Zimmerpflanzen düngen in Semi-Hydroponik (LECA, Pon & mehr)
- Foliage Factory
- 20. Juni
- 20 Min. Lesezeit
Zimmerpflanzen in semi-hydroponischen Systemen zu versorgen – also mit LECA, Pon, Bims oder ähnlichen Substraten – erfordert mehr als nur etwas Dünger im Gießwasser. Diese inerten Materialien enthalten weder Nährstoffe noch Mikroorganismen und bieten keinen Puffer bei Fehlern. Jeder Mineralstoff, den deine Pflanze bekommt, muss über die Nährlösung zugeführt werden.
Aber genau diese Kontrolle gibt dir auch Macht: Mit Semi-Hydro kannst du exakt einstellen, was deine Pflanze wann braucht. Dieser Guide zeigt dir, wie du eine zuverlässige, risikoarme Dünge-Routine aufbaust, die gesundes Wachstum unterstützt – ganz ohne Ratespiel oder Überdüngung.
💡 Neu beim Thema Düngung?
Bevor du ins Detail gehst, wirf einen Blick in unseren Einsteiger-Guide zu Pflanzenernährung, Düngertypen und Substratverhalten.

In diesem Guide erfährst du unter anderem:
Welche Düngertypen in Semi-Hydro funktionieren (und welche nicht)
Wie oft man düngen und spülen sollte in der Semi-Hydro-Pflege
Was Pflanzen in Semi-Hydro wirklich brauchen (NPK + Mikronährstoffe)
Wie man Überdüngung und Mangel in Semi-Hydro erkennt und behebt
Wie man einen Düngeplan erstellt, der zu deinem Pflanzenbestand passt
Werkzeuge, die dir das Düngen in Semi-Hydro deutlich erleichtern
DIY-Düngemisch vs. Fertigdünger – was funktioniert in Semi-Hydro wirklich?
Fazit: Düngen in Semi-Hydro – es geht um Balance, nicht Perfektion
Quellen & weiterführende Literatur
Egal ob du einen seltenen Anthurium in Pon oder eine klassische Efeutute in LECA pflegst – dieser Guide hilft dir, gezielter zu düngen und typische Stolperfallen zu vermeiden.
1. Nährstoffversorgung in Semi-Hydro-Systemen
In klassischer Erde werden Nährstoffe langsam durch organisches Material freigesetzt, und Mikroorganismen helfen bei der Umwandlung. In Semi-Hydro-Systemen – etwa mit LECA, Pon, Bims oder Zeolith – fehlt jedoch jegliche Nährstoffreserve und jeder biologische Puffer. Das Substrat dient nur als physische Stütze.
So verändert Semi-Hydro die Nährstoffversorgung grundlegend:
Alle Nährstoffe müssen über die Nährlösung kommen. Wenn du das Düngen auslässt, bekommt die Pflanze schlichtweg nichts.
Es gibt keinen Puffer für Salzüberschuss. Überdüngung zeigt sich schnell – mit verbrannten Spitzen, gestörtem Wurzelwachstum oder sichtbaren Ablagerungen.
Konstante, schwach dosierte Düngung ist entscheidend. Die meisten nutzen bei jeder Bewässerung eine verdünnte Lösung (EC ca. 0,5–1,2 mS/cm).
Spülzyklen verhindern Ablagerungen. Überschüssige Salze werden in Semi-Hydro nicht abgebaut oder gebunden – sie bleiben im System, bis du sie ausspülst.
🗒 Studien wie El-Gendy & Soliman (2022) zeigen, dass Pflanzen in LECA oder Pon selbst bei gleicher Düngekonzentration andere Nährstoffmuster zeigen und deshalb sanftere, häufigere Gaben benötigen.
📌 Merksatz: Düngen in Semi-Hydro ist keine Option – es ist das Fundament des gesamten Systems.
Welche Düngertypen in Semi-Hydro überhaupt funktionieren?
Nicht jeder Dünger eignet sich für semi-hydroponische Systeme. Einige sind auf Mikroorganismen oder langsame Freisetzung angewiesen – beides funktioniert in LECA, Pon oder Bims schlicht nicht.
Düngertyp | Für Semi-Hydro geeignet? | Warum (nicht)? |
Harnstoffbasierte Erddünger | ❌ Nein | Benötigen Mikroben zur Umwandlung von Stickstoff |
Organische Flüssigdünger | ⚠️ Manchmal | Können in geschlossenen Systemen faulen oder Algen fördern |
Mineralische Hydro A+B | ✅ Ja | Stabil, sauber und vollständig wasserlöslich |
Chelatierte Mikro-Sets | ✅ Ja | Verhindern Nährstoffblockaden durch pH-Schwankungen |
Langzeitdünger-Granulat | ❌ Nein | Wird in passiven Wassersystemen nicht zuverlässig freigesetzt |
💡 Tipp: Achte auf Dünger mit chelatiertem Eisen (EDDHA oder DTPA) und vollständigem Mikronährstoffprofil. Meide vage Angaben wie „1 Verschlusskappe pro Liter“.
📌 Fragst du dich, welche Düngerformate für drinnen überhaupt sinnvoll sind?
Unser Guide zu Düngertypen erklärt Flüssig- vs. Granulatdünger, Organisch vs. Synthetisch – und warum manche in Semi-Hydro komplett versagen.
📌 Du willst tiefer verstehen, wie LECA, Pon oder Bims wirklich funktionieren – und warum organische Dünger darin scheitern?
Dann wirf einen Blick in unseren Blog „Semi-Hydro richtig verstehen: Die Wissenschaft der anorganischen Substrate und was wirklich zählt“. Dort erfährst du, wie inerte Materialien die Nährstoffaufnahme beeinflussen – ganz ohne Mythen, aber mit wissenschaftlich fundierter Praxis.

Wie man EC und pH in Semi-Hydro misst (ohne zu raten)
In Erde puffern Mikroorganismen und organisches Material Nährstoffschwankungen ab. In Semi-Hydro bist du dagegen völlig ungeschützt. Die einzige verlässliche Methode, um zu verstehen, was im Wurzelbereich passiert, ist das Messen der elektrischen Leitfähigkeit (EC) und des pH-Werts.
Was EC dir sagt
EC misst die Gesamtkonzentration gelöster Salze in deiner Lösung. Es zeigt nicht, welche Nährstoffe enthalten sind – nur, wie stark die Mischung insgesamt ist.
EC-Referenzwerte für Zimmerpflanzen:
EC-Wert | Bedeutung |
< 0,3 mS/cm | Wahrscheinlich unterversorgt oder reines Wasser |
0,5–1,2 mS/cm | Idealbereich für die meisten Blattpflanzen in Semi-Hydro |
> 1,5 mS/cm | Risiko für Salzstress oder osmotischen Schock |
❗ Ein hoher EC-Wert bedeutet nicht automatisch ausgewogene Nährstoffe. Eine Lösung kann z. B. viel Kalzium enthalten, aber trotzdem zu wenig Stickstoff oder Eisen liefern.
Was der pH-Wert steuert
Der pH-Wert steuert nicht die Menge, sondern die Verfügbarkeit der Nährstoffe. Selbst bei perfektem EC können Eisen oder Phosphor blockiert werden, wenn der pH-Wert nicht stimmt.
pH-Referenzwerte:
pH-Wert | Auswirkung |
5,5–6,2 | Optimal für die meisten Blattpflanzen in Semi-Hydro |
> 6,5 | Eisen-, Mangan- und Zinkaufnahme sinkt deutlich → Risiko für Chlorosen |
< 5,0 | Kalzium- und Magnesiumaufnahme kann blockiert werden |
Der pH-Wert deiner Lösung und der im Wurzelbereich kann sich unterscheiden – besonders bei Zusätzen wie Cal-Mag oder bei Leitungswasser mit hohem Bikarbonatgehalt.
Empfohlene Vorgehensweise bei EC- und pH-Kontrolle
Verwende ein digitales EC-/pH-Messgerät – keine Teststreifen
Miss sowohl im Vorratsbehälter als auch im Ablaufwasser, ideal alle 1–2 Wochen
Spüle, wenn der EC-Wert mehr als 0,5–0,7 über deinem Basiswert liegt
pH-Wert erst nach dem Anmischen des Düngers anpassen – Nährstoffe verändern den pH-Wert nach dem Auflösen
🗒 Wissenschaftlicher Kontext
Wright & Niemiera (1987): Die Wurzelentwicklung bei Blattpflanzen reagiert empfindlich auf pH-induzierte Nährstoffverschiebungen.
Wang et al. (2024): Mikronährstoffmängel traten auf, wenn der pH-Wert über 6,5 driftete – selbst bei idealem EC.
Yu & Zhang (2023): Wurzeln verlangsamen die Nährstoffaufnahme bei ungeeignetem pH – selbst in gut gemischten Lösungen.
⏱ Das Wichtigste in Kürze
EC wöchentlich messen – 0,5–1,2 mS/cm ist der sichere Bereich
pH zwischen 5,5–6,2 halten, um Blockaden zu vermeiden
Nicht raten, sondern mit Messgeräten und leichten Spülungen gezielt steuerny
4. Wie oft man düngen und spülen sollte in der Semi-Hydro-Pflege
Düngen in Semi-Hydro funktioniert nicht über einzelne „Düngetage“. Da das Substrat keine Nährstoffe speichert, ist jede Bewässerung entscheidend – nur dann bekommt die Pflanze, was sie braucht. Deshalb ist Konstanz und Verdünnung wichtiger als Menge.
Warum die Verdünnung in inerten Substraten entscheidend ist
In Erde sorgt organisches Material dafür, dass Nährstoffe verzögert freigesetzt werden. In LECA oder Pon bekommt die Pflanze dagegen alles auf einmal. Ist die Lösung zu stark, verbrennen die Wurzeln. Ist sie zu schwach, passiert gar nichts.
Empfohlene Verdünnung:
Verwende 0,25x bis 0,5x der auf dem Etikett angegebenen Konzentration eines vollständigen Blattdüngers
Nur erhöhen, wenn:
Die Pflanze aktiv wächst
Die Beleuchtung intensiv ist (≥800 Lux PPFD oder >5.000 Lux)
Du wöchentlich spülst
🗒 Poole & Conover (1986) und Ramírez & Sánchez (2011) zeigten, dass eine kontinuierliche, schwache Düngung zu gesünderem Wachstum, stabileren Nährstoffwerten und besserem Wurzelausbau führte – im Vergleich zu seltenen, hochkonzentrierten Gaben.
Düngefrequenz: Bei jeder Bewässerung
In Semi-Hydro hat sich Constant Liquid Feeding (CLF) bewährt – also eine sanfte, ausgewogene Nährlösung bei jedem Nachfüllen oder Gießen.
Verwende dieselbe verdünnte Düngerlösung:
Jedes Mal, wenn du den Wasserspeicher auffüllst
Jedes Mal, wenn du von oben gießt
❗ Wechsle nicht zwischen „Düngertagen“ und „nur Wasser“ – das führt zu EC-Schwankungen und instabiler Nährstoffverfügbarkeit.
Wann (und wie) man spülen sollte
Auch bei korrektem EC-Wert lagern sich mit der Zeit Salze ab – besonders bei hartem Wasser oder warmen Bedingungen.
Spülrichtlinien:
Alle 4–6 Wochen mit klarem, pH-angepasstem Wasser spülen (pH 5,5–6,0)
Verwende 2–3× das Topfvolumen an Wasser
Komplett ablaufen lassen – keine Reste im Reservoir lassen
Danach normal mit Nährlösung weiterdüngen
🗒 Xu et al. (2023) und El-Gendy & Soliman (2022) zeigten, dass ungespülte Systeme Sulfat- und Chloridablagerungen entwickeln, die die Atmung der Wurzeln und Nährstoffaufnahme behindern.
💡Dieser Abschnitt ist deine Referenz für alle Verdünnungs- und Spülstrategien.
Anpassen an Wachstum und Bedingungen
Winterruhe? Verdünnung senken (z. B. auf 0,1x–0,2x), aber nicht komplett absetzen
Starkes Licht, schnelles Wachstum? Verdünnung leicht erhöhen oder häufiger auffüllen
Hohe Luftfeuchtigkeit? Nährstoffaufnahme verlangsamt sich – ggf. leicht reduzieren
🗒 Extension-Quellen (Iowa State, UNH) bestätigen: Düngung sollte sich am Pflanzenwachstum orientieren, nicht an Jahreszeiten – in Semi-Hydro sogar noch wichtiger, da nichts gespeichert wird.
⏱ Das Wichtigste in Kürze
Mit 0,25x–0,5x verdünnt bei jeder Bewässerung düngen
Alle 4–6 Wochen spülen, um Salzansammlungen zu vermeiden
Konstanz schlägt Intensität – je stabiler, desto gesünder das System
Was Pflanzen in Semi-Hydro wirklich brauchen (NPK + Mikronährstoffe)
NPK-Verhältnisse verstehen – für grüne Zimmerpflanzen
Die meisten handelsüblichen Zimmerpflanzendünger sind für allgemeinen Gebrauch formuliert – nicht für blattfokussierte Arten oder inerte Substrate. Viele enthalten zu viel Phosphor oder verwenden Stickstoffformen, die in LECA & Co. nicht optimal funktionieren.
Worauf du bei NPK in Semi-Hydro achten solltest:
N (Stickstoff): Fördert neues Wachstum, Blattgröße und Chlorophyllbildung
P (Phosphor): Unterstützt Wurzelwachstum – kann aber bei Überdosierung Eisenaufnahme blockieren
K (Kalium): Stärkt Stressresistenz, Wassertransport und Zellstabilität
💡 Ideales NPK-Verhältnis (nach de Boer & Scholten, 2025):3:1:2 oder 4:1:2 (z. B. 9–3–6 oder 12–4–8)
⚠️ Phosphorlastige Mischungen (z. B. 10–52–10) stören das Mikronährstoff-Gleichgewicht und sind für die meisten Blattpflanzen unnötig.
Mikronährstoffe – klein dosiert, große Wirkung
Mikronährstoffe stehen oft nicht groß auf dem Etikett – ihr Fehlen zeigt sich in Semi-Hydro jedoch sehr schnell.
Essenzielle Mikronährstoffe:
Verwende einen Dünger, der diese enthält – oder ergänze mit einem auf Hydro abgestimmten Mikronährstoff-Komplex.
Element | Wofür es wichtig ist |
Fe | Nötig für Chlorophyllbildung → Mangel = Gelbfärbung zwischen den Blattadern |
Mg | Zentraler Bestandteil von Chlorophyll, unterstützt Lichtaufnahme |
Ca | Wichtig für neue Wurzelspitzen und Zellwände |
Mn, Zn, B, Cu, Mo | Werden in Kleinstmengen für Enzyme und Hormone benötigt |
Cal-Mag & weiches Wasser (RO, destilliert, Regenwasser)
Wenn du Umkehrosmose-, destilliertes oder sehr weiches Leitungswasser nutzt, fehlt meist Kalzium und Magnesium. Diese sind in vielen Basisdüngern nicht enthalten.
Zwei Lösungen:
Cal-Mag-Präparat 1× monatlich zugeben (0,25-fache Dosierung)
Auf ein vollständiges Hydro-A+B-System umsteigen, das Ca/Mg bereits enthält
💡 Leitungswasser ist meist „hart“. In Kombination mit Cal-Mag kann es jedoch zu einem Überschuss kommen – dieser blockiert u. a. Bor und Mangan.
Nährstoffinteraktionen – das große Ganze zählt
Es reicht nicht, alle Nährstoffe zuzuführen – sie müssen auch harmonieren. Falsch abgestimmte Mischungen können Mängel auslösen, obwohl rechnerisch alles vorhanden ist.
❗ Häufige Beispiele für Nährstoff-Antagonismus:
Zu viel K blockiert Mg → eingerollte Blätter, schwache Farbe
Zu viel P blockiert Fe → gelbe Adern trotz Düngung
Zu viel Ca reduziert Mn & B → verdrehte Spitzen, brüchige Triebe
Chelatierte Mikronährstoffe = mehr Stabilität
In Semi-Hydro helfen Chelate, Mikronährstoffe trotz pH- oder EC-Schwankungen verfügbar zu halten.
Worauf du achten solltest:
Eisen als EDDHA oder DTPA (wirksam bei pH 5–6,5)
Vollständige Chelat-Komplexe, explizit für Hydroponik ausgelegt
Diese Zusätze verhindern Ausfällung und sichern konstanten Zugang zu Spurenelementen.
🗒 Forschung auf den Punkt gebracht:
Yu & Zhang (2023): Aufnahme von Fe, Mg und Ca bricht ein, wenn die Verhältnisse unausgewogen sind – selbst bei korrektem EC
Wright & Niemiera (1987): Chelatierte Mikros sorgen für gleichmäßigeres Wachstum in Substraten ohne Puffer wie LECA oder Pon
⏱ Das Wichtigste in Kürze
Verwende NPK 3:1:2 oder 4:1:2 für Blattpflanzen in Semi-Hydro
Mikronährstoffe sind Pflicht: Fe, Mg, Ca, Mn, Zn, B, Cu, Mo
Cal-Mag ergänzen, wenn du mit weichem Wasser arbeitest
Chelatierte Mischungen verwenden, um Blockaden zu vermeiden
📌 Mehr Infos zu NPK-Verhältnissen oder warum Mikronährstoffe so entscheidend sind?
Unser Nährstoff-Guide erklärt Stickstoff, Eisen, Kalzium und mehr.

6. Wie man Überdüngung und Mangel in Semi-Hydro erkennt und behebt
Eines der größten Risiken in Semi-Hydro ist: Probleme zeigen sich schnell – und sehen oft gleich aus. Ist das gelbe Blatt ein Stickstoffmangel, pH-Drift oder Salzstress?
In diesem Abschnitt lernst du, wie du Symptome richtig einordnest, schnell reagierst und nicht überreagierst.
Anzeichen für Unterversorgung
Wenn deine Pflanze zu wenig Nährstoffe bekommt, entstehen die Symptome schleichend. Das Wachstum verlangsamt sich, Farben verblassen, neue Blätter wirken schwach oder blass.
Typische Merkmale:
Neue Triebe sind blass oder gelblich (häufig Fe-, N- oder Mg-Mangel)
Interkostale Chlorose – grüne Blattadern, gelbliche Zwischenräume
Blattränder rollen sich leicht nach unten (Hinweis auf Mg- oder Ca-Mangel)
Blattstiele wirken spröde oder knicken leicht ab
Kein Wachstum, obwohl Licht und Luftfeuchtigkeit stimmen
💡 Wenn dein EC-Wert unter 0,4 mS/cm liegt und die Pflanze an Farbe verliert: Höchstwahrscheinlich unterdüngt.
Anzeichen für Überdüngung
Mehr Dünger heißt nicht mehr Wachstum – im Gegenteil. Zu viele Salze entziehen den Wurzeln Wasser, beschädigen Gewebe und stören die Nährstoffaufnahme.
❗ Warnzeichen:
Braune Spitzen oder Blattränder → klassischer Salzschaden
Plötzlich gelbe ältere Blätter
Braune, vertrocknete Wurzeln (sichtbar in durchsichtigen Töpfen oder LECA)
Weiße Kruste oder Rückstände oben im Substrat
Die Lösung riecht sauer oder „off“
💡 EC über 2,0 mS/cm? Dann stresst Salzaufbau die Pflanze – auch wenn du „milden“ Dünger nutzt.
EC und Kontext für die Diagnose nutzen
Verlass dich nicht nur auf Sichtdiagnosen – kombiniere Symptome mit:
EC-Messwerten (Lösung & Ablaufwasser)
Gießverhalten (wann wurde zuletzt gespült?)
Verdünnung (hast du kürzlich stärker dosiert?)
pH-Protokoll (lag der Wert über 6,5 oder unter 5,0?)
📌 Merke: Viele Gelbfärbungen entstehen nicht durch Nährstoffmangel – sondern durch pH-Blockaden oder Salzstress.
Was tun (je nach Problem)?
Bei Verdacht auf Unterversorgung:
System gründlich spülen
Mit Standard-Nährlösung (siehe Abschnitt 3) neu auffüllen
Auf neues Wachstum achten – Besserung in 7–14 Tagen erkennbar
Bei Verdacht auf Überdüngung:
Spülen mit klarem Wasser oder schwacher Cal-Mag-Lösung (pH 5,8–6,0)
Pflanze 2–3 Tage ruhen lassen
Danach mit halber Düngestärke weitermachen
❗ Nie einfach mehr Dünger geben, nur weil die Blätter „komisch“ aussehen. Reagiere auf EC-Wert und Symptome – nicht auf Bauchgefühl.
🗒 Forschung im Überblick
Wang et al. (2024): Stickstoff- und Eisenmängel waren die ersten sichtbaren Anzeichen bei zu geringer Düngung
Xu et al. (2023): Salzaufbau führte zu Wurzelversagen – noch bevor sich Symptome an den Blättern zeigten
Ramírez & Sánchez (2011): Dünge-Ungleichgewichte verursachten systemischen Wasserstress – messbar an der Stomataaktivität, nicht nur an verfärbten Blättern
⏱ Das Wichtigste in Kürze
Gelbe neue Triebe? Meist Mangel oder pH-Blockade
Braune Spitzen oder Blattfall? Häufig Salzüberschuss
EC regelmäßig messen:
< 0,4 = Unterversorgung
2,0 = Überdüngung oder Salzstress
Erst spülen, dann anpassen – nie blind nachdosieren
7. Wie man einen Düngeplan erstellt, der zu deinem Pflanzenbestand passt
Nicht alle Pflanzen brauchen denselben Düngetakt. Eine schnell wachsende Efeutute unter einer Pflanzenlampe hat ganz andere Bedürfnisse als ein langsam wachsender Anthurium bei mittlerem Licht.
In Semi-Hydro sollte dein Düngeplan zur Wachstumsdynamik deiner Pflanze, zur Lichtmenge und zum Verhalten deines Substrats passen. So erstellst du eine Routine, die funktioniert – und sich flexibel anpasst.
Schritt 1: Den Wachstumsrhythmus deiner Pflanze kennen
Wachstumstempo = Nährstoffbedarf.So sieht das bei beliebten Arten aus:
Pflanzentyp | Wachstumsmuster | Düngebedarf |
Epipremnum, Syngonium | Kontinuierlich | Gleichmäßig, moderater EC (~1,2 mS/cm) |
Alocasia, Caladium | Wechsel aus Ruhe und Wachstum | Saisonale Anpassung, Spülung in Ruhephasen |
Philodendron melanochrysum | Langsam, 1 Blatt alle 4–6 Wochen | Sanfte Düngung, Fokus auf Mg/Fe |
Peperomia, Sansevieria | Konstant, aber langsam | Sehr niedriger EC (0,4–0,6), Ca/Mg-Bedarf |
🗒 Yu & Zhang (2023): Wurzelaufnahme und Hormonreaktionen variieren stark je nach Art und Lichtintensität.
Schritt 2: EC auf Lichtmenge und Umgebung abstimmen
Je mehr Licht deine Pflanze bekommt, desto mehr Nährstoffe kann sie verwerten – aber auch Substrat und Topfdesign beeinflussen die Nährstoffverfügbarkeit.
Ziel-EC nach Lichtniveau:
Lichtintensität | Empfohlener EC-Wert |
< 5.000 Lux | 0,4 – 0,7 mS/cm |
5.000–10.000 Lux | 0,8 – 1,2 mS/cm |
> 10.000 Lux | 1,2 – 1,6 mS/cm |
Substrat-Anpassungen:
LECA: Schneller Durchfluss → EC fällt schneller → häufiger auffüllen
Pon / Zeolith: Hält Salze länger → Risiko für Aufbau → öfter spülen
Docht-Systeme: Salze sammeln sich an der Wurzel → niedrigerer EC, regelmäßig spülen
🗒 Wright & Niemiera (1987): Das Substrat beeinflusst Salzspeicherung und Pflanzentoleranz – auch bei identischer Düngermenge.
Schritt 3: Ausgewogenen Dünger als Basis wählen
Dein NPK-Verhältnis ist das Rückgrat deiner Düngeplanung. Für blattbetonte Semi-Hydro-Systeme gilt:
✓ Verwenden:
3–1–2 oder 4–1–2 NPK (z. B. 9–3–6 oder 12–4–8)
Komplettlösungen mit Mikronährstoffen (Fe, Mg, Mn, Zn usw.)
Cal-Mag monatlich, wenn du mit RO-/destilliertem Wasser arbeitest
✗ Vermeiden:
Hochphosphatige Dünger (z. B. 10–52–10)
Harnstoffbasierte Mischungen ohne Nitratstickstoff
Schritt 4: Wöchentlicher Kontrollplan
So bleibt dein System stabil – ohne überkompliziert zu werden.
Jede Woche:
EC im Vorrat oder Ablauf messen
Nur mit Wasser auffüllen, wenn EC noch passt
Nach dem Spülen oder wöchentlich Nährlösung erneuern
Auffälligkeiten notieren (Gelbfärbung, Wachstumsstopp, Wurzelstress)
🗒 de Boer & Scholten (2025): Wöchentliche System-Resets führten zu gleichmäßigerer Mikronährstoffversorgung und besserer Pflanzenresilienz in passiven Hydro-Setups.
Schritt 5: Mit der Zeit anpassen
Auch in stabilen Umgebungen ändern sich Licht und Wachstum saisonal. Beobachte deine Pflanzen – nicht nur die Tabelle.
Wann du reagieren solltest:
Neue Blätter sind verdreht oder blass → Mg/Ca-Mangel → Cal-Mag erhöhen
EC steigt, aber Pflanze wächst nicht → spülen und Düngestärke senken
Wurzelspitzen sterben ab → Aufbau oder Salzstress prüfen
Licht nimmt ab → Düngung um 30–50 % reduzieren
💡 Im Zweifel: Verdünnen. Du kannst nächste Woche immer noch erhöhen – Salzstress rückgängig zu machen dauert länger.
Beispiel: Düngeplan für hängendes Epipremnum in LECA
Tag | Maßnahme |
Tag 1 | Komplettspülung mit pH 5,8 Wasser, danach 0,5x Dünger (EC ~1,2) |
Tag 3–4 | Nur mit Wasser nachfüllen |
Tag 7 | EC prüfen – >1,8 → nochmal spülen, <1,0 → nächste Dosis leicht erhöhen |
Wöchentlich wiederholen. Je nach Licht und Pflanzenreaktion anpassen.
⏱ Das Wichtigste in Kürze
Licht, Wachstum und Substrat bestimmen EC & Düngeplan
Basisdünger: 3–1–2 oder 4–1–2 mit Mikronährstoffen
Einfach starten: Wöchentlich nachfüllen, monatlich spülen, regelmäßig anpassen
Logbuch führen – Pflanzen zeigen Muster, bevor Probleme sichtbar werden

8. Werkzeuge, die dir das Düngen in Semi-Hydro deutlich erleichtern
Du brauchst kein Labor, um in Semi-Hydro erfolgreich zu düngen. Aber ein paar gezielte Tools können dir das Raten ersparen, Probleme verhindern und unsichtbare Schäden vermeiden, bevor sie entstehen.
In diesem Abschnitt siehst du, was wirklich hilft – was nice-to-have ist – und was du dir sparen kannst.
Wichtigstes Messgerät #1: EC-Meter
? Warum es wichtig ist:
Zeigt dir, wie stark deine Nährlösung wirklich ist. So vermeidest du sowohl Unterversorgung als auch Salzstress.
➜ Achte auf:
Messbereich bis mind. 2,0–3,0 mS/cm
Auflösung von 0,1 mS/cm
Wasserdicht oder mit sicherer Sonde
📌 Ziel-EC für die meisten Blattpflanzen: 0,8–1,2 mS/cm❗ EC über 2,0 = Risiko für Salzstress
🗒 Xu et al. (2023): EC-Monitoring verhinderte Wurzelversagen in passiven LECA-Setups mit schwankender Wasserqualität.
Wichtigstes Messgerät #2: pH-Meter
? Warum es wichtig ist:
Steuert, ob Nährstoffe überhaupt verfügbar bleiben. Perfekter EC bringt nichts, wenn der pH den Zugang blockiert.
📌 Idealbereich für Semi-Hydro: pH 5,5–6,2
➜ Worauf du achten musst:
pH-Drift bei stehendem Wasser (>6,5 = Eisen-/Mangan-Blockade)
pH-Abfall nach dem Düngen (immer erst danach justieren)
🗒 Ramírez & Sánchez (2011): Viele Blattdeformationen galten als Mangel, waren aber in Wirklichkeit pH-Probleme.
Optional: TDS-Messgerät
? Was es macht:
Misst den Gesamtgehalt gelöster Feststoffe (ppm) anstelle von EC.
➜ Sinnvoll, wenn:
Du lieber in ppm statt mS/cm arbeitest
Du Düngerezepte aus Hydro-Foren nutzt
📌 1,0 mS/cm = ca. 500–700 ppm (abhängig von Kalibrierung)
Hilfreich: Nährstoff-Rechner oder Protokolle
? Warum es hilft:
Wenn du selbst mischst oder Pflanzenreaktionen verfolgst, hilft ein einfaches Spreadsheet oder eine App, fundierte Entscheidungen zu treffen.
➜ Empfohlene Tools:
HydroBuddy (fortgeschritten, Open Source)
Bluelab Calculator (Web, einfach)
Google Sheets (mit EC/pH/Dünger-Protokoll)
🗒 de Boer & Scholten (2025): Individuelle Düngepläne auf Basis von Logdaten verbesserten die Erholung bei Mikronährstoff-Blockaden deutlich.
Werkzeug-freier Ansatz: Geht auch – mit Vorsicht
Wenn du keine Messgeräte nutzt:
Verwende bei jeder Bewässerung eine verdünnte Nährlösung
Spüle mindestens monatlich
Passe die Düngung nach Beobachtung an
Achte auf:
Symptom | Wahrscheinliche Ursache | Maßnahme |
Gelbe neue Triebe | Eisen-Blockade, hoher pH | Spülen, pH senken |
Braune Blattränder | Salzaufbau | Spülen, Stärke reduzieren |
Verdrehtes Neuwachstum | Kalzium-Ungleichgewicht | Cal-Mag ergänzen, pH prüfen |
Weiße Kruste im Substrat | Salzablagerung | Komplettspülung, leichte Nährlösung |
Ohne Werkzeuge bist du stärker auf visuelle Hinweise angewiesen – die oft erst nach dem Stress auftreten. Daher lieber konservativ dosieren.
⏱ Das Wichtigste in Kürze
EC-Messgerät = wichtigstes Tool gegen Unter- und Überversorgung
pH-Messgerät = Pflicht, wenn du RO, Cal-Mag oder sensible Arten nutzt
Rechner und Logs helfen, wenn du selbst mischst oder optimierst
Ohne Tools geht’s, aber du brauchst Geduld und gute Beobachtung
9. DIY-Düngemisch vs. Fertigdünger – was funktioniert in Semi-Hydro wirklich?
Seine eigene Nährlösung zu mischen klingt wissenschaftlich und befriedigend – und das kann es auch sein. Aber es ist nicht immer nötig, und Fehler können empfindliche Pflanzen ernsthaft stressen oder sogar schädigen. Hier erfährst du, wann sich DIY lohnt, was du dafür brauchst – und warum ein vollständiger Fertigdünger oft die bessere Wahl ist.
✓ Wann sich DIY lohnt
Eigenes Düngen kann sinnvoll sein, wenn:
Du seltene oder anspruchsvolle Arten pflegst (z. B. Anthurium, Schmuck-Alocasia, Hoya)
Du mit RO-/destilliertem Wasser arbeitest und volle Kontrolle über Ca/Mg brauchst
Dein Leitungswasser extrem hart oder basisch ist
Du NPK je nach Jahreszeit oder Wachstumsphase anpassen willst
🗒 Yu & Zhang (2023): Die Nährstoffaufnahme bei Zierpflanzen reagiert extrem sensibel auf kleine Schwankungen im Ca:Mg- und Fe:Mn-Verhältnis – besonders in LECA.
✗ Wann du besser kein DIY machst
Verzichte aufs Selbermischen, wenn:
Du keine EC-/pH-Messgeräte nutzt
Du ppm/mS/cm nicht sicher umrechnen kannst
Du viele verschiedene Pflanzen in einem Vorratssystem pflegst
Du lieber einfach und schnell Probleme erkennst und löst
🗒 Ramírez & Sánchez (2011): Die meisten durch DIY verursachten Stressprobleme waren keine NPK-Fehler, sondern Folge von Mikronährstoff-Ungleichgewichten.
➜ Was du fürs Selbermischen brauchst
Mess- und Hilfsmittel:
EC- und pH-Messgerät – zur Kontrolle der Nährlösung vor Anwendung
Feinwaage mit 0,01 g Genauigkeit – notwendig für exaktes Abwiegen der Salze
RO- oder destilliertes Wasser – garantiert kalkfrei und neutral als Mischbasis
Nährstoffrechner oder Tabellenkalkulation – z. B. HydroBuddy oder eine selbst erstellte Excel-Tabelle zur Rezepturverwaltung
Basisstoffe:
Verbindung | Funktion |
Calcium-Nitrat | Kalzium + Nitrat-Stickstoff |
Magnesiumsulfat | Magnesium + Schwefel (Bittersalz) |
Kaliumnitrat | Kalium + Nitrat-Stickstoff |
Monokaliumphosphat | Phosphor + Kalium |
Mikronährstoff-Mix | Fe, Mn, B, Zn, Cu, Mo |
Eisen-Chelat (EDDHA) | Verhindert Eisen-Blockade über pH 6,0 |
🗒 Bastías & Latorre (2022): Schon kleine Änderungen im N:K-Verhältnis (2:1 vs. 3:2) beeinflussten Chlorophylldichte und Färbung spürbar.
Fertigdünger: Warum er oft völlig ausreicht
Ein gut formulierter Komplettdünger:
Deckt alle Makro- und Mikronährstoffe ab
Spart Zeit und vermeidet Fehler
Ist leicht dosierbar (z. B. 2 ml pro Liter)
Funktioniert zuverlässig in LECA, Pon und Co.
➜ Worauf du achten solltest:
Transparente NPK- und Mikronährstoffangaben
Formuliert für Hydroponik (ohne Harnstoff, mit wenig Ammonium)
Dosierung in ml/L, nicht „1 Kappe auf X“
Kompatibel mit pH 5,5–6,5
🗒 Yadav & Singh (2012): Mineralische Fertigmischungen übertrafen DIY- und organische Lösungen deutlich bei Pflanzengröße, Chlorophyllwert und Blütenbildung – besonders in Substraten ohne Puffer.
Zusätze: Was hilft – und was nicht
Zusatz | Funktion | Sinnvoll wenn … |
Cal-Mag | Liefert Ca und Mg | RO- oder weiches Wasser |
Silizium | Verbessert Hitzetoleranz | Starkes Licht, trocken-warme Umgebung |
Huminsäuren | Fördern Aufnahme, puffern leicht | Leicht hilfreich in mineralischen Medien |
Aminosäuren | Angeblich wachstumsfördernd | Studienlage bei Zimmerpflanzen uneindeutig |
Mykorrhiza | Symbiose mit Wurzeln | Wirkt nicht in LECA oder sterilen Medien |
Cytokinin-Sprays | Wachstumsanreiz | Riskant – kann zu Deformationen führen |
🗒 Zhou & Chen (2015) + Nature Climate Change (2025): Flüchtige Stoffe aus manchen Indoor-Düngerzusätzen (v. a. Ammoniumverbindungen) können die Raumluft negativ beeinflussen – besonders in kleinen Räumen.
⏱ Das Wichtigste in Kürze
DIY = mehr Kontrolle, aber auch mehr Risiko
A+B-Fertigsysteme = beste Option für die meisten Pflanzenfreunde
Cal-Mag & Chelate ergänzen, wenn du mit weichem Wasser oder pH-Drift arbeitest
Finger weg von Harnstoff- oder Erddüngern in Semi-Hydro

10. Praxisbeispiele
Du kennst jetzt die Theorie, hast passende Tools und den richtigen Dünger gefunden. Aber wie sieht gutes Semi-Hydro-Düngen im Alltag aus?
Hier findest du drei reale Setups mit Erklärungen – plus eine Liste häufiger Fehler, die selbst erfahrene Pflanzenfans machen.
Beispiel A: Sammler-Setup – Anthurium in Pon, RO-Wasser
Setup-Zusammenfassung:
Komponente | Details |
Substrat | 100 % Pon |
Wasserquelle | RO + remineralisiert |
Dünger | Ausgewogenes 3–1–2 + Cal-Mag |
Ziel-EC | 1,2 mS/cm |
pH | 5,8–6,0 |
Routine | Spülung + Nachfüllen alle 10 Tage |
❓ Warum es funktioniert:
RO-Wasser gibt volle Kontrolle
Pon speichert Nährstoffe gut → regelmäßige Spülung verhindert Aufbau
Vollspektrum-Düngung vermeidet Mangel bei empfindlichen Arten
🗒 Entspricht den Empfehlungen von Wang et al. (2024) und El-Gendy & Soliman (2022) für kontrollierte Mikronährstoffverfügbarkeit bei niedrigem pH.
Beispiel B: Hobby-Setup – Monstera in LECA, Leitungswasser
Setup-Zusammenfassung:
Komponente | Details |
Substrat | LECA |
Wasserquelle | Hartes Leitungswasser (pH 7,6) |
Dünger | Standard 3–1–2 |
Ziel-EC | 1,0 mS/cm |
pH | Nicht angepasst |
Routine | Nachfüllen alle 4–6 Tage, Spülung alle 3 Wochen |
❓ Warum es funktioniert:
Monstera toleriert höheren pH und Salzwerte
Leitungswasser liefert Ca/Mg passiv
Leichte Spitzenverbrennung im Winter (langsamer Stoffwechsel, keine Spülung)
🗒 Spiegelt Ergebnisse von Poole & Conover (1986): Pflanzen in LECA entwickelten langfristigen Stress ohne regelmäßiges Spülen – auch bei moderatem EC.
Beispiel C: Minimalist-Setup – Peperomia in Pon, ohne Messgeräte
Setup-Zusammenfassung:
Komponente | Details |
Substrat | 100 % Pon |
Wasserquelle | Quellwasser, pH ca. 6,5 |
Dünger | ¼ Stärke 2–1–2 |
Kontrolle | Nur visuelle Symptome |
Routine | Wöchentliches Nachfüllen, Spülung alle 4 Wochen |
❓ Warum es funktioniert:
Art hat sehr niedrigen Nährstoffbedarf
Verdünnung vermeidet Salzaufbau
Gelbfärbung → Reaktion: Spülen + Refeed
🗒 Martin (1995): Arten mit geringem Bedarf profitieren stärker von Stabilität und schwacher Versorgung als von komplexen Systemen.
Typische Düngefehler in Semi-Hydro (und wie du sie vermeidest)
❌ Harnstoffhaltigen Dünger in LECA oder Pon verwenden
Problem: Harnstoff braucht Mikroorganismen zur Umwandlung – die fehlen in inertem Substrat.
Lösung: Nur nitratbasierte oder hydroponische Düngemittel verwenden.
❌ Spülungen auslassen
Problem: Salze sammeln sich an – auch wenn der EC kurzfristig „okay“ aussieht.
Lösung: Alle 2–3 Wochen mit pH-angepasstem Wasser spülen. Bei warmem, trockenem Klima häufiger.
🗒 Xu et al. (2023): Schon leichte Salzablagerungen beeinträchtigen die Wurzelfunktion und lösen Stress aus.
❌ Wassertyp nicht berücksichtigen
Problem: Leitungswasser bringt oft Ca, Na und Bikarbonate mit → pH steigt → Nährstoffungleichgewicht.
Lösung: Mit EC-/pH-Messung oder Wasserbericht arbeiten. Bei Bedarf pH senken oder Cal-Mag anpassen.
❌ Auf Verdacht nachdüngen
Problem: Gelbfärbung, Blattrandtrockenheit oder Verformungen können auch durch Salzstress, Lichtwechsel oder pH verursacht sein.
Lösung: Immer zuerst EC, pH und letzte Veränderungen prüfen – mehr Dünger ist oft falsch.
🗒 Wright & Niemiera (1987): Die meisten sichtbaren Stressreaktionen resultierten aus Substratbedingungen, nicht aus echtem Nährstoffmangel.
❌ Unverträgliche Produkte mischen
Problem: Kalzium + Phosphat → chemische Reaktion → Ausfällung → beides wird unzugänglich.
Lösung: Reihenfolge einhalten (z. B. Cal-Mag zuerst, NPK später) oder gut formulierte A+B-Systeme nutzen.

FAQ – Düngen in Semi-Hydro
Frage: Kann ich denselben Dünger für Erde und Semi-Hydro verwenden?
Antwort: Nicht unbedingt. Erddünger basieren oft auf organischen Stoffen oder Harnstoff, die in inerten Substraten nicht funktionieren. Besser sind nitratbasierte oder speziell für Hydroponik entwickelte Formeln.
Frage: Wie oft sollte ich in Semi-Hydro düngen?
Antwort: Bei jeder Bewässerung oder jedem Nachfüllen – immer mit verdünnter Nährlösung. Alle 2–4 Wochen komplett spülen, um Salzablagerungen zu verhindern.
Frage: Welcher EC-Bereich ist sicher für Blattpflanzen in LECA oder Pon?
Antwort: Die meisten Arten kommen gut mit 0,8–1,2 mS/cm klar. Empfindlichere Pflanzen bevorzugen 0,5–0,8. Über 1,5 nur bei genauer Kontrolle.
Frage: Muss ich pH messen?
Antwort: Wenn du RO-/destilliertes Wasser nutzt oder empfindliche Arten pflegst: ja. Zielbereich: pH 5,5–6,2. Wenn dein Wasser stabil ist und die Pflanzen gesund aussehen, kannst du es entspannter angehen.
Frage: Meine Pflanze bekommt gelbe Blätter – trotz regelmäßiger Düngung. Was tun?
Antwort: Häufige Ursachen sind Salzablagerungen, gestörte Wurzelfunktion oder pH-Blockaden. Immer zuerst spülen und EC/pH prüfen – erst dann über Mangel nachdenken.
Fazit: Düngen in Semi-Hydro – es geht um Balance, nicht Perfektion
Selbst bei perfektem EC- und pH-Management bleibt dein wichtigstes Diagnosewerkzeug immer noch die Pflanze selbst. Beobachte das neue Wachstum. Achte auf Farbe, Textur und Geschwindigkeit im Zeitverlauf. Miss EC und pH regelmäßig – aber verliere dich nicht im Mikromanagement.
Konstanz ist wichtiger als Komplexität. Du brauchst keine 10 Zusätze – sondern eine verlässliche Routine, die zu deinem Wasser und deinen Pflanzen passt.
Egal ob du einen seltenen Anthurium in Pon oder eine klassische Efeutute in LECA pflegst – gutes Düngen bedeutet:
Die richtige Konzentration regelmäßig anwenden
Salzaufbau und pH im Blick behalten
Nährstoffe ausbalancieren – statt alles zu maximieren
Die Pflanze beobachten, nicht nur das Etikett auf der Flasche
Fang einfach an. Notiere, was funktioniert. Spüle regelmäßig. Nutze Messgeräte, wenn sie dir helfen – nicht weil du dich dazu gezwungen fühlst. Semi-Hydroponik belohnt durchdachte, konstante Pflege mit kräftigeren Wurzeln, weniger Problemen und deutlich saubererem Wachstum.
Glossar – Wichtige Begriffe rund ums Düngen in Semi-Hydro
Begriff | Definition |
Semi-Hydroponik | Erdlose Kulturform mit inerten Substraten (z. B. LECA, Pon) und Wasserreservoir |
LECA | Leicht expandierter Ton – runde, poröse Tonkugeln als Pflanzsubstrat |
Pon | Mineralisches Substratgemisch (Zeolith, Bims, Lavagestein) für Semi-Hydro |
Inertes Substrat | Enthält weder Nährstoffe noch Mikroorganismen – dient nur als Stütze |
EC (elektrische Leitfähigkeit) | Misst die Salzkonzentration einer Lösung (in mS/cm) |
pH | Gibt den Säure- oder Basenwert einer Lösung an – beeinflusst Nährstoffaufnahme |
Spülung (Flush) | Durchspülen des Substrats mit pH-angepasstem Wasser zur Salzreduzierung |
Constant Liquid Feeding (CLF) | Düngen mit schwacher Lösung bei jeder Bewässerung oder jedem Nachfüllen |
Chelatierte Nährstoffe | Spurenelemente an stabile Moleküle gebunden – verhindern pH-Blockaden |
Mikronährstoffe | Eisen, Mangan, Zink, Bor, Kupfer, Molybdän – in geringen Mengen essenziell |
Makronährstoffe | Hauptnährstoffe: Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K) |
NPK-Verhältnis | Verhältnis von Nährstoffen im Dünger, z. B. 3–1–2 |
Cal-Mag | Ergänzung für Kalzium & Magnesium – wichtig bei weichem oder RO-Wasser |
Salzstress | Wurzelschäden durch zu hohe Salzkonzentration im Substrat |
Nährstoff-Blockade | Vorhandene Nährstoffe sind durch pH oder Antagonismus nicht aufnehmbar |
Harnstoffbasierter Dünger | Braucht Mikroben zur Stickstoffumwandlung – ungeeignet für inerte Systeme |
Hydroponik A+B | Zweikomponentendünger, speziell für wasserbasierte Systeme |
Ablaufwasser (Runoff) | Das überschüssige Wasser, das nach dem Gießen abläuft – zur EC/pH-Kontrolle |
TDS-Messgerät | Misst die Gesamtmenge gelöster Feststoffe (in ppm) – alternative zu EC |
Substratspeicherung | Fähigkeit eines Substrats, Salze zu halten – beeinflusst Spülintervalle |
Düngerbrand | Blatt- oder Wurzelschäden durch überdosierte Nährlösung |
pH-Drift | Langsame Verschiebung des pH-Werts über die Zeit – z. B. durch stehendes Wasser |
14. 🗒 Quellen & weiterführende Literatur
Für alle, die tiefer in die wissenschaftlichen Grundlagen der Düngung in Semi-Hydroponik einsteigen möchten:Diese Quellen enthalten Peer-Reviewed-Studien, Extension-Artikel und aktuelle Forschung zu Düngertypen, Substratinteraktionen, Nährstoffmängeln, Salzaufbau und pH-/EC-Management. Sie decken sowohl Grundlagenwissen als auch neue Erkenntnisse ab.
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El‑Gendy, M., & Soliman, A. (2022). Substrate-fertilizer interactions and indoor plant quality. Saudi Journal of Biological Sciences, 29(10), Article S1319562X22001759. https://doi.org/10.1016/j.sjbs.2022.103456
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