Von unten gießen — Wissenschaft, Mythen und bewährte Methoden
- Foliage Factory
- 24. Juni
- 14 Min. Lesezeit
Pflanzen von unten gießen gilt vielen als clevere Alternative zum klassischen Gießen. Statt Wasser von oben einzubringen, stellst du den Topf in eine Schale oder ein Becken, sodass das Substrat durch Kapillarwirkung Feuchtigkeit nach oben zieht. Das Versprechen: weniger Überwässerung, kräftigere Wurzeln, weniger Trauermücken.
Der Haken: von unten gießen hilft in manchen Situationen, führt aber falsch angewendet zu Salzansammlung, ungleichmäßiger Befeuchtung oder Sauerstoffmangel im Wurzelraum.
In diesem Artikel erfährst du:
wie von unten gießen physikalisch funktioniert,
welche Versprechen halten und welche Mythen sind,
wie verschiedene Pflanzengruppen reagieren,
sichere Best Practices Schritt für Schritt, und
wann Gießen von oben die bessere Wahl bleibt.

Inhalt:
Wie von unten gießen funktioniert
Pflanzen von unten gießen nutzt die Kapillarwirkung: Wasser steigt durch winzige Poren im Substrat nach oben. Stellst du einen Topf in eine Schale oder ins Spülbecken mit Wasser, saugt die Erde die Feuchtigkeit hoch, bis der gesamte Wurzelballen gleichmäßig durchfeuchtet ist.
Gängige Methoden beim Gießen von unten
Schalen-Methode: Den Topf 10–30 Minuten in eine flache Schale mit Wasser stellen, bis die obere Substratschicht leicht feucht ist.
Spülbecken-Methode: Den Topf in ein Becken oder die Spüle mit ein paar Zentimetern Wasser setzen – hilfreich, um sehr trockenes, wasserabweisendes Substrat wieder zu befeuchten.
Selbstbewässerungstöpfe: Gefäße mit integriertem Reservoir, die kontinuierlich Wasser von unten bereitstellen. Mehr dazu im Beitrag „Selbstbewässerungstöpfe“.
Die Substratphysik dahinter
Die Wasserbewegung in Töpfen ist begrenzt:
Jeder Topf besitzt einen hängenden Wasserspiegel – eine Zone am Boden, in der Wasser nach dem Abfluss zurückbleibt, weil die Schwerkraft die feinen Substratpartikel nicht überwinden kann.
Wurzeln brauchen sowohl Wasser als auch Luftporen (10–30 % Luftraum nach dem Gießen). Bleibt das Substrat zu lange durchnässt, verlangsamt sich die Sauerstoffdiffusion, und die Wurzeln ersticken.
Von unten gießen funktioniert nur, wenn überschüssiges Wasser danach entfernt wird. Ein Topf, der stundenlang in einer Schale steht, ist kein Gießen von unten, sondern schlicht Staunässe.
🔗 Für ein tieferes Verständnis, wie Drainage und Belüftung zusammenwirken, lies den Artikel „Drainage vs. Belüftung bei Zimmerpflanzen“.
Richtig angewendet, sorgt von unten gießen für gleichmäßige Feuchtigkeit im Wurzelbereich und hilft, Überwässerung zu vermeiden – entscheidend ist, dass nach der Aufnahme das Restwasser immer entfernt wird.
Gängige Behauptungen über das Gießen von unten
Das Gießen von unten wird oft als Lösung für fast jedes Gießproblem gehandelt. In der Praxis zeigt sich jedoch: Manche Vorteile stimmen, andere entpuppen sich als Mythen.
Behauptung 1: Gleichmäßige Durchfeuchtung
Ja – beim Gießen von unten steigt Wasser kapillar durch den ganzen Topf und befeuchtet auch verdichtetes oder wasserabweisendes Substrat gleichmäßig. Aber: Langsames Gießen von oben erreicht denselben Effekt und spült zusätzlich überschüssige Salze aus.
🔗 Lies dazu den ultimativen Leitfaden zum Gießen von Zimmerpflanzen.
Behauptung 2: Stärkere, tiefere Wurzeln
Das klingt plausibel, ist aber ein Irrtum. Wurzeln wachsen nicht automatisch nach unten, nur weil Wasser von unten kommt. Sie entwickeln sich dort, wo Feuchtigkeit und Sauerstoff stimmen. In Reservoir-Töpfen sammeln sie sich unten, aber das macht sie nicht kräftiger. Entscheidend sind ein durchlässiges Substrat und konstante Pflege.
Behauptung 3: Sauberere Blätter, weniger Krankheiten
Das stimmt teilweise: Beim von unten gießen bleiben die Blätter trocken, was z. B. Usambaraveilchen zugutekommt. Doch die meisten Pilzkrankheiten entstehen nicht durch Spritzwasser, sondern durch schlechte Luftzirkulation oder belastetes Gießwasser.
🔗 Siehe auch: Zimmerpflanzen besprühen – sinnvoll oder überflüssig.
Behauptung 4: Weniger Trauermücken
Weil die obere Substratschicht beim Gießen von unten oft trockener bleibt, legen Trauermücken dort seltener Eier. Der Befall nimmt also ab – verschwindet aber nicht vollständig, wenn das Substrat insgesamt feucht bleibt.
🔗 Tipps findest du in unserem Leitfaden zur Bekämpfung von Trauermücken sowie in unserem Artikel über Nützlinge in der Schädlingsbekämpfung.
Behauptung 5: Weniger Nährstoffverluste
Weil beim von unten gießen kein Wasser abläuft, bleiben auch Düngerreste im Topf. Das klingt sparsam, führt aber schnell zu Salzansammlungen – vor allem bei hartem Leitungswasser oder konzentriertem Dünger. Empfindliche Pflanzen wie Calathea, Maranta oder Grünlilien reagieren mit braunen Spitzen.
📌 Fazit: Gleichmäßige Feuchtigkeit ja – aber ohne Spülung von oben drohen Salzstress und Sauerstoffmangel.

Was Forschung und Fachleute wirklich sagen
Studien aus der Gewächshauspraxis und Erfahrungen erfahrener Gärtner zeigen klar: Von unten gießen funktioniert – aber nur im Wechsel mit Gießen von oben. Gleichmäßige Feuchtigkeit ist ein Vorteil, doch ohne Spülung steigt das Risiko von Salzablagerungen und Sauerstoffmangel.
Salz- und Mineralienansammlung
Beim Gießen von unten werden Dünger- und Leitungswasserreste nicht ausgespült. Mit jedem Gießen sammeln sich Salze an, besonders im oberen Substratbereich. Folgen:
weiße Ablagerungen am Topfrand,
braune Blattspitzen,
verlangsamtes oder vergilbtes Wachstum.
Nur durch gelegentliches Gießen von oben lassen sich Salze ausspülen.🔗 Siehe unseren Artikel zu braunen Blattspitzen.
Überwässerung bleibt möglich
Häufig hört man: „Pflanzen nehmen beim Gießen von unten nur, was sie brauchen.“ Das ist ein Mythos. In Wahrheit saugt das Substrat weiter, bis es gesättigt ist. Lässt du den Topf zu lange stehen, sinkt der Sauerstoffgehalt – Wurzeln ersticken, und Wurzelfäule droht.
Überwässerung vermeidest du nur, wenn überschüssiges Wasser rechtzeitig entfernt wird.
🔗 Erfahre mehr in unserem Leitfaden Wurzelfäule erkennen und behandeln.
Wurzelwachstum und -verteilung
Stärkere Wurzeln durch von unten gießen? Studien zeigen: Wurzeln wachsen dort, wo Feuchtigkeit und Sauerstoff im Gleichgewicht sind – nicht, wo das Wasser herkommt. In Reservoir-Töpfen sammeln sie sich unten, doch das ist eine Anpassung, kein Qualitätsmerkmal.
Gesunde Wurzeln entstehen durch luftiges Substrat und konstante Pflege, nicht durch die Richtung des Gießens.
Nährstoffdynamik
In professionellen Gewächshäusern ist Subbewässerung effizient, da mit stark verdünntem Dünger gearbeitet wird und Salzwerte überwacht werden. Zuhause düngen viele zu stark und spülen nicht – die perfekte Grundlage für Salzschäden.
Wenn du häufig von unten gießt, halbiere die Düngerdosierung und spüle regelmäßig von oben durch. 🔗 Siehe unseren Guide zur Zimmerpflanzendüngung.
Schädlinge und Krankheiten
Trauermücken: Die trockene Substratoberfläche reduziert den Befall, aber er verschwindet nicht vollständig.
Andere Schädlinge: Kein Unterschied zwischen den Methoden.
Pilzkrankheiten: In Gewächshäusern kann gemeinsames Wasser Krankheiten übertragen. Zuhause ist das Risiko gering, solange Restwasser nicht wiederverwendet wird.
📌 Fazit: Forschung und Praxis sind sich einig: Nur im Wechsel mit Gießen von oben bleiben Substrat, Nährstoffe und Wurzeln im Gleichgewicht.
Von unten gießen vs. Gießen von oben – im Überblick
Ob man Wasser von unten hochziehen lässt oder klassisch von oben gießt, macht im Ergebnis einen Unterschied. Beide Methoden haben klare Stärken – von gleichmäßiger Feuchtigkeit bis zum Ausspülen von Salzen – und Schwächen, die man kennen sollte.
Methode | Vorteile | Nachteile | Geeignet für |
Von unten gießen | - gleichmäßige Durchfeuchtung auch bei verdichtetem oder trockenem Substrat - Blätter bleiben trocken – weniger Fleckenrisiko - Trauermücken legen seltener Eier in die obere Schicht | - Salze werden nicht ausgespült → schneller Aufbau von Ablagerungen - Gefahr von Sauerstoffmangel, wenn Töpfe zu lange im Wasser stehen - unpraktisch bei großen oder schweren Gefäßen | kleine bis mittelgroße Töpfe, empfindliche Blattpflanzen (z. B. Usambaraveilchen), zeitweise zur Trauermücken-Kontrolle |
Gießen von oben | - spült Dünger- und Salzreste zuverlässig aus - schneller bei großen Pflanzensammlungen - erreicht auch oberflächennahe Wurzeln direkt | - kann Blätter benetzen - erfordert langsames, gründliches Gießen, um Kanäle im Substrat zu vermeiden | die meisten Zimmerpflanzen, große Töpfe, salzempfindliche Arten (z. B. Calathea, Grünlilien, Einblatt) |
📌 Fazit: Von unten gießen eignet sich für kleinere Töpfe und Pflanzen mit empfindlichen Blättern, während Gießen von oben unverzichtbar bleibt, um Salzablagerungen zu vermeiden, große Pflanzen effizient zu versorgen und oberflächennahe Wurzeln zu erreichen.

Pflanzenspezifische Hinweise
Ob das Gießen von unten funktioniert, hängt stark von der Pflanze ab. Aroide reagieren anders als Kakteen, Farne haben ganz eigene Ansprüche und Orchideen lassen sich damit kaum bewässern. Entscheidend sind Struktur des Substrats, Empfindlichkeit der Wurzeln und die Qualität des Wassers.
Tropische Blattpflanzen & Aronstabgewächse
(Monstera, Philodendron, Anthurium, Syngonium)
brauchen gleichmäßig feuchtes, luftiges Substrat
als Starkzehrer anfällig für Salzansammlungen → Spitzen verbrennen schnell bei reinem Gießen von unten
große Töpfe (z. B. Monstera deliciosa) sind zu schwer für die Schalenmethode
in groben Aroid-Mischungen (Borke, Bims, Perlit) verteilt sich Wasser von unten oft ungleichmäßig
Beste Lösung: abwechselnd unten gießen und kräftig von oben durchspülen
🔗 Lies dazu unseren Monstera deliciosa Guide, die Philodendron FAQ und unsere Übersicht zu Aroids.
Gebetspflanzen
(Calathea, Maranta, Stromanthe)
extrem empfindlich auf Fluorid, Chlor und Salzrückstände
bei hartem Leitungswasser schadet Gießen von unten mehr, als es nützt
ideal: Regen-, destilliertes oder gefiltertes Wasser verwenden
auch bei dieser Methode ab und zu von oben spülen, um Salzreste auszuwaschen👉 Tipp: immer mit weichem Wasser gießen, um braune Ränder zu vermeiden
🔗 Mehr dazu im Calathea Pflege-Guide.
Sukkulenten & Kakteen
(Echeveria, Haworthia, Säulenkakteen)
angepasst an kurze Regenfälle mit langen Trockenphasen
Gießen von unten nur in Ausnahmefällen, z. B. bei stark ausgetrockneter Erde
maximal 5–10 Minuten einweichen, sonst Wurzelfäule-Risiko
oberflächennahe Wurzeln brauchen regelmäßiges Gießen von oben
Besser: Gießen von oben nach dem natürlichen Regenmuster
🔗 Details dazu im Artikel „Tropische vs. Wüstensukkulenten“.
Farne & feuchtigkeitsliebende Pflanzen
(Bostonfarn, Frauenhaarfarn, Selaginella)
benötigen dauerhaft feuchtes Substrat mit vielen feinen Oberflächenwurzeln
beim Gießen von unten trocknet die obere Schicht oft zu schnell aus
von oben gießen ist sicherer, kurze Bäder nur bei stark ausgetrocknetem Substrat
Wichtig: weiches Wasser nutzen, da Farne empfindlich auf Kalk reagieren
🔗 Mehr Infos im Beitrag „Farne als Zimmerpflanzen“.
Epiphyten & grobe Substratmischungen
(Orchideen, Hoyas, manche Anthurien und Philodendren)
Substrate wie Rinde oder Moos leiten Wasser kaum kapillar nach oben
Gießen von unten ist hier ineffektiv, obere Schichten bleiben trocken
am besten: von oben gießen oder den ganzen Topf kurz eintauchen und sofort abtropfen lassen
❗Warnung: längeres Einweichen fördert Wurzelfäule, vor allem bei Orchideen
🔗 Lies mehr im Artikel „Epiphyten – Pflege ohne Erde“.
Jungpflanzen & Stecklinge
sehr empfindlich gegen Salz und Sauerstoffmangel
flache Wurzeln sitzen nah an der Oberfläche, die beim Gießen von unten schnell trocken bleibt
daher besser immer von oben gießen, mit weichem Wasser und schwach dosiertem Dünger
Nur so entwickeln sich stabile Wurzelsysteme
🔗 Siehe auch unseren Beitrag „Jungpflanzen pflegen“.
Selbstbewässerungssysteme & Reservoir-Töpfe
(Kapillarmatten, Dochtbewässerung, Reservoir-Gefäße)
imitieren Gießen von unten dauerhaft
Risiken: Staunässe, kein Spülen, schneller Salzaufbau
sicher nur mit reduzierter Düngung und regelmäßigem Spülen von oben
geeignet für Pflanzen, die konstante Feuchtigkeit mögen (z. B. Usambaraveilchen, manche Farne)
Nicht geeignet für Sukkulenten oder Orchideen
🔗 Mehr dazu im Beitrag „Selbstbewässerungstöpfe“.
📌 Fazit: Ob von unten gießen sinnvoll ist, hängt von Pflanze und Substrat ab. Aroide und Gebetspflanzen profitieren teilweise, Farne und Epiphyten fast nie, Sukkulenten nur gelegentlich. Für die meisten Zimmerpflanzen gilt: Eine Kombination aus oben und unten gießen ist der sicherste Weg.

Bewährte Methoden beim Gießen von unten
Vorteile bringt das Gießen von unten nur, wenn bestimmte Grundregeln beachtet werden – sonst kippt es schnell in Staunässe oder Salzstress. Die richtige Topfwahl, die Kontrolle der Einweichzeit und die Kombination mit gelegentlichem Durchspülen von oben verhindern typische Probleme wie Staunässe oder Salzablagerungen.
1. Immer Töpfe mit Abflusslöchern verwenden
ohne offene Löcher funktioniert das Hochziehen des Wassers nicht richtig
überschüssige Feuchtigkeit bleibt im Topf und führt zu Sauerstoffmangel
Nur Töpfe mit Drainage sind geeignet.
2. Einweichzeit kontrollieren
10–30 Minuten reichen für kleine bis mittlere Töpfe
größere oder verdichtete Töpfe brauchen länger, aber niemals stundenlang stehen lassen
die Oberfläche sollte leicht feucht sein – mehr ist nicht nötig
Regel: lieber kürzer und öfter als zu lange.
3. Restwasser sofort entfernen
Töpfe nicht im Wasser stehen lassen – das ist Staunässe, kein Gießen von unten
überschüssiges Wasser aus Untersetzern oder Übertöpfen immer abgießen
So verhinderst du Wurzelfäule.
4. Abwechseln mit Gießen von oben
alle 3–5 Durchgänge einen kräftigen Guss von oben geben
das spült Salzreste aus und hält das Substrat durchlässig
Nur so bleibt das Gleichgewicht zwischen Wasser und Sauerstoff erhalten.
5. Dünger und Wasserqualität anpassen
bei häufigem Gießen von unten Dünger nur halb dosieren
weiße Krusten auf Erde oder Topf sind Warnsignale für Mineralienüberschuss
Regen-, destilliertes oder gefiltertes Wasser reduziert Salzablagerungen
Besonders wichtig bei empfindlichen Arten wie Calathea, Grünlilien oder Farnen.
6. Methode ans Substrat anpassen
feine, torfbasierte Erden saugen Wasser von unten besser auf
grobe Mischungen für Epiphyten (Orchideen, Hoyas) eignen sich kaum → hier besser von oben gießen oder eintauchen
Das Substrat entscheidet, ob die Methode funktioniert.
7. Auf Hygiene achten
Wasser aus Schalen oder Becken nicht mehrfach für verschiedene Pflanzen nutzen
bei Reservoir-Töpfen regelmäßig von oben spülen, um Salz- und Keimaufbau zu verhindern
Sauberkeit beugt Krankheiten vor.
8. Feuchtigkeit prüfen statt raten
Gießen von unten macht Pflanzen nicht selbstregulierend
prüfe die Erde mit Finger, Holzstäbchen oder Messgerät, bevor du nachgießt
Nur so verhinderst du Überwässerung.
📌 Fazit: Mit Abflusslöchern, Zeitlimit und regelmäßigen Spülungen von oben bleibt das Gießen von unten sicher – und verhindert typische Schäden wie Staunässe oder Salzablagerungen
Häufige Fehler beim Gießen von unten vermeiden
Probleme entstehen selten durch die Methode an sich – sondern fast immer durch Fehler in der Anwendung. Stundenlanges Stehenlassen im Wasser, ungeeignetes Leitungswasser oder der Irrglaube, dass Pflanzen sich von allein regulieren, führen schnell zu Problemen.
Töpfe stundenlang im Wasser stehen lassen→ führt nicht zu besserer Durchfeuchtung, sondern zu Staunässe und Sauerstoffmangel.
✓ Besser: Nach spätestens 20–30 Minuten Restwasser abgießen.
Hartes Leitungswasser ohne Spülung verwenden→ verursacht Salzablagerungen im Substrat, erkennbar an weißen Krusten oder braunen Spitzen.
✓ Besser: weiches Wasser nutzen (Regen-, Filter- oder Destillat) und regelmäßig von oben durchspülen.
Annahme: von unten gießen verhindert Überwässerung→ stimmt nicht. Auch von unten kann sich Erde komplett vollsaugen.
✓ Besser: Einweichzeit kontrollieren und Substratfeuchtigkeit prüfen, bevor du erneut gießt.
Selbstbewässerungstöpfe als „pflegefrei“ behandeln→ führt zu dauerhafter Nässe und Salzaufbau, wenn nie von oben gegossen wird.
✓ Besser: Dünger schwächer dosieren und alle paar Wochen kräftig von oben spülen.
📌 Fazit: Sicher ist die Methode nur, wenn Restwasser entfernt, Wasserqualität beachtet und Spülintervalle eingehalten werden. Alles andere endet in Salzstress oder Fäulnis.
🔗 Mehr Tipps findest du in unseren Beiträgen:

Wann Gießen von oben besser ist
In manchen Fällen stößt die Untertopf-Methode klar an ihre Grenzen – hier ist das klassische Gießen von oben unverzichtbar. Große Gefäße, oberflächennahe Wurzeln oder stark salzempfindliche Arten profitieren eindeutig mehr von einer gründlichen Wassergabe von oben – inklusive dem Ausspülen überschüssiger Salze.
1. Große oder schwere Töpfe
reife Monsteras, hohe Dracaena oder große Ficus-Bäume sind zu schwer für Schalen oder Becken
das Hin- und Hertragen stresst die Pflanze und kann Wurzeln beschädigen
Besser: direkt am Standort von oben gießen – schneller, sicherer und schonender
2. Pflanzen mit flachen Wurzeln oder Stecklinge
Farne, Fittonien, Jungpflanzen und Stecklinge benötigen Feuchtigkeit in der obersten Substratschicht
beim Gießen von unten bleibt diese oft zu trocken
Besser: von oben gießen, damit empfindliche Wurzeln konstant mit Wasser versorgt sind
🔗 Mehr dazu: „Pflege von Babypflanzen“ und „Farne als Zimmerpflanzen“.
3. Salzempfindliche Pflanzen & hartes Wasser
Calathea, Maranta, Grünlilien oder Einblatt reagieren sofort auf Salzrückstände
nur von oben lassen sich überschüssige Düngesalze zuverlässig ausspülen
Besser: regelmäßig kräftig durchdrainieren, am besten mit Regen- oder destilliertem Wasser
🔗 Siehe auch: „Braune Blattspitzen – Ursachen & Lösungen“ und „Luftfeuchtigkeit bei Zimmerpflanzen – Tipps“.
4. Große Pflanzensammlungen
bei 20 oder mehr Pflanzen ist es unpraktisch, jede einzeln ins Wasser zu stellen
mit Gießkanne oder Schlauchsystem bist du deutlich effizienter
Besser: von oben gießen spart Zeit und hält die Sammlung pflegeleicht
🔗 Mehr Routinen im ultimativen Leitfaden zum Gießen von Zimmerpflanzen.
5. Substrate mit grober Struktur
Mischungen mit Rinde, Kokoschips, Bims oder Perlit leiten kaum kapillar Wasser hoch
obere Schichten bleiben trocken, oberflächennahe Wurzeln vertrocknen
Besser: langsam von oben gießen oder den Topf kurz komplett eintauchen
🔗 Mehr dazu im Substrat-Guide für Zimmerpflanzen.
6. Blatt- und Hygieneaspekte
Angst vor Blattflecken ist übertrieben: lauwarmes Wasser verursacht kaum Probleme
Besser: Pflanzen einfach von oben gießen – Blätter trocknen von selbst ab.
7. Notfall-Spülung
bei Düngerüberschuss oder Mineralstress hilft nur kräftiges Ausspülen
Gießen von unten kann diesen Reset nicht leisten
Besser: Pflanze gründlich von oben durchdrainieren, um Salzschäden sofort zu beheben.
📌 Fazit: Für große Gefäße, flachwurzelnde Arten und salzempfindliche Pflanzen bleibt Gießen von oben die einzige sichere Lösung – schnell, effektiv und unersetzbar zum Spülen.

FAQ: Häufige Fragen zum Gießen von unten
Verhindert Gießen von unten Überwässerung?
Nein. Auch hier saugt sich das Substrat komplett voll. Bleibt der Topf zu lange im Wasser, fehlt den Wurzeln Sauerstoff.
👉 So vermeidest du es: Einweichzeit begrenzen und Restwasser abgießen.
Ist Gießen von unten besser als Gießen von oben?
Keine Methode ist grundsätzlich überlegen. Von unten gießen hilft bei verdichtetem Substrat und reduziert Trauermücken, von oben gießen ist unverzichtbar, um Salze auszuspülen.
💡 Beste Praxis: Beide Methoden abwechseln.
Welche Pflanzen profitieren besonders?
Geeignet sind kleine Töpfe, Pflanzen mit empfindlichen Blättern (z. B. Usambaraveilchen) und Arten, die gleichmäßige Feuchtigkeit mögen. Für Sukkulenten, Kakteen oder Orchideen ist die Methode dagegen ungeeignet.
💡 Tipp: Für Epiphyten besser Eintauchen oder klassisch von oben gießen. 🔗 Lies mehr: Farne als Zimmerpflanzen & Epiphyten – Pflege ohne Erde.
Wie oft sollte man von unten gießen?
Das hängt von Pflanze, Topfgröße, Substrat und Raumklima ab. Nach 3–5 Mal von unten immer mit einer kräftigen Spülung von oben kombinieren.
💡 So verhinderst du Salzansammlungen im Substrat.
🔗 Mehr Tipps im ultimativen Leitfaden zum Gießen von Zimmerpflanzen.
Welches Wasser eignet sich am besten?
Am sichersten ist Regen-, destilliertes oder gefiltertes Wasser. Hartes Leitungswasser verstärkt Salzablagerungen und schadet empfindlichen Pflanzen wie Calathea oder Maranta.
💡 Regel: Weiches Wasser schont Wurzeln, hartes verstärkt Salzablagerungen.🔗 Mehr Infos im Beitrag „Hartes Wasser und pH-Drift“.
Was ist der Unterschied zwischen Gießen von unten, Dochtbewässerung und Subbewässerung?
Alle drei beruhen auf Kapillarwirkung:
Klassisches Gießen von unten = Topf kurz ins Wasser stellen, danach Restwasser abgießen.
Dochtbewässerung = ein Docht zieht dauerhaft Wasser aus einem Reservoir ins Substrat.
Subbewässerung = Pflanzen stehen im Gewächshaus permanent auf einer Wasserfläche.
💡Für Zuhause am sichersten: die klassische Schalenmethode.
Kann man Zimmerpflanzen dauerhaft von unten gießen?
Nein. Ohne gelegentliche Spülung von oben sammeln sich Dünger- und Mineralienreste an. Das führt zu Salzstress, braunen Spitzen und Wachstumsproblemen.
💡 Besser: Nur im Mix beider Methoden bleibt das Substrat ausgewogen.
Wichtigste Erkenntnisse & Fazit
Von unten gießen ist nützlich – aber kein Ersatz für klassisches Gießen von oben. Die gesündesten Pflanzen erhältst du, wenn du beide Methoden kombinierst.
Kurz zusammengefasst:
Gleichmäßige Feuchtigkeit: Von unten gießen hilft bei trockenem Substrat. Von oben gießen spült zusätzlich Salze aus.
Salzaufbau: Größtes Risiko – ohne Spülung von oben steigt die Salzkonzentration.
Wasserqualität: Weiches Wasser (Regen, Destillat, Filter) verhindert Salzstress, wichtig bei Calathea, Maranta, Farnen.
Überwässerung möglich: Langes Stehen im Wasser entzieht Wurzeln Sauerstoff → Fäulnis droht.
Wurzelwachstum: Gesundes Wachstum hängt von Luft und Feuchtigkeit ab, nicht von der Gießrichtung.
Trauermücken: Oberfläche trockener = weniger Befall, aber keine Komplettlösung.
Selbstbewässerungstöpfe: Praktisch, aber nicht wartungsfrei – regelmäßige Spülung von oben nötig.
Gießen von oben unverzichtbar: Für große Töpfe, oberflächennahe Wurzeln und zum Ausspülen von Salzen Pflicht.
Fazit
Nutze von unten gießen, wenn du Erde gleichmäßig durchfeuchten oder empfindliche Blätter trocken halten willst. Verlasse dich aber nicht ausschließlich darauf. Im Wechsel mit Gießen von oben bleiben Substrat, Wurzeln und Nährstoffe im Gleichgewicht.
Am Ende gilt: Wurzeln ist egal, ob Wasser von oben oder unten kommt – entscheidend sind Sauerstoff, gleichmäßige Feuchtigkeit und wenig Salz im Substrat.
Quellen & weiterführende Literatur
Für alle, die tiefer einsteigen möchten – ausgewählte Studien, Fachartikel und Leitfäden:
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