Dormanz bei Zimmerpflanzen – echter Ruhemodus, saisonale Pause oder Stressreaktion?
- Foliage Factory
- vor 2 Tagen
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Der Sommer klingt aus, und du fragst dich schon, welche deiner Zimmerpflanzen den Winter nicht übersteht. Das Wachstum verlangsamt sich. Blätter verlieren Farbe. Eine zuvor üppige Monstera oder ein Caladium steht einfach still da. Keine Schädlinge. Kein Fäulnis. Kein Drama. Nur … Stille.
Für viele Pflanzenliebhaber löst das sofort Sorge aus. Stirbt sie? Sollte man mehr gießen? Den Standort ändern? Düngen?
In den meisten Fällen ist dieser Stillstand völlig normal. Es ist Dormanz.
Aber hier liegt der Haken: Nicht jede Zimmerpflanze braucht Dormanz – und nicht jede Wachstumspause bedeutet, dass sie sich wirklich erholt.
Dieser Ratgeber zeigt dir:
Was Dormanz wirklich ist – und was nicht
Wie du sie von Stress, Schock oder Krankheit unterscheidest
Welche Pflanzen tatsächlich ruhen – und warum
Wie du sie währenddessen richtig unterstützt
Was du in dieser Phase erwarten kannst – und wie der Neuaustrieb gelingt
Egal ob tropisches Grün, winterruhende Knollen oder anspruchsvolle Orchideen – hier findest du eine fundierte, wissenschaftlich belegte Übersicht zur Dormanz bei Zimmerpflanzen.

Inhalt – Dormanz bei Zimmerpflanzen
1. Was Dormanz wirklich bedeutet (und was nicht)
Dormanz ist keine Faulheit. Kein Krankheitssymptom. Sondern eine Überlebensstrategie.
Im Kern ist Dormanz eine biologisch programmierte Ruhephase – ein Stillstand im aktiven Wachstum, der Pflanzen hilft, schwierige Bedingungen wie Trockenheit, Kälte oder Lichtmangel zu überstehen. Es ist ein vorübergehendes Umschalten in den Energiesparmodus.
Wie diese Anpassung aussieht, hängt stark von Art und Herkunft ab. Manche Zimmerpflanzen haben einen festen Dormanzzyklus, andere reagieren nur mit verlangsamtem Wachstum, wenn ihre Umweltbedingungen nicht optimal sind.
Genau diese Unterschiede zu kennen, ist entscheidend für die richtige Pflege.
2. Drei Haupttypen der Dormanz
Botaniker unterscheiden drei Formen von Dormanz – je nachdem, wie und warum das Wachstum stoppt:
Typ | Auslöser | Typisch bei |
Endo-Dormanz (echte Dormanz) | Interne Hormonsignale | Knollen, Zwiebeln, laubabwerfende Orchideen, Pflanzen aus kühleren Klimazonen |
Eco-Dormanz (Schein-Dormanz) | Umweltstress (Licht, Temperatur, Wasser) | Die meisten tropischen Zimmerpflanzen |
Para-Dormanz | Signale anderer Pflanzenteile (z. B. Apikaldominanz) | Lokal begrenzt, z. B. ein einzelner Trieb stagniert |
📌 Merke: Die meisten gängigen Zimmerpflanzen – Monstera, Philodendron, Efeutute & Co. – benötigen keine feste Dormanz. Sie gehen in Eco-Dormanz, sobald Licht oder Temperatur in Innenräumen absinken.
Hormonelle Steuerung der Dormanz bei Zimmerpflanzen
Pflanzen „entscheiden“ sich nicht freiwillig für eine Ruhephase – sie werden dazu angewiesen. Dormanz wird durch Hormone gesteuert:
Abscisinsäure (ABA): signalisiert der Pflanze, langsamer zu werden, Spaltöffnungen zu schließen und Energie zu sparen. Steigt bei Stress stark an.
Gibberelline (GA): fördern Wachstum. Dormanz endet, wenn GA im Verhältnis zu ABA zunimmt.
Ethylen: verstärkt den Blattabwurf bei Umweltstress.
Cytokinine & Auxine: steuern das Zusammenspiel von Spross- und Wurzelaktivität während Dormanz und Reaktivierung.
Diese Signale reagieren auf Tageslänge, Temperatur und Wasserversorgung. Selbst kleine Veränderungen im Innenraum können das Gleichgewicht verschieben.
Dormanz ist auch genetisch verankert
Nicht nur Hormone steuern den Prozess – Dormanz ist im Erbgut der Pflanzen festgelegt.
Gene wie DAM, FT und SVP regulieren:
wann Knospen ihre Entwicklung einstellen
wie lange die Ruhephase dauert
wann die Reaktivierung beginnt
Einige Pflanzen produzieren beim Austritt aus der Dormanz sogar reaktive Sauerstoffspezies (ROS) – eine Art innerer „Weckruf“, der das Wachstum neu startet.
Unterschied zwischen Samendormanz und Wachstumsdormanz
Zur Klarstellung: Samendormanz ist ein völlig anderes Phänomen.
Samendormanz verhindert eine vorzeitige Keimung und endet erst durch Kälte, Licht oder Narbung.
Wachstumsdormanz (die im Alltag mit Zimmerpflanzen relevant ist) betrifft Triebe, Blätter, Wurzeln, Knospen und Speicherorgane.
Beide sind Ruhephasen – aber mit sehr unterschiedlichen Funktionen.
Dormanz als Energiesparmodus von Zimmerpflanzen
Man kann Dormanz als biologischen Standby-Modus verstehen – nicht aus, sondern nur pausiert.
Während dieser Phase:
stellen Triebe und Wurzeln ihre Aktivität fast vollständig ein
verlangsamt sich die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen
bleibt die Blütenbildung aus
wird Energie in Stängeln, Knollen oder Wurzeln konserviert
Das ist kein Zerfall, sondern Überleben.
Auch in Innenräumen gehen viele Pflanzen in eine partielle Dormanz – ein sanfteres Herunterfahren statt eines kompletten Stillstands. Besonders tropische Arten, die genetisch nicht zu fester Dormanz programmiert sind, reagieren so auf saisonale Veränderungen in Licht und Klima.

3. Welche Auslöser sorgen bei Zimmerpflanzen für Dormanz?
Dormanz tritt nicht zufällig auf. Selbst im geschützten Wohnzimmer registrieren Pflanzen kleinste Veränderungen – kürzere Tage, kühlere Nächte, trockenere Luft. Für uns wirken diese Unterschiede kaum bemerkbar, für Pflanzen aus stabilen Tropengebieten oder ausgeprägten Jahreszeiten dagegen sind sie eindeutige Signale: „Jetzt pausieren – oder Schaden riskieren.“
Einige Pflanzenarten sind genetisch auf Ruhephasen programmiert. Andere reagieren mit verlangsamtem Wachstum, wenn ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. In beiden Fällen entsteht Dormanz aus dem Zusammenspiel von innerer Uhr und äußeren Reizen.
Hier die häufigsten Auslöser für Dormanz in Innenräumen – und was sie für deine Pflanze bedeuten.
Weniger Licht und kürzere Tage
Was passiert:
Photosynthese läuft langsamer
weniger Energie steht zur Verfügung
Abscisinsäure (ABA) steigt, Gibberelline (GA) sinken
Typische Anzeichen:
keine neuen Triebe
kleine, blasse oder vergeilte Blätter
verzögerte oder ausbleibende Blüte
💡 Pflege-Tipp: Bei tropischen Pflanzen kann schon der Rückgang von 12 auf 8 Stunden Tageslicht Dormanz auslösen. Ergänze gegebenenfalls mit Vollspektrum-Pflanzenlampen – aber nur bei Arten, die dafür geeignet sind.
🔗 Neugierig, was wirklich als „genug Licht“ für verschiedene Pflanzen gilt? Sieh dir unseren Leitfaden dazu an, wie viel Licht Zimmerpflanzen tatsächlich brauchen.
Kühlere Raumtemperaturen
Was passiert:
die Stoffwechselaktivität der Wurzeln verlangsamt sich
Enzyme arbeiten träger
manche Arten deuten dies als Beginn einer Saisonpause
Wichtige Schwellenwerte:
unter 18 °C → leichte Verlangsamung bei Tropenpflanzen
unter 15 °C → Wachstum stoppt
unter 12 °C → Stress bei vielen immergrünen Arten
Typische Anzeichen:
Knospen oder neue Blätter stagnieren
Blattfall (häufig bei Ficus, Schefflera, Dendrobium)
erhöhtes Risiko für Wurzelfäule durch geringe Wasseraufnahme
💡 Pflege-Tipp: Stell empfindliche Pflanzen im Herbst und Winter nicht an zugige Fenster, auf kalte Böden oder in unbeheizte Räume.
🔗 Mehr zu Zugluft, trockener Luft und kurzen Tagen findest du in unserem umfassenden Winterpflege-Guide für tropische Zimmerpflanzen.
Trockene Erde oder Wassermangel
Was passiert:
Abscisinsäure (ABA) steigt stark an
Energie wird in Speicherorgane verlagert
Knollen und Pseudobulben wechseln in den Ruhemodus
Typische Anzeichen:
vergilbende untere Blätter
schrumpelige oder „schlafende“ Knollen
ausbleibender Wurzelzuwachs trotz warmer Bedingungen
💡 Pflege-Tipp: Manche Pflanzen wie Caladium oder Catasetum benötigen eine trockene Ruhephase. Andere verlangsamen nur ihr Wachstum – zwinge also nicht alle Arten in Trockenheit.
Trockene Luft und geringe Luftfeuchtigkeit
Was passiert:
Pflanzen reduzieren die Transpiration, um Wasser zu sparen
Spross- und Wurzelwachstum pausieren
Blattränder trocknen ein
Typische Anzeichen:
vertrocknete Blattspitzen
bräunende neue Blätter
ausbleibender Austrieb oder stark eingerollte Blätter
💡 Pflege-Tipp: Halte die Luftfeuchtigkeit im Winter über 45 %. Gieße nicht übermäßig als Ausgleich – das führt eher zu Wurzelfäule.
🔗 Praktische Methoden, wie du die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen stabilisierst, findest du in unserem Ratgeber zur optimalen Luftfeuchtigkeit bei Zimmerpflanzen.
🔗 Wenn du braune Blattspitzen bemerkst, nicht nur bei sinkender Luftfeuchtigkeit, hilft unser Guide zu braunen Blättern, zwischen Dormanz-Stress und Pflegefehlern zu unterscheiden.
Wurzelstress oder Nährstoffmangel
Was passiert:
enge Töpfe oder ausgelaugtes Substrat verhindern aktives Wachstum
Nährstoff-Ungleichgewichte imitieren Dormanz-Symptome
die Wurzelzone „blockiert“ physiologisch
Typische Anzeichen:
Wachstumsstopp trotz guter Lichtverhältnisse
interveinale Chlorose (Gelbfärbung zwischen den Blattadern)
keine Wurzelneubildung
💡 Pflege-Tipp: Während Dormanz nicht umtopfen. Erst bei neuem Austrieb wieder düngen und die Wurzelpflege aufnehmen.
Innere Uhren und genetische Rhythmen
Manche Pflanzen ruhen selbst dann, wenn Bedingungen ideal scheinen.
Beispiele: Oxalis, Lithops, Caladium, Catasetum
Was passiert:
genetisch gesteuerte Zyklen überlagern Umwelteinflüsse
Pflanzen folgen einem festen Zeitplan für Wachstum und Ruhe
Typische Anzeichen:
Dormanz zur gleichen Jahreszeit, jedes Jahr
kein erkennbarer äußerer Auslöser
plötzlicher Neuaustrieb nach der Ruhephase
💡 Pflege-Tipp: Versuche nicht, diese Pflanzen „aufzuwecken“. Respektiere den Zyklus – weder zusätzliches Wasser noch mehr Licht können genetische Timer überlisten.
📌 Übersicht der Dormanz-Auslöser bei Zimmerpflanzen
Auslöser | Wirkung | Typische Symptome |
Kürzere Tage | geringere Photosynthese | blasses oder stagnierendes Wachstum |
Kühlere Temperaturen | Stoffwechselverlangsamung | Blattfall, stagnierende Knospen |
Trockene Erde | ABA-gesteuerte Ruhe | Knollendormanz, gelbe Blätter |
Niedrige Luftfeuchtigkeit | Transpirationsstress | trockene Blattspitzen, ausbleibender Austrieb |
Wurzel-/Nährstoffstress | Wachstumshemmung | Chlorose, keine Wurzelbildung |
Innere Rhythmen | programmierte Ruhephase | kein Wachstum, fester Zeitplan |

4. Dormanz oder Abbau? So erkennst du den Unterschied
Dormanz und Stress sehen oft ähnlich aus – kein Wachstum, vergilbende Blätter, plötzliche Stille. Doch wie erkennst du, ob deine Pflanze wirklich ruht oder ob sie Probleme hat?
Eine falsche Deutung kann dazu führen, dass man zu viel gießt, unnötig umtopft oder eine vollkommen gesunde Pflanze entsorgt, die nur Zeit braucht.
Hier erfährst du, wie du Dormanz von Abbau unterscheidest – anhand klarer Merkmale, nicht durch Rätselraten.
Ruhende Pflanzen: stabil, vorhersehbar, lebendig
Dormanz ist eine kontrollierte Pause, kein Notfall. Deine Pflanze stellt zwar ihr Wachstum ein, bleibt aber innerlich gesund.
Typische Anzeichen für Dormanz:
Wachstum stoppt schrittweise über 1–3 Wochen
ältere Blätter vergilben oder fallen langsam ab
keine neuen Triebe oder Knospen, bestehende Pflanzenteile bleiben stabil
Wurzeln sind fest, hell und elastisch
Speicherorgane (Knollen, Zwiebeln, Stängel) sind dicht und prall
äußerer Zustand bleibt konstant – keine Verschlechterung von Tag zu Tag
Beispiele:
Caladium zieht vollständig ein – aber die Knolle bleibt fest
Catasetum wirft alle Blätter ab – doch die Pseudobulbe bleibt grün
Lithops schrumpft leicht – um sich für den nächsten Blattsatz vorzubereiten
Solange kein fauliger Geruch, keine weiche Konsistenz oder ein schneller Abbau zu erkennen ist, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Dormanz – nicht um ein Absterben.
Gestresste oder kranke Pflanzen: Verfall in Bewegung
Stress, Krankheiten oder Fäulnis entwickeln sich fortschreitend. Anfangs kann es nach Dormanz aussehen, doch die Symptome verschlimmern sich stetig.
❗ Warnsignale:
Wachstum stoppt plötzlich oder unregelmäßig
jüngere Blätter vergilben oder rollen sich ein (nicht nur die alten)
Blattfall tritt ungleichmäßig oder schlagartig auf
Wurzeln sind matschig, dunkel oder riechen faulig
Blätter wirken durchsichtig, schlaff oder weich
Stängelbasis kollabiert, vor allem nahe der Erdoberfläche
Probleme breiten sich von Woche zu Woche sichtbar aus
💡 Merke: Dormanz = stabil. Krankheit = Verschlechterung.
📌 Schnelle Diagnose-Checkliste für Zimmerpflanzen
Mit diesen Tests erkennst du, ob deine Pflanze wirklich in Dormanz ist – oder ob sie unter Stress oder Krankheit leidet.
1. Wurzelkontrolle➜ Pflanze vorsichtig aus dem Topf nehmen, wenn möglich.
✓ Gesund: hell, elastisch, geruchlos
✗ Ungesund: matschig, braun/schwarz, fauliger Geruch
2. Kratztest (Stängel/Knollen)➜ Mit Fingernagel oder steriler Klinge leicht anritzen.
✓ Lebendig: grünes oder weißes Gewebe unter der Oberfläche
✗ Tot: trocken, braun, brüchig
3. Gewicht & Festigkeit➜ Besonders bei Knollen, Zwiebeln und Sukkulenten prüfen.
✓ Gesund: schwer, fest
✗ Ungesund: hohl, verschrumpelt, weich
4. Verlauf beobachten➜ Hat sich der Zustand stabilisiert oder verschlechtert?
✓ Dormanz: Zustand bleibt über Wochen unverändert
✗ Stress/Krankheit: wöchentlich neue Probleme sichtbar
🔗 Findest du matschige, faul riechende Wurzeln statt fester, heller, geht es nicht um Ruhe – sondern um Wurzelfäule bei Zimmerpflanzen.
📌 Dormanz oder Stress? – Direktvergleich
Symptom | Dormant (Ruhephase) | Gestresst/Krank |
Wachstum | stoppt langsam, schrittweise | abrupt oder unregelmäßig |
Blattfall | zuerst ältere Blätter | plötzlich, ungleichmäßig, von oben |
Farbveränderung | gleichmäßiges Vergilben | fleckig, unregelmäßig, mit Flecken |
Wurzeln | fest, hell, ohne Geruch | dunkel, matschig, faulig |
Stängelgewebe | stabil, gut durchfeuchtet | weich, kollabierend, nässend |
Geruch | neutral, erdig | sauer, faulig |
Verlauf | stabil, keine Verschlechterung | verschlimmert sich mit der Zeit |
Saisonalität | meist vorhersagbar | zufällig oder durch Pflegefehler |
🔗 Unsicher, ob Blattfall normal ist oder ein Alarmzeichen? Unser Guide Warum Zimmerpflanzen Blätter verlieren erklärt, wie man saisonale Ruhe von ernsthaften Problemen unterscheidet.
💡 Fragen vor dem Eingreifen:
Hat die Pflanze schon einmal so geruht?
Sind die Umweltbedingungen konstant?
Sind Wurzeln und Speicherorgane fest?
Bleibt der Zustand stabil – oder verschlechtert er sich?
➜ Wenn die Symptome unverändert bleiben und die Pflanze stabil wirkt: ruhen lassen.
➜ Wenn sich der Zustand verschlechtert: eingreifen, Ursachen finden und behandeln.

5. Welche Zimmerpflanzen ruhen – und welche nur langsamer wachsen
Nicht alle Zimmerpflanzen durchlaufen Dormanz auf die gleiche Weise.
Manche ziehen vollständig ein, andere legen nur eine stille Pause ein, wieder andere wachsen bei guten Bedingungen einfach weiter. Entscheidend ist zu wissen, welche Pflanzen eine echte Ruhephase benötigen – und bei welchen schon kleine Anpassungen ausreichen, wenn das Wachstum stockt.
Im Folgenden eine Übersicht nach Pflanzengruppen: welche Art von Dormanz (falls vorhanden) sie durchlaufen, wie lange sie dauert und was du erwarten kannst.
Tropische Grünpflanzen
Beispiele: Monstera, Philodendron, Efeutute (Pothos), Calathea, Einblatt (Spathiphyllum), Ficus, Aglaonema
Dormanz-Typ: Pseudo-Dormanz
Auslöser: weniger Licht, kühlere Luft, trockenes Raumklima
Was zu erwarten ist:
Wachstum verlangsamt sich oder stoppt im Winter
ältere Blätter vergilben oder fallen ab
geringerer Bedarf an Wasser und Nährstoffen
Pflege-Tipp: Keine Ruhe erzwingen. Mit ausreichend Licht und Wärme bleiben diese Pflanzen auch im Winter aktiv.
Knollen- & Zwiebelpflanzen
Beispiele: Caladium, Alpenveilchen (Cyclamen), Oxalis, Amaryllis (Hippeastrum), Gloriosa
Dormanz-Typ: echte Dormanz (Endo-Dormanz)
Auslöser: Photoperiode, Trockenheit, saisonales Wachstumsende
Was zu erwarten ist:
vollständiger Blattverlust
Ruhephase von 6–16 Wochen
Neuaustrieb erst nach Ruhezeit und erneuter Wassergabe
Pflege-Tipp: Sobald Blätter vergilben, nicht mehr gießen. Knollen kühl und trocken lagern. Erst bei neuen Austrieben wieder wässern.
🔗 Detaillierte Tipps zur Lagerung und Reaktivierung findest du in unserem Caladium-Pflegeguide.
Sukkulenten & Kakteen
Beispiele: Lithops, Aloe, Euphorbia, Crassula, Echeveria, Mammillaria
Dormanz-Typ: gemischt (artenabhängig: echte oder Pseudo-Dormanz)
Auslöser: saisonale Trockenheit oder Kälte, meist im Frühjahr wieder aufgehoben
Was zu erwarten ist:
2–3 Monate kein Wachstum
Faltenwurf oder Schrumpeln
verzögerte Blüte
Pflege-Tipp: Während der Ruhezeit nicht gießen – außer bei Arten, die im Winter aktiv sind. Kein Wachstum anregen, bevor die Dormanz vorüber ist.
Orchideen
Beispiele: Phalaenopsis, Dendrobium, Catasetum, Cymbidium
Dormanz-Typ: abhängig von der Gattung
Details:
Phalaenopsis: keine Dormanz; nur kurze Pausen zwischen den Blühzyklen
Dendrobium nobile: braucht eine kühle, helle Ruhephase, um Blüten anzusetzen
Catasetum: vollständig laubabwerfend; mehrere Monate blattlos
Cymbidium: verlangsamt das Wachstum im Winter, behält aber die Blätter
Pflege-Tipp: Kenne die Ansprüche deiner Orchidee. Manche benötigen eine trockene Ruhephase – andere bleiben durchgehend aktiv.
Farne
Beispiele: Nephrolepis, Asplenium, Microsorum, Blechnum
Dormanz-Typ: keine Dormanz
Stattdessen passiert:
sehr empfindlich gegenüber trockener Luft und Kälte
Blattspitzen verfärben sich braun, Wedelwachstum stagniert
Pflege-Tipp: Luftfeuchtigkeit über 50 % halten. Erde im Winter nie vollständig austrocknen lassen.
Epiphyten
Beispiele: Hoya, Anthurium, Tillandsia, Rhipsalis, Dischidia
Dormanz-Typ: leichte Ruhephase oder Blühpause
Auslöser: geringes Licht, trockene Luft, kürzere Tage
Was zu erwarten ist:
verlangsamte Wurzel- oder Knospenentwicklung
vorübergehende Blühpause
Pflege-Tipp: Überwässerung vermeiden. Leichte Trockenphasen sind während dieser Zeit gesünder als dauerhaft nasses Substrat.
Karnivoren
Beispiele: Venusfliegenfalle (Dionaea), Sarracenia, Drosera (temperiert)
Dormanz-Typ: echte Kälteruhe
Auslöser: Tageslänge und Kälteeinfluss
Was zu erwarten ist:
Blätter sterben ab oder Fallen stellen ihre Funktion ein
Wachstum setzt nach 8–12 Wochen bei 5–10 °C wieder ein
Pflege-Tipp: Kälteperiode ist zwingend notwendig. Geeignet sind unbeheizte Fensterbänke, Garagen oder der Kühlschrank – nicht warme Wohnräume.
📌 Übersicht: Dormanz nach Pflanzengruppe
Gruppe | Dormanz-Typ | Pflegeschwerpunkt |
Tropische Grünpflanzen | Pseudo-Dormanz | Wasser & Licht anpassen, Überpflege vermeiden |
Knollen/Zwiebeln | echte Dormanz | trocken lagern, nicht gießen bis Austrieb |
Sukkulenten/Kakteen | gemischt (artenabhängig) | Art recherchieren, kein Wasser im Winter geben |
Orchideen | gattungsabhängig | manche ruhen blattlos, andere bleiben aktiv |
Farne | keine Dormanz | keine Zugluft, gleichmäßig feucht & luftig halten |
Epiphyten | leichte Pause | moderates Gießen, Luftfeuchte nicht zu niedrig |
Karnivoren | echte Kälteruhe | kalte Ruhephase zwingend erforderlich |

6. Dormanz brechen: Wann und wie Zimmerpflanzen wieder austreiben
Dormanz endet nicht nach Kalenderdatum – sie endet, wenn innere und äußere Signale der Pflanze vermitteln: „Jetzt ist es wieder sicher zu wachsen.“
Für manche Arten bedeutet das: längere Tage und wärmere Temperaturen. Bei anderen ist es der erste Guss Wasser nach trockener Lagerung oder eine abgeschlossene Kälteperiode. Der Zeitpunkt ist artspezifisch, der Prozess aber immer gleich: Umweltveränderungen lösen hormonelle Signale aus – diese starten das Wachstum neu.
So funktioniert es – und so kannst du deine Pflanze beim Neustart unterstützen.
Licht: das wichtigste Signal
Tageslänge und Lichtintensität sind die Hauptauslöser für den Dormanz-Abbruch. Mit längeren Tagen oder zusätzlicher Beleuchtung aktivieren Photorezeptoren in Blättern und Knospen die Wachstumshormone.
Was passiert:
↓ Abscisinsäure (hemmt Wachstum)
↑ Gibberelline (fördern Wachstum)
ruhende Knospen beginnen sich zu teilen und zu strecken
💡 Pflege-Tipp: Die meisten Tropenpflanzen brauchen 10–12 Stunden helles, indirektes Licht, um wieder loszulegen. Nutzt du Pflanzenlampen? Passe die Beleuchtungsdauer an die Saison an – z. B. 12–14 Stunden im frühen Frühjahr.
Temperatur: Wärme als Wachstumssignal
Wärme steigert die Enzymaktivität, erhöht die Wasseraufnahme und aktiviert den Wurzelstoffwechsel.
Beispiele:
Tropische Pflanzen treiben wieder bei ca. 18–20 °C nachts
Sukkulenten setzen bei 15–18 °C neu an
Kühl ruhende Orchideen brauchen Tag-Nacht-Kontraste (z. B. Dendrobium: 22 °C Tag / 12 °C Nacht)
⚠️ Achtung: Wärme ohne zusätzliches Licht führt zu schwachem, vergeiltem Wuchs oder Blattverformungen. Beide Faktoren müssen zusammenpassen.
Wasser: der „Startknopf“ (für trocken gelagerte Pflanzen)
Bei Arten mit echter Dormanz – etwa Knollenpflanzen, Catasetum-Orchideen oder Lithops – ist Wasser oft das letzte Signal.
Wann wieder gießen?
Schwellung an Wachstumspunkten sichtbar
Pseudobulben werden leicht weicher
Knospenspitzen oder neue Wurzelspitzen erscheinen
bei Lithops: wenn die alten Blätter vollständig eingetrocknet sind
💡 Pflege-Tipp: Niemals blind gießen – zu frühes Wässern ist einer der häufigsten Gründe für Fäulnis beim Dormanz-Ende.
Kälteruhe (Chill Hours) – für kälteliebende Arten
Einige Pflanzen brauchen eine Kälteperiode von 5–12 °C über 8–14 Wochen, bevor sie wieder austreiben oder blühen können.
Typische Beispiele:
Karnivoren (Dionaea, Sarracenia)
Amaryllis (für erneute Blüte)
Lithops (für den korrekten Blattzyklus)
Diese Abkühlung setzt das hormonelle Gleichgewicht zurück – vor allem zwischen Abscisinsäure (ABA) und Gibberellinen (GA). Wird sie ausgelassen, kann die Pflanze zwar wachsen, aber oft nicht mehr zuverlässig blühen.
Innere Uhr – der eingebaute Rhythmus
Manche Pflanzen – etwa Oxalis, Caladium oder Catasetum – erwachen nach circannualen Rhythmen, unabhängig von äußeren Faktoren. Sie treiben sogar im Lager aus – ganz gleich, ob Licht, Wärme oder Feuchtigkeit vorhanden sind.
Deine Aufgabe: nicht drängen. Warte, bis sich der Austrieb zeigt. Erst dann wieder Wärme, Licht und schließlich Wasser geben.
✗ Fehler beim Dormanz-Ende
Häufige Pflegefehler – und warum du sie vermeiden solltest:
Fehler | Warum schädlich |
Zu frühes Düngen | Wurzeln können noch keine Nährstoffe aufnehmen → Salzschäden |
Gießen vor Aktivität | hohes Fäulnisrisiko, v. a. in LECA oder verdichteten Substraten |
Direkt in Sonne stellen | frische Triebe sind empfindlich → Sonnenbrand |
Vorschnelles Umtopfen | inaktive Wurzeln können sich nicht im neuen Substrat verankern |
💡 Pflege-Tipp: Warte auf sichtbare Lebenszeichen – dann sanft in die aktive Saison übergehen.
🔗 Unsicher, wie viel Wasser du zurückhalten solltest? Schau in unseren Bewässerungs-Guide für Zimmerpflanzen.
📌 Übersicht: Auslöser für das Ende der Dormanz
Signal | Wirkt bei | Effekt |
Längere Tageslänge | die meisten Zimmerpflanzen | startet Wachstumshormone neu |
Wärmere Temperaturen | alle Pflanzengruppen | aktiviert Wurzel- & Triebstoffwechsel |
Erste Wassergabe | Knollen, Orchideen, Sukkulenten | setzt Startsignal für neue Wachstumsphase |
Kälteruhe (Chill Hours) | Karnivoren, Geophyten | ermöglicht Blüte & Regeneration |
Innere Uhr | Oxalis, Caladium, Catasetum | Austrieb erfolgt unabhängig von Bedingungen |
7. Die Risiken, wenn man Zimmerpflanzen zum Dauerwachstum zwingt
Mit Pflanzenlampen, Heizung und Dünger ist es verlockend zu glauben, man könne seine Pflanzen das ganze Jahr über in ständigem Wachstum halten. Für einige tropische Blattpflanzen funktioniert das tatsächlich weitgehend.
Doch bei vielen anderen – insbesondere Arten, die Trockenzeiten, Kälteruhe oder ruhebedingte Blühzyklen entwickelt haben – rächt sich das Überspringen der Dormanz.
Das kann passieren, wenn man versucht, jede Pflanze das ganze Jahr „anzuschalten“:
Schwaches, vergeiltes Wachstum
Pflanzen in Wachstum zu zwingen, bevor sie hormonell oder physiologisch bereit sind, führt zu weichen, instabilen, langgezogenen Trieben.
Warum?
Gibberelline (Wachstumshormone) steigen, aber Photosynthese reicht nicht aus
neue Zellen enthalten zu wenig Lignin (Festigungsstoff)
das Ergebnis: schnelles, aber schwaches, blasses oder deformiertes Wachstum
Typisch bei:
überwässerten Sukkulenten im Winter
frühzeitig angetriebenen Zwiebelpflanzen
Catasetum-Orchideen, die nach dem Blattfall weitergetrieben werden
🔗 Wenn Pflanzen im schwachen Licht „in die Höhe schießen“, ist das kein echtes Wachstum, sondern Stress. Unser Guide zu vergeiltem Wachstum zeigt, wie du es vermeidest und korrigierst.
Ausbleibende Blüte oder Wiederblüte
Viele Pflanzen brauchen eine Ruhephase, um Blütenanlagen zu bilden. Ohne sie wachsen sie – aber blühen nicht.
Beispiele:
Amaryllis: benötigt 6–8 Wochen Trockenruhe
Dendrobium nobile: braucht eine kühle, helle Ruhezeit für Knospenbildung
Lithops: blüht nur nach vollständiger Winterruhe
Ergebnis: Blätter ja – aber keine Blütenstiele, keine Blüten, abgebrochene Knospen.
Höheres Risiko für Schädlinge und Krankheiten
Dormanz gibt Pflanzen die Möglichkeit, Abwehrkräfte zu erneuern und das Eindringen von Pathogenen zu verlangsamen. Erzwingt man Wachstum, entsteht anfälliges Gewebe.
Folgen:
dünne Cuticula = leichte Beute für Spinnmilben, Thripse, Blattläuse
unregelmäßiges Gießen = Trauermücken, Wurzelfäule
schlechte Regulation der Spaltöffnungen = Ödeme, Flecken, Fäulnis
Typische Symptome:
Schädlingsbefall nur am frischen Austrieb
muffiges oder sauer riechendes Substrat
verbrannte Blattspitzen bei empfindlichen Arten in LECA oder Kokos
Nährstoffschäden & Salzansammlungen
Dünger hilft einer ruhenden Pflanze nicht – im Gegenteil, er belastet die Wurzeln.
Warum passiert das?
inaktive Wurzeln nehmen keine Nährstoffe auf → Salze reichern sich an
hoher Leitwert (EC) schädigt frische Wurzelspitzen
Folge: gestauchtes oder chlorotisches Wachstum
❗ Besonders riskant in:
Semi-Hydro-Setups (LECA, Pon, Perlite)
Torfsubstraten ohne gute Spülung
Langfristige Erschöpfung & vorzeitiger Verfall
Ruhezeit bedeutet nicht Stillstand – sondern Regeneration.
Pflanzen brauchen sie, um:
Kohlenhydratspeicher aufzufüllen
Zellschäden zu reparieren
Hormone neu auszubalancieren, bevor die Blüte beginnt
Ohne diese Erholung:
Blätter werden von Jahr zu Jahr kleiner
Knospen bilden sich spät oder gar nicht
Triebe werden schwach oder biegen sich
Dormanz-Zyklen geraten durcheinander
Am Ende kann die Pflanze regelrecht „abstürzen“ – plötzlicher Totalausfall nach Jahren der Überlastung ist bei Orchideen, Zwiebelpflanzen und vielen Sukkulenten keine Seltenheit.
Welche Pflanzen ohne Dormanz auskommen – und welche nicht
Ganzjährig wachstumsfähig (bei idealen Bedingungen):
Monstera deliciosa
Epipremnum aureum (Efeutute)
Spathiphyllum (Einblatt)
Anthurium andraeanum
Phalaenopsis-Orchideen
Arten, die langfristig eine Ruhephase brauchen:
Caladium
Catasetum-Orchideen
Amaryllis
Lithops
Dendrobium nobile
Venusfliegenfalle
Sarracenia (Schlauchpflanze)
💡 Hinweis: Selbst immergrüne Arten profitieren von einer leichten Pause – weniger Wasser, weniger Dünger, weniger Stress.
📌 Zusammenfassung: Risiken, wenn Dormanz übersprungen wird
Risiko | Ursache | Folge |
Weiches, vergeiltes Wachstum | Wachstumshormone steigen, aber Licht fehlt | instabile, blasse, schwache Triebe |
Keine Blüten | keine Ruhephase = kein Hormonsignal | Wachstum ohne Blütenbildung |
Schädlingsbefall | weiches Gewebe, schwache Regulation | Befall & Krankheitsanfälligkeit |
Salzansammlungen | Dünger ohne Aufnahmefähigkeit | Wurzelschäden, gehemmtes Wachstum |
Plötzlicher Abbruch | chronischer Stress, fehlende Erholung | irreversibler Verfall, Totalausfall |

8. Mythen und Missverständnisse rund um Dormanz
Fakten statt Folklore
Dormanz gehört zu den am meisten missverstandenen Pflanzenphänomenen. In Online-Pflegetipps wird sie oft entweder stark vereinfacht („im Winter nicht gießen“) oder verallgemeinert („alle Pflanzen brauchen Dormanz“).
Beides stimmt nicht. Die Folge: falsch gedeuteter Stress, ungeeignete Pflege – und im schlimmsten Fall unnötiger Pflanzenverlust.
Hier die häufigsten Mythen – und was in Wirklichkeit in deiner Pflanze passiert.
✗ Mythos 1: „Alle Zimmerpflanzen brauchen eine Ruhephase.“
✓ Wahrheit: Dormanz ist artspezifisch, nicht universell.
Caladium, Oxalis, Amaryllis → echte Dormanz erforderlich
Monstera, Philodendron, Einblatt → keine Dormanz, nur verlangsamtes Wachstum bei ungünstigen Bedingungen
➜ Warum wichtig: Immergrüne Tropenpflanzen sollte man nicht in Ruhephasen zwingen. Mit ausreichend Licht und Wärme wachsen sie das ganze Jahr.
✗ Mythos 2: „Dormante Pflanzen darf man gar nicht gießen.“
✓ Wahrheit: Der Wasserbedarf hängt von Dormanz-Typ und Pflanzenstruktur ab.
Echte Dormanz (Knollen, Sukkulenten) → trocken halten
Pseudo-Dormanz (Tropenpflanzen) → weniger gießen, nicht komplett stoppen
Farn- oder Orchideenarten mit Blättern → brauchen auch in Dormanz etwas Wasser
➜ Warum wichtig: Eine Pflanze mit Blättern völlig austrocknen zu lassen, kann zu Dehydration oder Blattverlust führen. Wasser immer am Aktivitätslevel ausrichten – nicht allein an der Jahreszeit.
✗ Mythos 3: „Dormante Pflanzen brauchen kein Licht.“
✓ Wahrheit: Die meisten benötigen weiterhin Grundhelligkeit.
Blätter betreiben auch im Ruhemodus noch langsame Stoffwechselaktivität
Licht schützt Speicherorgane und verhindert Vergeilung
völlige Dunkelheit erhöht besonders in feuchter Umgebung das Fäulnisrisiko
➜ Warum wichtig: Eine Pflanze ist in Dormanz nicht „ausgeschaltet“, sondern pausiert. Stelle sie hell, außer sie ist komplett blattlos und trocken gelagert.
✗ Mythos 4: „Wenn die Pflanze tot aussieht, ist sie es auch.“
✓ Wahrheit: Dormanz kann wie Tod wirken – ist es aber nicht.
Caladium verschwindet monatelang im Boden
Catasetum bleibt als blattlose Pseudobulbe zurück
Lithops schrumpfen und falten sich, bevor neue Blätter erscheinen
➜ Warum wichtig: Vor dem Wegwerfen Wurzeln, Gewicht und Gewebefestigkeit prüfen.
✗ Mythos 5: „Dünger weckt eine dormante Pflanze.“
✓ Wahrheit: Wachstum startet erst, wenn Licht, Wärme und Hormone im Gleichgewicht sind – nicht durch Nährstoffe.
Ruhende Wurzeln können keinen Dünger aufnehmen
zu frühes Düngen → Salzansammlungen & Wurzelschäden
➜ Warum wichtig: Erst düngen, wenn neue Wurzeln oder Triebe sichtbar sind – nicht vorher.
📌 Zusammenfassung: Mythen vs. Realität
Behauptung | Wahr/Falsch | Warum |
Alle Zimmerpflanzen gehen in Dormanz | ✗ Falsch | hängt von Genetik und Herkunft ab |
Dormanz = kein Wasser | ✗ Nicht immer | manche brauchen leichtes Gießen |
Dormanz = kein Licht | ✗ Falsch | die meisten brauchen weiterhin Helligkeit |
Dormanz = Tod | ✗ Falsch | Pflanzen imitieren Tod, sind aber lebendig |
Dünger startet Wachstum | ✗ Falsch | Auslöser sind Umweltbedingungen, nicht Nährstoffe |
9. Häufige Fragen zur Dormanz
Du kennst nun die Anzeichen, Auslöser und Pflegetipps – doch manche Fragen tauchen immer wieder auf. Hier eine klare Übersicht ohne Schnörkel.
Warum wächst meine Pflanze im Winter nicht?
Wahrscheinlich steckt sie in Eco-Dormanz – einer vorübergehenden Verlangsamung durch weniger Licht, kühlere Luft oder selteneres Gießen.Wenn:
die Pflanze gesund wirkt
kein schneller Abbau zu sehen ist
das schon im letzten Jahr vorkam
…dann ruht sie nur. Pflege normal fortsetzen, sobald wieder Wachstum einsetzt.
Kann ich mit Pflanzenlampen Dormanz verhindern?
Ja – bei tropischen Blattpflanzen wie Monstera, Efeutute, Philodendron. Nutze 12–14 Stunden Vollspektrum-Licht täglich.
Nicht geeignet für:
Caladium
Amaryllis
Catasetum
Lithops
temperierte Karnivoren
Diese Arten brauchen eine Ruhephase – erzwingtes Dauerlicht schadet langfristig.
Mein Oxalis ist verschwunden. Ist er tot?
Nein. Die meisten Oxalis-Arten gehen nach der Wachstumsperiode in vollständige Dormanz.
Gießen einstellen
kühl & trocken lagern
nach 4–10 Wochen erscheinen neue Triebe von selbst
Muss ich Knollen im Kühlschrank lagern?
Nur wenn es die Art verlangt.
Amaryllis, Caladium: trocken lagern, kein Kühlschrank
Karnivoren, Tulpen, Narzissen: 8–12 Wochen bei 5–10 °C kühlen
Falsche Kältebehandlung führt oft zu Fäulnis. Immer artenbezogen recherchieren.
Welche Raumtemperaturen sind dormanz-sicher?
Pflanzentyp | Optimaler Bereich |
Tropische Blattpflanzen | ab 18 °C |
Ruhende Knollen/Zwiebeln | 10–15 °C (trocken) |
Kälteruhende Arten | 5–10 °C für 2–3 Monate |
Catasetum-Orchideen | 15–18 °C trockene Ruhephase |
❗ Unter 12 °C geraten viele Tropenpflanzen in Stress – auch wenn sie scheinbar ruhen.
Wie oft gieße ich eine Pflanze in Dormanz?
Dormanz-Typ | Gießen |
Echte Dormanz (Knollen, Sukkulenten) | gar nicht |
Pseudo-Dormanz (Tropenpflanzen) | minimal, nur bei Trockenheit |
Ruhend, aber mit Blättern (Farne, Phalaenopsis) | leicht feucht halten |
Semi-Hydro (LECA, Pon etc.) | Reservoir reduzieren oder entfernen |
➜ Niemals nach Kalender gießen – sondern Wurzeln, Substrat und Aktivität beobachten.
Wie lange dauert Dormanz?
Pflanze | Dauer |
Caladium, Oxalis | 6–12 Wochen |
Karnivoren | ca. 3 Monate |
Catasetum-Orchideen | 2–4 Monate |
Lithops | 2–3 Monate Trockenruhe |
Tropenpflanzen (pseudo) | 3–8 Wochen Verlangsamung |
💡 Wenn nach 4+ Monaten nichts passiert, überprüfe Licht, Temperatur und Zustand von Wurzeln/Knollen.
Kann ich eine Pflanze in Dormanz zwingen?
Nur wenn die Art dazu "programmiert" ist.
So geht’s (bei passenden Arten):
Gießen einstellen
Licht & Wärme reduzieren
Blätter natürlich absterben lassen
Geeignet für:
Amaryllis (nach der Blüte)
Caladium (Ende Sommer)
Catasetum (nach Blattfall)
Nicht erzwingen bei immergrünen Arten wie Monstera, Anthurium, Einblatt.
Können Pflanzen ruhen, obwohl die Bedingungen ideal sind?
Ja – wenn sie einem circannualen Rhythmus folgen.
Beispiele: Oxalis, Caladium, Catasetum, Lithops→ Diese Pflanzen ruhen, wann ihr innerer Timer es vorgibt – nicht, wann du es erwartest.
Gehen Alocasia in der Natur oder nur drinnen in Dormanz?
Das hängt von der Art ab.
Herkunft | Verhalten |
Trockene/subtropische Arten (z. B. A. odora) | oft Dormanz |
Regenwaldarten (z. B. A. reginula) | meist immergrün |
Im Haus:
alle Alocasia können im Winter Blätter verlieren – meist Stress durch Lichtmangel, Kälte oder Trockenheit
alle Alocasia können Schaden nehmen, wenn sie zu kalt oder zu trocken stehen
💡 Pflege-Tipp: Warm und leicht feucht halten. Blätter nicht absichtlich abwerfen lassen.
10. Schnellübersichten & Tabellen
Dormanz-Symptome können leicht mit Stress, Fäulnis oder Nährstoffmängeln verwechselt werden – und der richtige Zeitpunkt ist nicht immer sofort erkennbar. Darum helfen schnelle, visuelle Übersichten, sicher einzuschätzen, was deine Pflanze gerade macht.
Die folgenden Tabellen unterstützen dich bei klaren Pflegeentscheidungen – besonders dann, wenn das Wachstum stagniert.
Dormanz-Zeiträume nach Pflanzengruppe
Pflanzengruppe | Dormanz-Phase | Dauer | Auslöser |
Caladium | Herbst–Winter | 2–4 Monate | trockene Erde, nachlassendes Licht |
Catasetum-Orchidee | Spätherbst | 2–3 Monate | Blattfall + Trockenruhe |
Lithops | Winter | 2–3 Monate | kühl + kein Wasser |
Amaryllis | Nach der Blüte (Sommer/Herbst) | ca. 2 Monate | Energieerschöpfung |
Karnivoren (z. B. Venusfliegenfalle) | Winter | 2–3 Monate | Kälte + kurze Tage |
Oxalis | Nach Wachstumsende | 1–2 Monate | Abschluss des Blattzyklus |
Tropenpflanzen (z. B. Monstera) | Herbst–Winter | 3–8 Wochen (Pseudo) | Lichtmangel, trockene Luft |
💡 Hinweis: Nutze die Tabelle, um Ruhephasen zu erkennen – aber nicht, um sie künstlich zu erzwingen.
Wichtige Dormanz-Hormone
Hormon | Rolle in der Dormanz |
Abscisinsäure (ABA) | startet und erhält Dormanz; schließt Spaltöffnungen |
Gibberelline (GA) | lösen das Wiederwachstum aus |
Ethylen | fördert Alterung, kann Blattabwurf auslösen |
Cytokinine | unterstützen Triebbildung nach Dormanz |
Auxine | steuern Wachstumsrichtung bei Reaktivierung |
💡 Merke: Diese Hormone kannst du nicht direkt steuern – aber deine Pflege beeinflusst, wie stark sie wirken.
Symptom-Check: Dormanz oder Abbau?
Symptom | Dormant (Ruhephase) | Gestresst | Krank |
Wachstum stoppt | schrittweise | plötzlich | unregelmäßig, verschlimmert sich |
Blattfall | ältere Blätter zuerst | zufällig, schnell | ganze Bereiche brechen ein |
Blattfarbe | gleichmäßiges Vergilben | fleckig, unregelmäßig | Flecken, Streifen, Nekrosen |
Wurzeln | fest, hell/beige | blass oder weich | dunkel, matschig, faulig |
Stängel | stabil | schwächer werdend | kollabierend |
Geruch | neutral, erdig | neutral | sauer, faulig |
Verlauf | saisonal, stabil | zufällig | wird mit der Zeit schlimmer |
💡 Tipp: Nutze diese Tabelle, bevor du „auf Verdacht“ gießt oder umtopfst.
Dormanz-Arten nach Kategorie
Pflanzentyp | Dormanz-Typ | Verhalten | Pflegeschwerpunkt |
Tropische Blattpflanzen | Pseudo | langsamer bei Lichtmangel | Wasser & Licht anpassen, nicht überpflegen |
Knollen & Zwiebeln | Echte Dormanz | kompletter Blatteinzug | trocken lagern, kein Wasser bis Austrieb |
Sukkulenten | Gemischt | artspezifische Ruhephasen | Klimaherkunft beachten, meist trocken halten |
Orchideen (Catasetum) | Echte Dormanz | wirft alle Blätter ab | kein Wasser bis zum Neuaustrieb |
Orchideen (Phalaenopsis) | Keine | kurze Pausen zwischen Blüten | ganzjährig gleich pflegen |
Karnivoren | Echte Dormanz | Rhizom ruht | Kälteperiode zwingend erforderlich |
Farne | Keine | wirken gestresst statt ruhend | nicht austrocknen lassen, gleichmäßig feucht |
Epiphyten | Leichte Pause | langsamere Blüte/Wurzelbildung | vorsichtig gießen, Winter-Überwässerung vermeiden |
Diese Übersichten geben dir eine schnelle, verlässliche Orientierung – egal, ob deine Pflanze gerade ruht, erwacht oder ins Stocken gerät.

11. Dormanz ist kein Versagen – sondern Regeneration
Wenn eine Pflanze aufhört zu wachsen, liegt der Gedanke nahe, dass etwas nicht stimmt. Doch in vielen Fällen macht sie genau das, wofür sie geschaffen ist: innehalten, Energie sparen und sich auf den nächsten Wachstumsschub vorbereiten.
Dormanz ist keine Faulheit. Kein Zeichen für Vernachlässigung. Und schon gar nicht der Tod. Sie ist eine strategische Ruhephase – eine Überlebensstrategie, die über Millionen Jahre Umweltanpassung entstanden ist.
Dormanz zu verstehen heißt zu wissen, wann man handeln sollte – und wann es besser ist, nichts zu tun. Wann gießen, wann abwarten. Wann unterstützen – und wann den Zyklus einfach laufen lassen.
📌 Kernaussagen zur Dormanz – das ganze Jahr hilfreich
Dormanz ist artspezifisch.Tropische Grünpflanzen verlangsamen nur ihr Wachstum. Knollenpflanzen, Sukkulenten und temperierte Arten müssen ruhen, um gesund zu bleiben.
Auslöser sind innen und außen.Licht, Temperatur, Wasser, Luftfeuchtigkeit, Nährstoffe – und manchmal schlicht Zeit – steuern den Wechsel zwischen Ruhe und Wachstum.
Weniger ist oft mehr.Zu viel Gießen, Düngen oder Umtopfen während Dormanz richtet mehr Schaden an als Nutzen. Lieber zurücknehmen als überpflegen.
Beobachte die Pflanze, nicht den Kalender.Sichtbare Signale (Blattfall, Knospenschwellung, feste Wurzeln) sind aussagekräftiger als Monate oder Mythen.
Dormanz stärkt das Wachstum.Nach einer Ruhephase entwickeln Pflanzen kräftigere Wurzeln, bessere Blüten und stabileres Wachstum auf lange Sicht.
Schlussgedanke
Dormanz ist kein Gegner und keine Gefahr. Sie ist schlicht Resilienz in Aktion.
Gib deinen Pflanzen die Pause, die sie brauchen – und wenn sie bereit sind, kommen sie zurück: mit mehr Kraft, Balance und Schönheit als zuvor.
12. Quellen und weiterführende Literatur
Grundlagen und allgemeine Referenzen zur Pflanzendormanz
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