige Arten eher CAM, viele Regenwald-Orchideen bleiben C₃ |
Bromelien (Guzmania, Aechmea) | Obligate CAM | Wasser im Trichter, Substrat luftig halten |
Ananas (Ananas comosus) | Obligate CAM | Viel Licht, mäßig gießen; essbare Tropenfrucht und zugleich klassisches CAM-Modell |
Hoya (Wachsblumen) | Partielles CAM | Substrat abtrocknen lassen; Luftzirkulation unterstützt Blüte ❗ CAM-Ausprägung je nach Art schwach oder fakultativ |
Bogenhanf | Schwaches CAM | Einsteigerfreundlich; sparsam gießen, helles Licht fördert Wachstum |
Glücksfeder | Schwach/stressinduziert | Sehr selten gießen; Rhizome faulen bei Staunässe |
Yucca | Partielles CAM | Robuste Rosette; braucht viel Licht und Trockenphasen |
Clusia | Fakultatives CAM | Läuft C₃ im Komfort, schaltet bei Trockenheit/Hitze auf CAM |
Aquatische CAM-Pflanzen (Isoëtes, Littorella) | Obligate/fakultative CAM | Unter Wasser bei CO₂-Mangel aktiv; ökologische Nische |
Epiphytische Farne (Pyrrosia, Platycerium – Nierenfarn & Geweihfarn) | Fakultatives CAM | Auf Rinde/Felsen; sparsam gießen, nie dauerhaft nass |
➜ Praxisrelevanz: CAM-Pflanzen treten in vielen Formen auf – von Wüstensukkulenten über glänzende „Unkaputtbaren“ wie Bogenhanf oder Glücksfeder bis hin zu Orchideen, Bromelien, Farnen und sogar Wasserpflanzen. Gemeinsam ist ihnen der nächtliche CO₂-Rhythmus, der sie trockenheitsresistent, langsamer wachsend und insgesamt robuster macht. Die Pflege wird einfacher, wenn du diesen Rhythmus beachtest: helle Tage, kühlere Nächte, Trockenzyklen – und bei Epiphyten abendliche Wassergaben.

Was CAM für die Pflanzenpflege bedeutet
Licht & Temperatur – den Rhythmus erhalten
Helles Licht ist unverzichtbar. CAM-Pflanzen stammen aus Wüsten, Felslandschaften und Baumkronen. Ohne starkes Licht kommt ihr langsamer Stoffwechsel fast zum Stillstand.
Kühlere Nächte sind entscheidend. Viele Orchideen und Epiphyten brauchen eine Absenkung um 5–10 °C zwischen Tag und Nacht. Das stabilisiert ihren zirkadianen CAM-Rhythmus, öffnet die Spaltöffnungen und fördert bei Orchideen die Blütenbildung.
Hitzetoleranz. Im Gegensatz zu dünnblättrigen Tropenpflanzen welken CAM-Sukkulenten selbst in Hitzewellen nicht. Geschlossene Stomata + gespeicherte Säuren = Photosynthese läuft weiter, auch bei über 40 °C.
Kältegefahr. Die meisten CAM-Zimmerpflanzen stammen aus Subtropen. Kombination aus Kälte und Nässe (unter 10 °C bei vielen Sukkulenten) ist riskanter als Trockenheit.
Gießen – im Rhythmus der Nacht
Nass-Trocken-Zyklus beachten. Tiefgründig gießen, dann das Substrat vollständig austrocknen lassen. Zu viel Wasser erstickt die Wurzeln und stört den CAM-Rhythmus.
Richtiger Zeitpunkt. Bei Epiphyten (Orchideen, Tillandsien, Bromelien) ist Wässern oder Besprühen am späten Nachmittag oder Abend ideal, wenn die Spaltöffnungen geöffnet sind. Bei Sukkulenten ist das Timing weniger wichtig – entscheidend ist die Drainage.
Ruhephasen im Blick. Im Sommer bei großer Hitze oder im Winter bei wenig Licht schalten viele CAM-Pflanzen in das sogenannte CAM-Idling (Stomata geschlossen Tag & Nacht, Stoffwechsel stark verlangsamt). Wachstum stoppt, Wasserbedarf sinkt – starkes Gießen in dieser Phase ist gefährlich.
Faustregel: Im Zweifel lieber zu wenig als zu viel gießen. CAM-Pflanzen sind auf Knappheit ausgelegt.
🔗 Mehr Tipps zum Gießen? Lies unseren ausführlichen Guide: Der ultimative Ratgeber zum Gießen von Zimmerpflanzen
Substrat & Wurzelumgebung – Luft statt Staunässe
Sukkulenten & Kakteen: Mineralische, sehr durchlässige Mischungen mit Bims, Sand oder Perlite. Wurzeln brauchen Sauerstoff, keine Dauernässe.
Orchideen: Rindenschnitzel, Sphagnum oder andere luftige Substrate – keine dichte Blumenerde. Wurzeln wollen Luft und schnelle Nass-Trocken-Zyklen.
Tillandsien: Ganz ohne Substrat – nur regelmäßiges Besprühen/Eintauchen + gute Luftzirkulation.
Gemeinsamer Nenner: Alle CAM-Pflanzen brauchen sauerstoffreiche Wurzelzonen. Staunässe erstickt sie – unabhängig vom Typ.
Luftfeuchtigkeit – dem natürlichen Habitat angepasst
Wüstensukkulenten: Kommen mit trockener Raumluft aus, brauchen kein Besprühen. Normale Luftfeuchtigkeit ist ausreichend.
Epiphytische CAM-Pflanzen (Orchideen, Bromelien, Tillandsien, Hoyas): Lieben mittlere Luftfeuchtigkeit mit Luftbewegung, ähnlich wie in Baumkronen. Stauende, feuchte Luft = Fäulnisgefahr.
Pflegehinweis: Wer in sehr trockenen Räumen lebt, kann Epiphyten abends leicht besprühen – Wüstensukkulenten benötigen das nicht.
Düngung & Wachstum – langsam, aber stetig
Eingebaute Bremse. CAM-Pflanzen photosynthetisieren nur, solange ihr nächtlicher CO₂-Speicher reicht. Mehr Dünger beschleunigt sie nicht.
Leichte Düngung. Verdünnten, ausgewogenen Dünger in Wachstumsphasen einsetzen (Frühling–Sommer bei Sukkulenten, nach Blühzyklen bei Orchideen). Zu viel Dünger = Salzstress, der manche Arten sogar in Stress-CAM zwingt.
Realistische Erwartungen. Ein Geldbaum, der pro Jahr nur wenige Blätter bildet, ist gesund. Eine Phalaenopsis, die jährlich blüht, gedeiht bestens. Langsamwüchsigkeit gehört bei CAM-Pflanzen dazu.
🔗 Wie düngt man richtig? Sieh dir unseren Ratgeber an: Der beste Dünger für Zimmerpflanzen

Wenn CAM-Pflanzen „ungewöhnlich“ reagieren – Ursachen & Lösungen
Sukkulente wächst im Sommer nicht mehr? Sehr wahrscheinlich CAM-Idling durch Hitze oder Trockenheit. Weniger gießen und auf kühlere Nächte warten.
Orchidee blüht nicht? Es fehlt an nächtlicher Temperaturabsenkung oder abendlicher Wassergabe. Dauerhafte Wärme stört den CAM-Rhythmus.
Bogenhanf gedeiht in dunklen Ecken? Schwaches CAM lässt ihn überleben, aber ohne helles Licht bleibt das Wachstum minimal.
Glücksfeder vergilbt oder fault? Klassischer Fall von Überwässerung. Ihre Rhizome + schwaches CAM verkraften keine Staunässe.
🔗 Häufig steckt hinter Fäulnis bei Sukkulenten oder Glücksfeder Wurzelfäule. Wie du sie erkennst und behandelst, liest du in unserem Beitrag: Wurzelfäule bei Zimmerpflanzen – Ursachen & Rettung
Wichtige Pflegehinweise – was tun, was vermeiden
Empfehlenswert:
Viel Licht geben und für einen klaren Tag-Nacht-Temperaturunterschied sorgen.
Substrate vor dem nächsten Gießen vollständig abtrocknen lassen.
Epiphyten am Abend gießen oder besprühen.
Luftige, gut durchlässige Mischungen verwenden.
Geduldig bleiben – die natürliche Langsamwüchsigkeit von CAM-Pflanzen ist normal.
Besser vermeiden:
Kein tropisches Rankenwachstum erwarten – CAM-Pflanzen wachsen langsamer.
Nicht dauerhaft feucht halten – sie sind auf Knappheit eingestellt.
Ruhephase nicht mit Krankheit verwechseln – oft handelt es sich um CAM-Idling.
Sich nicht auf Luftreinigungs-Mythen verlassen – ihr echter Vorteil liegt in Trockenheitsresistenz, nicht in „Zimmerpflanzen-Luftreinigung“.
Fazit für die Zimmerpflanzenpflege
CAM-Pflanzen sind robust, weil sie gelernt haben, mit Knappheit umzugehen. Wer sie gesund halten will, sollte ihren Rhythmus respektieren: helles Licht, kühlere Nächte, Trockenzyklen und luftige Wurzeln. Akzeptierst du ihre Langsamwüchsigkeit, erhältst du langlebige, widerstandsfähige Pflanzen, die selbst unter Stress nicht schlappmachen. Mehr Dünger beschleunigt sie nicht – ihr Wachstum bleibt begrenzt, da die CO₂-Aufnahme am nächtlichen „Kohlenstoffkonto“ hängt (Winter & Smith 1996; Moreno-Villena et al. 2022).

CAM jenseits des Wohnzimmers – Landwirtschaft & Klimaanpassung
CAM-Nutzpflanzen, die wir bereits verwenden
CAM ist nicht nur eine botanische Besonderheit bei Zimmerpflanzen – sie bildet die Grundlage für wichtige Nutz- und Faserpflanzen, die dort gedeihen, wo klassische Kulturen versagen.
Ananas (Ananas comosus)
Klassische obligate CAM-Bromelie.
Bekannte tropische Frucht aus dem Alltag, zugleich Modellorganismus der Forschung.
Gedeiht in semi-ariden Tropen mit minimaler Bewässerung.
Genomsequenzierung machte Ananas zum Schlüsselmodell für die CAM-Genetik.
Agave (Agave spp.)
Obligate CAM-Sukkulenten.
Grundlage für Tequila, Mezcal, Fasern (Sisal, Henequen) und natürliche Süßungsmittel.
Anbau auf kargen, trockenen Böden mit minimalem Ressourceneinsatz.
Opuntien (Feigenkakteen)
Obligate CAM-Kakteen.
Angebaut für essbare Triebe (Nopales), Früchte (Tunas) und als Viehfutter in ariden Regionen.
Überstehen extreme Hitze und Niederschlagsmangel, wo Weidegräser versagen.
Portulak (Portulaca oleracea)
Seltene Kombination: C₄-Pflanze, die unter Trockenstress zusätzlich CAM aktivieren kann.
Als Wildgemüse auch in Deutschland bekannt; reich an Nährstoffen.
Paradebeispiel für metabolische Flexibilität in der Praxis.
➜ Diese Arten belegen den Wert von CAM als „Dürre-Motor“ der Landwirtschaft.
Bioenergie & Grüne Infrastruktur
Energiepflanzen: Agaven und Opuntien gelten als vielversprechende Biomasse-Lieferanten für erneuerbare Energie – hoher Ertrag bei minimalem Wasserverbrauch. Geeignet für Flächen, die für Getreide ungeeignet sind.
Gründächer & Xeriscaping: CAM-Sukkulenten dominieren Dachbegrünung in trockenen Regionen. Besonders Sedum-Arten sind Standard bei extensiven Gründächern in Deutschland. Ihre hohe Wassernutzungseffizienz reduziert den Bewässerungsbedarf deutlich.
Ökosystem-Ingenieure:
Bromelien mit „Tank-Rosetten“ bilden Wasserspeicher, die Insekten und Amphibien im Regenwald versorgen.
Kakteen stabilisieren aride Böden und verhindern Erosion.
Bei Bromelien reguliert CAM nicht nur den Wasserhaushalt, sondern auch die Chemie der Mini-Ökosysteme in den Blattrichtern. So dienen sie als Reservoirs für Frösche, Insekten und Mikroorganismen hoch oben in der Baumkrone.
Orchideen und epiphytische Farne profitieren ähnlich: CAM trägt dazu bei, Mikrohabitate auf Rinde oder Felsen stabil zu halten.
Fazit: CAM ist nicht nur Überlebensstrategie einzelner Pflanzen – sie stützt ganze Lebensgemeinschaften und macht urbane wie landwirtschaftliche Systeme widerstandsfähiger.

CAM und die Zukunft der Ernährungssicherheit
Die Herausforderung
Die globale Landwirtschaft verbraucht rund 70 % des weltweiten Süßwassers. Der Klimawandel treibt immer mehr Regionen in akuten Dürrestress.
Die Chance
CAM-Pflanzen erreichen eine drei- bis sechsmal höhere Wassernutzungseffizienz als C₃-Kulturen und bleiben auch dort produktiv, wo traditionelle Nutzpflanzen versagen.
Aktuelle Forschungsansätze
Genetische Baupläne: Genome von Ananas, Kalanchoë, Agaven und Orchideen zeigen konvergente Gen-Netzwerke, die CAM ermöglichen.
Synthetisches CAM: Erste Versuche übertrugen Teile des CAM-Zyklus in Tabak (Nicotiana) – ein Machbarkeitsbeweis für gentechnische Ansätze.
Grundnahrungsmittel „CAM-isieren“: Ambitionierte Projekte wollen Reis, Weizen oder Pappel mit CAM-Funktionen ausstatten. Hindernisse bleiben: CAM erfordert nicht nur Enzyme, sondern auch sukkulentes Gewebe, große Vakuolen und eine starke zirkadiane Steuerung.
Fakultative Inspiration: Das Verständnis, wie fakultative CAM-Arten flexibel zwischen Stoffwechselwegen wechseln, könnte Züchtungen ermöglichen, die CAM nur bei Stress aktivieren – für mehr Resilienz bei gleichzeitigem Ertrag.
Genomik & Synthetisches CAM
Genomprojekte zu Ananas, Agave, Kalanchoë und Orchideen belegen: CAM entstand nicht jedes Mal neu, sondern durch Umnutzung bestehender C₃-Gene unter neuer zirkadianer Kontrolle. Derzeit testen Forscher „synthetisches CAM“, indem sie Teile des Zyklus in C₃-Pflanzen einfügen. Tabak-Experimente zeigen, dass sich das Aufnahmemuster von Kohlenstoff verändert – ohne sukkulente Anatomie bleibt der Vorteil jedoch begrenzt. Große Vakuolen, dicke Cuticula und eine robuste innere Uhr sind genauso entscheidend wie die Enzyme selbst. Deshalb gilt die Übertragung auf Reis oder Weizen als langfristiges Ziel. Fakultative CAM-Arten könnten dagegen schon früher als Vorbild für stressadaptive Nutzpflanzen dienen.
CAM im Klimawandel
Die Reaktion von CAM-Pflanzen auf steigende CO₂-Konzentrationen und globale Erwärmung ist komplex:
Erhöhtes CO₂ kann bei manchen fakultativen Arten das Wachstum fördern, bei anderen aber den nächtlichen Säurezyklus schwächen.
Hohe Nachttemperaturen können die zirkadiane Steuerung stören und die CAM-Effizienz mindern.
Das Fazit: Manche CAM-Linien werden vom Klimawandel profitieren, andere eher leiden – abhängig davon, wie stabil ihr Rhythmus unter warmen Nächten und höherem CO₂ bleibt. Auch im Innenraum gibt es ein Echo: Schwache CAM-Zimmerpflanzen wie Bogenhanf oder Glücksfeder können ihr Gleichgewicht verschieben, wenn sich in schlecht gelüfteten Räumen CO₂ staut.
Grenzen der CAM-Landwirtschaft
Wachstumsgrenze: Da CAM auf nächtlicher CO₂-Speicherung basiert, bleibt die tägliche Kohlenstofffixierung geringer als bei C₃- oder C₄-Kulturen. CAM eignet sich weniger als Hochleistungskultur, sondern vor allem für Überlebenspflanzen oder Spezialprodukte (z. B. Agave, Ananas, Feigenkaktus, Ziersukkulenten) (Borland et al. 2009; Mason et al. 2015).
Anatomische Voraussetzungen: Effizienz beruht auf großen Vakuolen, sukkulentem Gewebe und strenger zirkadianer Kontrolle – nicht nur auf dem Enzymset. Bisherige Versuche in Getreide zeigen nur Teilerfolge; ohne sukkulente Strukturen bleiben Vorteile gering (Lim et al. 2019; Perron et al. 2024).
Kontextabhängigkeit: CAM-Kulturen werden klassische Grundnahrungsmittel nicht ersetzen, sondern ergänzen. Ihr Einsatzgebiet sind trockene, salzhaltige oder marginale Böden, wo konventionelle Anbaupflanzen scheitern – und sie dienen als Modell für stressresistente Eigenschaften in anderen Pflanzen (Winter & Smith 2022; Sage et al. 2023).
➜ Ernährungssicherheit: Derselbe Stoffwechsel, der den Geldbaum pflegeleicht macht, ermöglicht Tequila, Ananas und Feigenkaktus das Überleben in harschen Landschaften – und könnte die Grundlage für künftige Nutzpflanzen sein, die eine heißere, trockenere Welt mitgestalten.

Mythen & Missverständnisse über CAM-Pflanzen
„CAM-Pflanzen reinigen nachts die Luft.“
Behauptung: Bogenhanf und Sukkulenten geben nachts Sauerstoff ab und reinigen so die Schlafzimmerluft.
Realität: Sie geben tatsächlich etwas Sauerstoff im Dunkeln ab, aber die Menge ist viel zu gering, um die Raumluft zu verbessern. Das „Luftreiniger“-Narrativ ist Marketing (Surridge 2019).
Pflege-Fazit: Schätze Bogenhanf und andere CAM-Arten für ihre Trockenheitsresistenz und Robustheit – nicht als Luftfilter.
🔗 Einer der hartnäckigsten Mythen: Können Zimmerpflanzen wirklich die Luft reinigen?
„CAM-Pflanzen brauchen kein Wasser.“
Behauptung: Sie können unbegrenzt ohne Wasser überleben.
Realität: CAM-Pflanzen sind extrem wassereffizient, aber nicht unsterblich. Ohne Nachschub erschöpfen sich die Reserven, und die Pflanze vertrocknet (Cushman & Borland 2002; Lüttge 2004).
Pflege-Fazit: Richtiges Sukkulenten-Gießen bedeutet: tiefgründig wässern, dann vollständig austrocknen lassen. Überleben ist nicht gleich gesundes Wachstum.
„Mehr Dünger macht Sukkulenten schneller.“
Behauptung: Reichlich Dünger gleicht das langsame Wachstum aus.
Realität: Wachstum hängt davon ab, wie viel CO₂ nachts gespeichert wird – nicht von Nährstoffen. Überdüngung führt nur zu Salzstress (Winter & Smith 1996).
Pflege-Fazit: Sukkulenten düngen heißt: sparsam und nur gelegentlich. Geduld ist Teil der CAM-Pflege.
🔗 Geschwächte Sukkulenten sind anfälliger für Schädlinge wie Schildläuse – mehr dazu im Beitrag: Schildläuse an Zimmerpflanzen bekämpfen
„Orchideen brauchen keine kühlen Nächte.“
Behauptung: Hauptsache Licht, dann blühen sie.
Realität: Viele epiphytische Orchideen (Phalaenopsis, Cattleya, Dendrobium) benötigen eine Nachtabsenkung von 5–10 °C, um CAM effizient zu betreiben und Blüten anzusetzen (Lin et al. 2006).
Pflege-Fazit: Für verlässliche Blüten immer einen klaren Tag-Nacht-Kontrast bieten.
„Wenn meine Sukkulente aufhört zu wachsen, ist sie krank.“
Behauptung: Wachstumsstillstand = Pflegefehler.
Realität: Viele CAM-Pflanzen gehen bei Sommerhitze oder Winterlichtmangel in CAM-Idling. Der Stoffwechsel verlangsamt sich, aber die Pflanze stirbt nicht (Winter & Holtum 2014).
Pflege-Fazit: Wachstum nicht erzwingen. Weniger gießen und bessere Bedingungen abwarten.
„Alle Sukkulenten nutzen CAM.“
Behauptung: Jede fleischblättrige Pflanze ist eine CAM-Pflanze.
Realität: Die meisten schon, aber nicht alle. Manche Sedum, Peperomia (Zierpfeffer) und dünnblättrige Orchideen bleiben strikt C₃ (Smith & Winter 1996; Holtum 2023).
Pflege-Fazit: Nicht pauschalisieren – immer die Art prüfen.
„CAM-Pflanzen betreiben Photosynthese nachts, also brauchen sie kein Licht.“
Behauptung: Da CO₂ nachts aufgenommen wird, reicht wenig Licht.
Realität: Die Nacht dient nur der CO₂-Speicherung. Zuckerproduktion braucht Tageslicht. Kein Licht = kein Wachstum (Winter & Smith 2022).
Pflege-Fazit: Ein heller Standort ist unverzichtbar für gesunde CAM-Pflanzen.
📌 Schnellübersicht – Mythen vs. Realität
Mythos | Realität | Pflege-Fazit |
„CAM-Pflanzen reinigen nachts die Luft“ | Sauerstoffabgabe minimal | Stärke liegt in Robustheit, nicht Luftreinigung |
„Sie brauchen kein Wasser“ | Brauchen Gieß- und Austrocknungszyklen | Tiefgründig gießen, dann austrocknen lassen |
„Mehr Dünger = schnelleres Wachstum“ | Wachstum durch CO₂-Speicher limitiert | Sukkulenten düngen: leicht & selten |
„Orchideen brauchen keine kühlen Nächte“ | Viele benötigen Nachtabsenkung | Tag-Nacht-Kontrast fördern |
„Sukkulente wächst nicht = krank“ | Oft CAM-Idling | Weniger gießen, Geduld haben |
„Alle Sukkulenten sind CAM“ | Meist, aber nicht alle | Arten individuell prüfen |
„Licht ist egal“ | Licht treibt Zuckerproduktion | Heller Standort unverzichtbar |
➜ Kernaussage: CAM ist keine „magische Photosynthese“, sondern ein Kompromiss – weniger Wasserverlust gegen langsameres Wachstum. Wer diesen Mechanismus versteht, pflegt CAM-Pflanzen einfacher und erfolgreicher.
❗ Zusatzhinweise:
Bogenhanf und Glücksfeder geben nachts zwar Sauerstoff ab, aber nur in winzigen Mengen. Ihr eigentlicher Wert liegt in Widerstandsfähigkeit.
Abendliches Gießen ist nur bei epiphytischen CAM-Pflanzen (Orchideen, Tillandsien, Bromelien) sinnvoll – Wüstensukkulenten brauchen vor allem gute Drainage.
Nicht alle Orchideen nutzen CAM: Regenwaldarten mit dünnen Blättern bleiben C₃, dickblättrige Arten oder solche mit Pseudobulben setzen CAM ein.

Fazit: Leben mit nachts atmenden Pflanzen
Die CAM-Photosynthese ist kein Randphänomen der Botanik. Sie ist die Anpassung, die Sukkulenten durch lange Trockenzeiten bringt, Orchideen nach kühlen Nächten zur Blüte treibt und den Bogenhanf selbst dann überleben lässt, wenn andere Zimmerpflanzen längst aufgegeben hätten. Indem diese Pflanzen nachts „atmen“, tauschen sie Wachstumsgeschwindigkeit gegen Überlebensfähigkeit – ein Rhythmus, der auf Knappheit eingestellt ist.
Für die Zimmerpflanzenpflege bedeutet das: Geduld gehört zur Vereinbarung. CAM-Pflanzen füllen keinen Topf im Eiltempo, aber sie überdauern – und belohnen dich mit Widerstandskraft und Langlebigkeit.
Über dein Zuhause hinaus treibt derselbe Stoffwechsel, der einen Geldbaum (Crassula ovata) auf der Fensterbank stark macht, auch Nutzpflanzen wie Ananas, Agave und Feigenkaktus an. Und er inspiriert Wissenschaftler, künftige Nahrungs- und Energiepflanzen für eine heißere, trockenere Welt zu entwickeln.
Wenn du deine Pflege an diesen Rhythmus anpasst – helle Tage, kühlere Nächte, klare Trockenphasen und luftige Wurzeln – dann hältst du nicht nur eine Pflanze am Leben. Du pflegst eine der elegantesten Überlebensstrategien der Natur: eine Linie von nachts atmenden Überlebenskünstlern, ob Zimmer- oder Nutzpflanzen, die Beständigkeit und Anpassungskraft in Zeiten der Knappheit verkörpern.
Glossar – zentrale Begriffe der CAM-Photosynthese
CAM (Crassulacean Acid Metabolism): Ein photosynthetischer Stoffwechselweg, bei dem Pflanzen CO₂ nachts aufnehmen, es als Apfelsäure speichern und am Tag zur Zuckerbildung freisetzen.
C₃-Pflanzen: Die häufigste Gruppe von Pflanzen. Öffnen ihre Spaltöffnungen tagsüber, um CO₂ aufzunehmen. Dazu gehören die meisten Farne, tropische Blattpflanzen und viele Nahrungspflanzen.
C₄-Pflanzen: Nutzen einen anderen biochemischen Zyklus, um CO₂ zu konzentrieren. Beispiele: Mais, Zuckerrohr, Hirse.
Stomata (Spaltöffnungen): Winzige Poren in den Blättern, die Gasaustausch ermöglichen (CO₂ hinein, O₂ und Wasserdampf hinaus).
PEP-Carboxylase (PEPC):Zentrales CAM-Enzym, das nachts CO₂ in organische Säuren einbindet.
Rubisco: Zentrales Enzym der Photosynthese. In CAM-Pflanzen nutzt es das am Tag freigesetzte CO₂ aus der Apfelsäure.
Apfelsäure (Malat) :Organische Säure, die nachts in Vakuolen gespeichert wird. Ihr Abbau liefert am Tag CO₂ für die Zuckerproduktion.
Vakuole: Großer Speicherraum in Pflanzenzellen. Bei CAM-Pflanzen lagern hier die nächtlich gebildeten Säuren.
δ¹³C (Kohlenstoff-Isotopenverhältnis): Chemischer Fingerabdruck, mit dem CAM-Aktivität nachgewiesen wird. Typisch sind Werte von –29 bis –11 ‰, zwischen klassischen C₃- und C₄-Pflanzen. Wird in der Forschung häufig genutzt, um CAM nachzuweisen.
Obligates CAM: Arten, die nach der Jugendphase dauerhaft CAM betreiben (z. B. die meisten Kakteen, viele Agaven, Aloen, Bromelien).
Fakultatives CAM: Arten, die unter guten Bedingungen wie C₃-Pflanzen arbeiten, aber bei Stress (Trockenheit, Salz, Licht) auf CAM umschalten (z. B. Clusia, Portulaca, manche Orchideen).
CAM-Cycling: Modus, bei dem die Spaltöffnungen nachts nur wenig geöffnet sind. Internes CO₂ wird erneut fixiert, was Verluste minimiert.
CAM-Idling: Extremzustand: Spaltöffnungen bleiben Tag und Nacht geschlossen. Die Pflanze recycelt nur ihr eigenes CO₂, überlebt so mit minimalem Wasserverlust, stoppt aber das Wachstum.
Wassernutzungseffizienz (WUE): Maß für den Kohlenstoffgewinn pro verbrauchtem Wasser. CAM-Pflanzen erreichen Werte, die 2,6–20-mal (manchmal bis 40-mal) höher liegen als bei C₃-Arten.
Zirkadianer Rhythmus: Die innere Uhr einer Pflanze, die Öffnung der Spaltöffnungen und Enzymaktivität im Tag-Nacht-Wechsel steuert.
Epiphyt Pflanze, die auf Bäumen oder Felsen wächst, ohne im Boden verwurzelt zu sein. Beispiele: Orchideen wie Phalaenopsis, Tillandsien und manche Farne.
Sukkulenz: Wuchsform mit verdickten Blättern oder Stängeln zur Wasserspeicherung (und bei CAM-Arten auch zur Säurespeicherung). Typisch bei Kakteen, Aloen, Agaven – aber auch bei Zimmerpflanzen wie dem Geldbaum (Crassula ovata). Nicht jede sukkulente Pflanze nutzt CAM.
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