Willkommen in der faszinierenden Welt der Philodendren. Eine botanische Landschaft, in der sich Namen ebenso verflechten wie ihre rankenden Triebe. Jedes Blatt erzählt eine Geschichte – von Entdeckungen, Irrtümern und kreativen Marktstrategien. Die Namensgebung des beliebten Herzblatt-Philodendrons zu entschlüsseln, fühlt sich manchmal an wie das Entziffern einer alten, verschlüsselten Handschrift. Aber keine Sorge! Begleite uns auf eine spannende Reise durch das dichte Blätterdickicht von Philodendron hederaceum und seine zahlreichen Aliasnamen.
Inhalt:
Einleitung: Kaffee, Philodendren & das Herzblatt-Dilemma
1.1. Warum gibt es so viele Namen?
1.2. Micans – der samtige Star
1.3. Pittieri vs. Eximium – Glück für Käufer
1.4. Synonyme und ihre Quellen
1.5. Varianten von Philodendron hederaceum in Mittelamerika
2.1. Der Unterschied zwischen hederaceum und cordatum
Unsere Erfahrung: Namenschaos meistern und dabei entspannt bleiben
Fazit: Vielfalt lieben – Überraschungen einplanen
Bonus-Erweiterung: Noch tiefer ins Synonymgewirr eintauchen (für die wirklich Neugierigen)
Einleitung: Kaffee, Philodendren & das Herzblatt-Dilemma
Es ist ein ruhiger Wochenendmorgen, der Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllt die Luft, während du entspannt durch eine Hauspflanzengruppe in den sozialen Medien scrollst. Dein Geist ist gelassen – bis du auf eine Reihe von Angeboten stößt, die anscheinend alle dieselbe rankende Philodendron-Art anpreisen. Doch jeder Verkäufer nutzt einen anderen Namen:
Philodendron scandens
Philodendron oxycardium
Philodendron micans
Philodendron hederaceum
Und der allseits beliebte Sammelbegriff: Herzblatt-Philodendron
Dann taucht die nächste Überraschung auf: Jemand anderes bietet in einem weiteren Inserat einen Philodendron cordatum an. Du kneifst die Augen zusammen, betrachtest die Fotos und fragst dich, ob das nicht genau die Pflanze ist, die bereits bei dir zu Hause wächst. Plötzlich schmeckt dein Kaffee ein wenig bitterer. Handelt es sich hier um bloße Synonyme für dieselbe Art, oder sprechen diese Leute tatsächlich von verschiedenen philodendronähnlichen Cousins?
Willkommen im Strudel der Philodendron-Namensgebung – einem botanischen Wirrwarr, in dem gärtnerische Traditionen, historische Referenzen, marketingfreundliche Anpassungen und gute alte Verwirrung aufeinandertreffen. Zwei große Rätsel beschäftigen Fans dieser rankenden Schönheiten immer wieder:
Synonym-Dschungel
Ein Wirrwarr aus älteren Namen – scandens, oxycardium, micans, pittieri – die heute unter der modernen Referenz Philodendron hederaceum (Jacq.) Schott zusammengefasst werden.
Herzblatt vs. Cordatum
Die Bezeichnung „Herzblatt-Philodendron“ bezieht sich in der Regel auf Philodendron hederaceum. Verschiedene Quellen haben diesen Namen jedoch gelegentlich auch für eine ganz andere Art verwendet: Philodendron cordatum.
Diese sich überschneidenden Namen können selbst erfahrene Sammler ins Grübeln bringen. Und als wäre das nicht genug, vermuten einige Experten, dass zukünftige Forschungen diese Formen wieder aufspalten könnten – ein Zeichen dafür, dass kein Name für die Ewigkeit feststeht. Derzeit deuten morphologische und teilweise molekulare Analysen darauf hin, dass Philodendron hederaceum als weit gefasster Sammelbegriff existiert. Doch dieser Oberbegriff könnte noch weiter aufgesplittet werden, wenn tiefere Unterschiede ans Licht kommen.
In dieser ersten Hälfte unserer Herzblatt-Saga nehmen wir den großen Synonym-Überfluss unter die Lupe – wie so viele vermeintliche „Arten“ letztlich unter hederaceum einsortiert wurden. Besonders spannend: ein samtiges kleines Ausnahmetalent – micans.
Außerdem schauen wir uns an, wie sich pittieri immer wieder mit einem völlig anderen Philodendron verheddert hat – was zu kuriosen Fehlkennzeichnungen führte. Zur besseren Orientierung findest du eine praktische Referenztabelle mit beliebten Synonymen und ihren Quellen. So kannst du deine geschätzte Rankpflanze mit mehr Sicherheit identifizieren.
Also, füll dir noch eine Tasse Kaffee nach – es geht auf eine tiefe Reise durch wirbelnde Synonyme, historische Verwirrung und eine überraschende Besetzung von Philodendron-Charakteren, die alle Teil einer großen botanischen Familie sein könnten.
Rätsel Nr. 1: Der Synonym-Dschungel
Das erste große Rätsel in der Welt der Philodendron-Nomenklatur ist der Synonym-Überfluss. Über die Jahre hinweg wurde Philodendron hederaceum unter zahlreichen Namen geführt – sehr zur Verwirrung von Pflanzenliebhabern, Händlern und sogar Botanikern.
1.1. Warum gibt es so viele Namen?
Stell dir vor, du bist ein unerschrockener Pflanzenforscher im 19. Jahrhundert, unterwegs in den tropischen Wäldern Mittel- oder Südamerikas. Während du durch das dichte Grün wanderst, entdeckst du immer wieder rankende Pflanzen, die sich an mächtigen Baumstämmen emporschlingen. Überall siehst du herzförmige Blätter – einige dunkel und glänzend, andere weich und samtig, manche mit subtilen Unterschieden: verlängerte Blattspitzen, variierende Texturen oder sogar leichte Farbnuancen. Damals war es üblich, eine Pflanze als eigene Art zu beschreiben, sobald sie sich auch nur in einem kleinen Detail von anderen unterschied.
Über die Jahrzehnte hinweg tauchten all diese vermeintlichen „neuen Arten“ in gärtnerischen Texten, Saatgutkatalogen und botanischen Nachschlagewerken auf. Später erkannten Experten jedoch, dass viele dieser Philodendren lediglich Variationen einer einzigen Art waren, die heute als Philodendron hederaceum anerkannt ist. Doch die älteren Namen verschwanden nicht einfach – sie blieben auf alten Pflanzenetiketten, in historischen Büchern und tauchen bis heute auf Plattformen wie eBay und Etsy auf.
So entstand der Dschungel aus Synonymen:
Philodendron scandens – Betont die kletternde („scandente“) Wuchsform.
Philodendron oxycardium – Hebt die spitz zulaufende (oxy) Herzform (cardium) der Blätter hervor.
Philodendron micans – Beschreibt die samtig schimmernde Blattstruktur.
Philodendron pittieri – Eine weitere vermeintlich eigenständige Art, die inzwischen als Variation erkannt wurde.
Zusätzlich unterteilt Philodendron hederaceum sich laut Croat (1997) in Mittelamerika in drei Varianten:
Philodendron hederaceum var. hederaceum (Jacq.) Schott
Philodendron hederaceum var. oxycardium (Schott) Croat
Philodendron hederaceum var. kirkbridei Croat
All diese Namen zeigen, wie sich botanische Klassifikationen im Laufe der Zeit wandeln – und warum es nicht verwundert, dass selbst Experten manchmal den Überblick verlieren.
Kein brandneuer Name
Manche gehen davon aus, dass hederaceum eine „moderne Erfindung“ sei und halten aus Nostalgie oder Tradition lieber an älteren Synonymen fest. Doch tatsächlich ist hederaceum alles andere als neu. Diese Bezeichnung geht auf die Arbeiten von Nikolaus Joseph von Jacquin zurück und wurde später von Heinrich Schott weiterentwickelt (siehe die oben verlinkte Veröffentlichung). Aufgrund dieser historischen Priorität hat Philodendron hederaceum Vorrang vor den zahlreichen Synonymen, die in den folgenden Jahrzehnten entstanden sind.
Kurz gesagt: Du könntest in einem Gewächshaus auf einen Topf mit der Aufschrift „Philodendron scandens“ stoßen, doch ein Blick in eine größere botanische Datenbank zeigt schnell, dass dieser Name als Synonym für Philodendron hederaceum gilt. Während in der Gartenbauwelt ältere Bezeichnungen weiterverwendet werden, fasst der wissenschaftliche Konsens sie heute unter einer einzigen Art zusammen.
2.2. Micans – der samtige Star
Unter all den Synonymen sticht Philodendron micans besonders hervor – und gewinnt die Herzen vieler Sammler. Mit seinen weichen, samtigen Blättern, die je nach Lichteinfall bronzene oder violette Schimmer zeigen, ist micans ein echtes Highlight unter den rankenden Philodendren. Pflanzenliebhaber schätzen diese Variante so sehr, dass sie oft bereit sind, mehr dafür zu zahlen als für die klassische, glänzend grüne Form.
Doch aus taxonomischer Sicht bleibt micans Teil des großen hederaceum-Komplexes. In älteren Systematiken wurde es als „Philodendron scandens f. micans“ geführt und später (Croat, 1997) als P. hederaceum var. hederaceum eingestuft. Das zeigt, dass Botaniker die samtige Blatttextur im Jugendstadium zwar als auffällige Variation erkannten, sie aber nicht als eigenständige Art einordneten. Heute betrachten viele Gärtner micans als Form oder Varietät – weiterhin innerhalb des hederaceum-Spektrums, jedoch mit einer markanten optischen Besonderheit.
Missverständnis vs. Morphologie
Manche Sammler gehen davon aus, dass micans aufgrund seiner Textur eine völlig andere Art sein muss. Tatsächlich ziehen samtige Philodendren optisch die Blicke auf sich. Doch morphologische Untersuchungen zeigen genügend Gemeinsamkeiten mit hederaceum, um micans weiterhin als Teil dieser Art zu klassifizieren.
Dennoch liebt es der Pflanzenmarkt, auffällige Unterschiede mit einzigartigen Namen zu vermarkten – und man kann nicht leugnen, dass micans seinen ganz eigenen Charme besitzt. Wenn du nach einem „weichen, fast streichelbaren Philodendron“ suchst, könnte micans genau dein Ding sein. Zeige ihn ruhig als besondere Varietät – taxonomisch gesehen gehört er jedoch nach wie vor in den großen Familientopf von Philodendron hederaceum.
2.3. Pittieri vs. Eximium – Glückliche Käufer
Bereit für eine Wendung, die aus einem Detektivroman stammen könnte? Gelegentlich haben einige Verkäufer einen echten Philodendron eximium – eine eigenständige, seltenere Art – fälschlicherweise als „pittieri“ etikettiert. Doch hier wird es noch interessanter:
Philodendron pittieri ist selbst ein älteres Synonym für Philodendron hederaceum.
Wer also einen echten eximium unter dem Namen „pittieri“ verkauft hat, hat unwissentlich eine seltene Pflanze als eine alltägliche Herzblatt-Form angeboten.
Glückstreffer beim Pflanzenkauf
Stell dir vor, du kaufst eine Pflanze, die du für eine gewöhnliche Rankpflanze hältst – nur um später festzustellen, dass du stattdessen eine echte botanische Rarität ergattert hast. Es ist, als würdest du eine Tasse im Secondhandladen kaufen und später herausfinden, dass es sich um ein antikes Sammlerstück aus dem 19. Jahrhundert handelt.
Hier liegt eine gewisse Ironie: Wer gezielt nach einem seltenen Philodendron sucht, könnte an einem „pittieri“ vorbeigehen, weil er ihn für eine Standard-Herzblatt-Form hält. Doch in manchen Fällen könnte es sich tatsächlich um einen eximium handeln, der sich still und heimlich unter einem falschen Namen eingeschlichen hat.
Falls du also eine Pflanze mit dem Etikett pittieri gekauft hast, lohnt sich ein genauerer Blick: Durchsuche deine Sammlung, vergleiche morphologische Merkmale und finde heraus, ob du möglicherweise durch Zufall einen wahren Schatz entdeckt hast.
Dieser ganze Namenswirrwarr zeigt, wie problematisch Synonyme sein können. Ohne verlässliche Datenbanken oder eine sorgfältige Überprüfung der Pflanzenmerkmale bleibt möglicherweise für immer unklar, welchen Schatz man wirklich besitzt.
2.4. Synonyme und Quellen
Für alle, die noch tiefer in den Synonym-Dschungel eintauchen möchten, folgt hier eine umfassendere Übersicht der verschiedenen Namen, die mit Philodendron hederaceum in Verbindung gebracht werden. Diese „Master-Tabelle“ umfasst eine breite Auswahl an Synonymen und Referenzen – eine nützliche Orientierungshilfe für alle, die Klarheit in die taxonomische Verwirrung bringen möchten.
Synonym-Tabelle für Philodendron hederaceum:
Name | Aktueller Status | Wichtige Quellen | Anmerkungen |
Philodendron scandens (K.Koch & Sello) | Synonym von Philodendron hederaceum var. hederaceum (Jacq.) Schott | Catalogue of Life, GBIF, CATE Araceae, TROPICOS | Historisch weit verbreitet; TROPICOS listet manchmal Unterränge (z. B. subsp. scandens, var. cubense). |
Philodendron hederaceum (Jacq.) Schott | Akzeptierter wissenschaftlicher Name | Catalogue of Life, POWO, CATE Araceae, TROPICOS | Geht auf Jacquin zurück, später durch Schott verfeinert und heute als gültiger Name anerkannt. |
Philodendron oxycardium Schott (1856) | Synonym von Philodendron hederaceum var. oxycardium (Schott) Croat | Catalogue of Life, CATE Araceae, GBIF, TROPICOS | Betont die spitz zulaufende Herzform; früher häufig in gärtnerischen Quellen genutzt. |
Philodendron micans Klotzsch ex K.Koch | Form/Variante von Philodendron hederaceum | Catalogue of Life, POWO, TROPICOS | Begehrt wegen der samtigen Blätter; wird taxonomisch nicht als eigenständige Art betrachtet. |
Philodendron pittieri Engl. | Synonym von Philodendron hederaceum var. hederaceum | Catalogue of Life, TROPICOS, CATE Araceae | In einigen Shops fälschlich für echten eximium verwendet – ironischerweise erhielten Käufer so manchmal eine seltenere Pflanze. |
Philodendron isertianum (Mart. ex André) | Synonym von Philodendron hederaceum var. hederaceum | Catalogue of Life, TROPICOS | Ein weiteres historisches Synonym, das in der modernen Gartenbauwelt kaum noch verwendet wird. |
Philodendron prieurianum (Pierre) | Synonym von Philodendron hederaceum var. hederaceum | Catalogue of Life, TROPICOS | Zeigt historische Klassifikationsvariationen; in älterer botanischer Literatur zu finden. |
Philodendron harlowii (Engl.) | Synonym von Philodendron hederaceum var. hederaceum | Catalogue of Life, TROPICOS | Repräsentiert eine weitere taxonomische Bezeichnung aus früheren Zeiten, heute in hederaceum integriert. |
Philodendron cubense (Kunth) | Synonym von Philodendron hederaceum var. hederaceum | Catalogue of Life, TROPICOS | Spiegelt regionale Variationen wider, die von frühen Botanikern dokumentiert wurden; heute in hederaceum eingegliedert. |
📌 Hinweis: Diese Tabelle ist nicht vollständig, enthält jedoch die am häufigsten in botanischen und gärtnerischen Kontexten auftauchenden Synonyme.
2.5. Varianten von Philodendron hederaceum in Mittelamerika
In Mittelamerika gibt es drei anerkannte Varianten von Philodendron hederaceum, die sich in Blattstruktur, Wuchsform und Verbreitung unterscheiden. Diese Unterscheidung hilft dabei, regionale Unterschiede besser zu verstehen und Pflanzen korrekt zu bestimmen.
Die häufigste Form ist Philodendron hederaceum var. hederaceum. Junge Blätter haben eine samtige Oberfläche mit einem feinen, seidigen Schimmer und oft eine leicht violett getönte Unterseite. Diese Variante ist weit verbreitet und kommt in Mexiko, Mittelamerika, der Karibik und großen Teilen Südamerikas, einschließlich des Amazonasbeckens, vor.
Philodendron hederaceum var. oxycardium fällt durch seine glänzenden, glatten Blätter auf. Im Gegensatz zur typischen Form zeigt die Unterseite ein gleichmäßiges Grün ohne violette Färbung. Diese Variante ist vor allem aus Veracruz, Nord-Oaxaca und Tabasco an der Golfküste Mexikos bekannt, möglicherweise aber auch auf Jamaika zu finden.
Die dritte Form, Philodendron hederaceum var. kirkbridei, wächst in höheren Lagen zwischen 450 und 900 Metern. Ihre Stängel sind im Erwachsenenstadium tief gefurcht und trocknen braun ein. Diese Variante ist hauptsächlich in Costa Rica, Panama, Ecuador und Suriname verbreitet.
Diese Einteilung basiert auf morphologischen und geografischen Unterschieden. Künftige Forschungen könnten die Systematik weiter verfeinern, insbesondere wenn molekulare Analysen tiefere Differenzierungen aufzeigen.
Zusammenfassung der Varianten von Philodendron hederaceum
Diese drei Varietäten unterscheiden sich durch ihre morphologischen Merkmale und ihr Verbreitungsgebiet. Obwohl sie oft als Formen oder Unterarten betrachtet werden, helfen sie Botanikern und Gärtnern, die feinen Unterschiede innerhalb der Art besser zu verstehen.
Varietät | Unterscheidungsmerkmale | Verbreitungsgebiet |
Philodendron hederaceum var. hederaceum | - Junge Blätter samtig mit seidigem Schimmer. - Unterseite oft leicht violett getönt. | - Mexiko, Mittelamerika, Karibik, Südamerika (inkl. Amazonasbecken). |
Philodendron hederaceum var. oxycardium (Schott) Croat | - Junge Blätter glänzend und glatt auf der Oberseite. - Unterseite gleichmäßig grün. | - Golfküste Mexikos (Veracruz, Nord-Oaxaca, Tabasco), möglicherweise auch Jamaika. |
Philodendron hederaceum var. kirkbridei Croat | - Adulte Stängel trocknen braun ein und sind tief gefurcht mit ausgeprägten Rippen. - Wächst in höheren Lagen zwischen 450 und 900 Metern. | - Costa Rica, Panama, Ecuador, Suriname. |
Diese subtilen Unterschiede verdeutlichen die Vielfalt innerhalb von Philodendron hederaceum und machen die taxonomische Einordnung komplexer. Dennoch bietet diese Differenzierung Botanikern und Pflanzenliebhabern eine wertvolle Grundlage zur besseren Identifikation.
Falls du noch tiefer in die feinen Unterschiede innerhalb dieser Art eintauchen möchtest, findest du im Folgenden einen Auszug aus Croat, Tom: "A Revision of Philodendron Subgenus Philodendron (Araceae) for Mexico and Central America," Annals of the Missouri Botanical Garden V.84, N.3, 1997, der sich mit den innerartlichen Varianten von Philodendron hederaceum befasst.
"In Mittelamerika lässt sich Philodendron hederaceum in drei Varietäten unterteilen.
Philodendron hederaceum var. hederaceum und P. hederaceum var. oxycardium (Schott) Croat sind nur anhand ihrer juvenil entwickelten Blattspreiten zu unterscheiden. Bei P. hederaceum var. hederaceum sind die jungen Blätter samtig mit einem seidigen Schimmer auf der Oberseite, während die juvenilen Blätter von P. hederaceum var. oxycardium auf der Oberseite glänzend sind. Diese jugendlichen Formen wurden von Bunting (1968) ursprünglich als P. scandens forma micans behandelt.
Die dritte, neu anerkannte Varietät, P. hederaceum var. kirkbridei Croat, zeichnet sich durch erwachsene Stängel aus, die im getrockneten Zustand braun und tief gefurcht mit markanten Kanten sind. Diese Varietät unterscheidet sich zudem durch ihr Vorkommen in höheren Lagen.
Der folgende Bestimmungsschlüssel trennt die drei Varietäten von P. hederaceum in Mittelamerika. Für anatomische Unterschiede siehe Bunting (1968).
Bestimmungsschlüssel für die Varietäten von P. hederaceum
1a. Adulte Stängel bei lebenden Pflanzen schwach gefurcht, beim Trocknen mäßig bis deutlich gefurcht und rötlich-braun, meist dicht warzig; Spatha-Röhre innen dunkelrot bis rotviolett; verbreitet in Costa Rica, Panama, Ecuador und Suriname, meist in Höhenlagen von 450–900 m – var. kirkbridei
1b. Adulte Stängel glatt, beim Trocknen meist grün, schwach gestreift, niemals fein warzig; Spatha-Röhre innen grün (manchmal schwach rötlich gefärbt).
2a. Juvenile Blattspreiten samtig mit einem glänzenden Schimmer auf der Oberseite, oft rötlich auf der Unterseite; anscheinend im gesamten Verbreitungsgebiet der Art von Mexiko über Mittelamerika bis in die Westindischen Inseln und Südamerika (einschließlich Amazonasbecken) – var. hederaceum
2b. Juvenile Blattspreiten glänzend auf der Oberseite, grün auf der Unterseite; bekannt nur von der Golfküste Mexikos in Veracruz, Nord-Oaxaca und Tabasco, möglicherweise auch in Jamaika – var. oxycardium"
Hinweis: Der Originaltext dieses Zitats ist auch auf der englischen Version unserer Website verfügbar.
Kurze Verschnaufpause:
Damit hätten wir das Rätsel um den Herzblatt-Philodendron vorerst gelüftet. Du hast erfahren, wie einige alte Namen zu Synonymen wurden, den samtigen Micans kennengelernt und die lustigen Verwechslungen zwischen „pittieri“ und eximium miterlebt. Außerdem weißt du jetzt, welche drei Varietäten es von Philodendron hederaceum gibt.
Aber halt – die Geschichte ist noch lange nicht vorbei!
Herzblatt-Philodendron-Rätsel #2: Philodendron cordatum lässt grüßen.
Gerade als du dachtest, das Chaos um die Namen sei vorbei, kommt die nächste Überraschung: die Verwechslung zwischen dem Herzblatt-Philodendron und Philodendron cordatum. Es ist, als würdest du plötzlich erfahren, dass dein Lieblingskaffee eine geheime Zwillingsmischung mit anderem Namen hat. Zeit, dieses Durcheinander aufzuklären.
Der Name Philodendron cordatum Kunth ex Schott bedeutet wörtlich „herzförmige, baumliebende Pflanze“ und verweist auf seinen kletternden Wuchs und die markanten Blätter. Die Art wurde zuerst von Kunth beschrieben und später 1856 offiziell von Schott veröffentlicht.
Das Artepitheton cordatum stammt vom lateinischen Wort cordatus, was „herzförmig“ oder „mit einem Herz“ bedeutet (cor = „Herz“ auf Latein). Es beschreibt die charakteristische Blattform, die an ein stilisiertes Herz erinnert.
Wegen seines Namens wird Philodendron cordatum oft mit Philodendron hederaceum verwechselt – dabei handelt es sich um zwei verschiedene Arten. Die Verwirrung entsteht, weil beide als Herzblatt-Philodendron bezeichnet werden, aber aus unterschiedlichen Gründen. Philodendron cordatum verdankt seinen Namen direkt der lateinischen Bedeutung seines Artepithetons cordatum, das sich auf die Blattform bezieht. Philodendron hederaceum hingegen trägt den Namen nur aufgrund seiner herzförmigen Blätter, ohne sprachlichen Bezug. Da Philodendron hederaceum deutlich häufiger in Kultur vorkommt, nehmen viele an, dass es der einzige Herzblatt-Philodendron ist – und so wird Philodendron cordatum oft fälschlicherweise als Philodendron hederaceum identifiziert.
2.1. Philodendron hederaceum oder Philodendron cordatum? So erkennst du den Unterschied
Eigentlich ist es gar nicht so schwer, Philodendron hederaceum und Philodendron cordatum auseinanderzuhalten. Damit du nicht ins botanische Rätselraten gerätst, hier eine praktische Vergleichstabelle:
Merkmal | Philodendron hederaceum | Philodendron cordatum |
Wissenschaftlicher Name | Philodendron hederaceum (Jacq.) Schott | Philodendron cordatum Kunth ex Schott |
Übliche Bezeichnungen | „Scandens“, „oxycardium“, „Herzblatt-Philodendron“, micans, Sorten wie ‘Brasil’, ‘Neon’, ‘Cream Splash’ | Manchmal als „Herzblatt-Philodendron“ bezeichnet |
Herkunft | Weit verbreitet in Mittel- und Südamerika, wächst in feuchten Wäldern | Südost-Brasilien (Küstenwälder), teils als potenziell gefährdet eingestuft |
Blattgröße (typisch in Innenräumen) | 5–10 cm, mit Rankhilfe bis ca. 15–20 cm | Unter idealen Bedingungen (Gewächshaus oder Naturstandort) bis zu 40–65 cm, größere und kräftigere Blätter |
Schutzstatus | Nicht gefährdet, weit verbreitet in Kultur | Regional potenziell gefährdet, nicht im Standardsortiment von Gartencentern |
Morphologische Unterschiede | Schlanke Triebe, Blätter entweder samtig (micans) oder glänzend (hederaceum) | Größere, dickere Blätter; manchmal mit rötlichen Nektardrüsen; genetisch klar abgegrenzt |
Verfügbarkeit | In Baumärkten, Gartencentern, Online-Shops und bei spezialisierten Händlern erhältlich | (Noch) nicht massenhaft kultiviert, meist nur über Sammler oder botanische Gärten zu bekommen |
Fazit:
Falls du in einem Gartencenter ein „Philodendron cordatum“-Schild an einer Pflanze zum Schnäppchenpreis entdeckst, ist es fast sicher ein falsch etikettiertes Philodendron hederaceum.
Echter P. cordatum ist selten, oft teurer und in der Regel nur über spezialisierte Aroid-Sammler oder botanische Gärten erhältlich.
Das große Etiketten-Wirrwarr
Stell dir vor, du bestellst in deinem Lieblingscafé einen „Latte Deluxe“ – und bekommst einfach einen ganz normalen Latte mit schickerem Namen. Genau das passiert, wenn Philodendron cordatum klammheimlich unter die hederaceum-Gruppe gemischt wird. Gartencenter und Online-Shops verwenden den Namen „cordatum“ immer wieder – doch in den meisten Fällen handelt es sich dabei um den klassischen, weit verbreiteten Philodendron hederaceum.
Aber warum kommt es dazu? Die Ursache liegt in alten Bezeichnungen und der sich ständig weiterentwickelnden Pflanzentaxonomie. Früher wurden beide Arten unter dem Sammelbegriff „Herzblatt-Philodendron“ geführt, was bis heute für Verwirrung sorgt.
So erkennst du den Unterschied
Mit einem aufmerksamen Blick kannst du Philodendron cordatum und Philodendron hederaceum ganz ohne botanisches Fachwissen auseinanderhalten:
✅ Blätter & Textur: Cordatum hat größere, kräftigere Blätter mit einer dickeren Struktur, während hederaceum eher kleinere, zartere Blätter besitzt.
✅ Wuchsform: Cordatum entwickelt oft einen stabileren, fast stämmigen Haupttrieb, der ihn buschiger wirken lässt. Hederaceum hingegen bleibt eine eher zierliche, rankende Pflanze.
✅ Nektardrüsen: Manche cordatum-Pflanzen haben rötlich-violette (weinfarbene) Nektardrüsen an der Basis der Blattstiele – ein Merkmal, das bei hederaceum nicht vorkommt.
Tipp: Neugierig? Dann wirf doch einen Blick auf die Bildersammlung: Aroid Pictures – Philodendron cordatum
Unsere Erfahrung: Namenschaos meistern und dabei entspannt bleiben
Unsere Reise durch das Labyrinth der Philodendron-Nomenklatur war bei Foliage Factory gleichermaßen spannend, lehrreich – und manchmal auch einfach zum Schmunzeln. Hier bekommst du einen kleinen Blick hinter die Kulissen, wie wir uns durch dieses Namenswirrwarr navigieren und dabei unseren Humor nicht verlieren.
Trotz des ganzen Durcheinanders bleibt Philodendron hederaceum ein fester Bestandteil unseres Sortiments – geschätzt für seine Vielseitigkeit und seinen unkomplizierten Charme. Diese besonderen Kultivare findest du bei uns:
Ein rankender Philodendron mit glänzenden, herzförmigen Blättern – perfekt für Innenräume. Bevorzugt indirektes Licht und mäßige Wassergaben, gedeiht besonders gut in hoher Luftfeuchtigkeit. Pflegeleicht und zugleich ein effektiver Luftreiniger – kein Wunder, dass er zu den beliebtesten Zimmerpflanzen zählt.
Mit seinen auffälligen panaschierten Blättern in Grün- und Gelbtönen bringt dieser Philodendron lebendige Farbakzente in jeden Raum. Er gedeiht am besten bei indirektem Licht und gleichmäßiger Feuchtigkeit in einer hohen Luftfeuchtigkeit. Pflegeleicht und ein echter Blickfang für stilvolle Innenräume.
Philodendron hederaceum Lime' oder 'Neon' (var. oxycardium 'Neon', Philodendron scandens 'Neon')
Mit seinen leuchtend neongrünen, lanzettlichen Blättern setzt dieser Philodendron auffällige Akzente in jedem Raum. Er gedeiht besonders gut bei hellem, indirektem Licht und benötigt regelmäßige Wassergaben in einer feuchten Umgebung. Pflegeleicht und nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch ein effektiver Luftreiniger für Innenräume.
Mit seinen sattgrünen Blättern und cremeweißen Zeichnungen sorgt dieser Philodendron für ein außergewöhnliches Erscheinungsbild. Er gedeiht am besten bei indirektem Licht und gleichmäßiger Feuchtigkeit in einer hohen Luftfeuchtigkeit. Pflegeleicht und ideal, um Innenräumen eine elegante Note zu verleihen.
Philodendron hederaceum var. hederaceum (Philodendron micans, Philodendron hederaceum 'Micans')
Mit seinen samtigen, herzförmigen Blättern in tiefem Grün und rötlicher Unterseite verleiht dieser Philodendron jedem Raum eine luxuriöse, tropische Atmosphäre. Er gedeiht am besten bei indirektem Licht und gleichmäßiger Feuchtigkeit in einer hohen Luftfeuchtigkeit. Pflegeleicht und ideal, um Innenräume zu begrünen und die Luftqualität zu verbessern.
Oder nach den drei Varietäten von Croat:
✅ Philodendron hederaceum var. oxycardium – Zu dieser Varietät gehören die Kultivare ‘Brasil’, ‘Neon’ und ‘Cream Splash’. Sie zeichnet sich durch glänzende, jugendliche Blätter aus und umfasst auch die klassische grüne Form (ehemals als Philodendron scandens bekannt).
✅ Philodendron hederaceum var. hederaceum – Diese Varietät entspricht Philodendron micans dem samtigen Highlight unter den hederaceum-Pflanzen. Mit seinen weichen, plüschigen Blättern, die je nach Lichteinfall in Bronze- oder Lilatönen schimmern, bringt micans eine edle Note in jede Pflanzensammlung. Obwohl keine eigene Art, zeigt er, wie vielseitig Philodendron hederaceum sein kann.
Kurz & knapp zusammengefasst:
Varietät | Frühere Bezeichnung | Kultivare im Sortiment | Besondere Merkmale |
Philodendron hederaceum var. oxycardium | Früher Philodendron scandens | ‘Brasil’, ‘Neon’, ‘Cream Splash’ | Glänzende, jugendliche Blätter |
Philodendron hederaceum var. hederaceum | Philodendron micans | Philodendron micans | Samtige, weiche Blätter, die je nach Lichteinfall bronzefarben oder violett schimmern – eine edle Ergänzung jeder Sammlung |
Wie wir Pflanzen korrekt identifizieren
Manchmal zeigen uns Kunden eine Pflanze mit einem älteren Synonym oder einem unbekannten Namen. Unser erster Schritt: Verifizierung. Dafür nutzen wir renommierte botanische Datenbanken wie Tropicos, Catalogue of Life oder Plants of the World Online, um den aktuell anerkannten Namen zu bestätigen. Falls ein Etikett cordatum oder eine andere seltene Art vermuten lässt, prüfen wir gezielt Blattgröße, Textur und Wuchsform, um die Pflanze eindeutig zu bestimmen.
Wenn ein Irrtum zum Glücksfall wird
Gelegentlich stellt sich eine falsch etikettierte Pflanze als seltener Fund heraus – zum Beispiel ein Philodendron eximium. In solchen Fällen feiern wir die glückliche Entdeckung und unterstützen den Kunden mit speziellen Pflegehinweisen. Genau solche Momente sorgen immer wieder für Überraschungen und machen unseren Job noch spannender.
Wie wir trotz taxonomischem Chaos den Überblick behalten
Pflanzenbenennungen ändern sich ständig – und wir müssen flexibel bleiben. Wir akzeptieren, dass unser Wissen nie endgültig ist und neue Forschungsergebnisse die Dinge auf den Kopf stellen können. Deshalb bleiben wir neugierig, bilden uns kontinuierlich weiter und geben dieses Wissen an unsere Kunden weiter.
Wissen für Pflanzenliebhaber
Unser Motto: Je mehr unsere Kunden über ihre Pflanzen wissen, desto besser gedeihen sie. Deshalb bieten wir nicht nur Pflanzen an, sondern auch Orientierungshilfe – sei es in Form von persönlicher Beratung, Blogartikeln oder nützlichen Pflegeguides. Unser Ziel ist es, Ordnung ins Durcheinander der Philodendron-Namen zu bringen und Pflanzenfans sicher durch die Welt der Botanik zu führen.
Wenn eine Pflanze ein Rätsel bleibt…
Trotz aller Bemühungen gibt es Pflanzen, die sich nicht eindeutig bestimmen lassen. In solchen Fällen akzeptieren wir die Ungewissheit und versehen die Pflanze mit dem gängigsten Namen sowie möglichen Synonymen – bis sich durch neue Erkenntnisse Klarheit ergibt. Denn genau das macht die Welt der Botanik so faszinierend: eine endlose Reise voller Entdeckungen und Überraschungen.
Fazit: Vielfalt lieben – Überraschungen einplanen
Nach dieser ausgiebigen Reise durch die Welt des Philodendron hederaceum ist eines sicher: Die Namensgebung dieses Herzblatt-Philodendrons ist alles andere als eindeutig. Von Synonym-Wirrwarr bis zur cordatum-Verwechslung – die Geschichte dieser Pflanze ist ein spannendes Zusammenspiel aus Tradition, Wissenschaft und botanischen Irrungen.
Vielfalt willkommen heißen
Die zahlreichen Variationen innerhalb von hederaceum machen jede Pflanzensammlung noch interessanter. Ob glänzend oder samtig, mit limettengrüner Panaschierung oder cremefarbenen Sprenkeln – jede Variante bringt ihre eigene Schönheit mit und sorgt für Abwechslung im Pflanzenregal.
Neugierig und informiert bleiben
Die Welt der Pflanzennamen ist ständig im Wandel. Wer auf vertrauenswürdige Quellen wie wissenschaftliche Datenbanken und Fachliteratur setzt, kann sicher sein, dass das eigene Wissen aktuell bleibt – und fällt nicht auf Marketing-Tricks oder alte Fehlnamen herein.
Humor nicht verlieren
Mal ehrlich: Pflanzennamen sind manchmal genauso chaotisch wie eine IKEA-Anleitung ohne Text. Ein bisschen Humor hilft, wenn wieder eine falsch etikettierte Pflanze auftaucht – schließlich steckt hinter jeder Fehlnennung eine Geschichte (und manchmal auch eine echte botanische Überraschung).
Gelassen bleiben & weiter lernen
Die Geschichte der Philodendron-Namen ist voller Missverständnisse, neuer Entdeckungen und sich wandelnder Wissenschaft. Wer einmal verstanden hat, dass scandens, oxycardium, micans und pittieri letztlich alle unter hederaceum fallen, durchschaut das Chaos schnell – und entdeckt vielleicht sogar eine echte Rarität. So wie damals, als sich ein vermeintlicher Philodendron pittieri als Philodendron eximium entpuppte.
Genieße die botanische Reise
Also: Lehn dich zurück, schnapp dir einen Kaffee oder Tee und denk daran – Synonyme, Markttrends und jahrhundertelange botanische Detektivarbeit haben das geformt, was wir heute als Philodendron kennen. Und wenn du das nächste Mal eine Anzeige siehst, die eine „neue“ Art Herzblatt-Philodendron anpreist, bleib entspannt. Vielleicht handelt es sich einfach um eine altbekannte Pflanze mit einem neuen Namen – oder um ein Synonym, das bereits mehrere Identitäten hinter sich hat. Und wer weiß? Nächstes Jahr heißt sie vielleicht schon wieder anders.
Bonus: Noch tiefer ins Namens-Wirrwarr eintauchen (für die wirklich Neugierigen)
Da unser Ziel eine umfassende Erkundung der Philodendron-Namensgebung ist, werfen wir noch einen genaueren Blick darauf, wie sich Synonyme ansammeln – und warum der Gartenbau oft eine ganze Weile braucht, um sich an neue wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen.
Entdecker, Konkurrenz und botanische Namensflut
Stell dir vor, mehrere Botaniker durchstreifen im 19. Jahrhundert ähnliche Gebiete. Einer entdeckt einen Philodendron und veröffentlicht seine Beschreibung unter einem neuen Namen. Ein anderer sammelt ein leicht abweichendes Exemplar nur wenige Kilometer entfernt und veröffentlicht ebenfalls einen neuen Namen – ohne zu wissen, dass es sich um dieselbe Art handelt. Da die Kommunikation zwischen den Kontinenten damals quälend langsam war, dauerte es oft Jahrzehnte, bis klar wurde, dass diese „neuen“ Philodendren eigentlich identisch sind.
Wenn alte Namen sich festsetzen
Ein Name, der in einem Saatgutkatalog von 1905 populär wurde, kann sich hartnäckig halten – selbst wenn er in einer wissenschaftlichen Überarbeitung der 1950er längst gestrichen wurde. Große Züchter und Gartencenter sind nicht unbedingt darauf aus, die neuesten taxonomischen Erkenntnisse umzusetzen, sondern verwenden die Bezeichnungen, die Käufer kennen. Zudem gibt es keinen Zwang, ältere Etiketten zu aktualisieren. Wenn ein Familienbetrieb seit 70 Jahren „Philodendron scandens“ anbietet, braucht es mehr als nur eine taxonomische Korrektur, um sie auf „hederaceum“ umzustellen.
Attraktive Namen verkaufen besser
Bestimmte Merkmale – etwa samtige Blätter – inspirieren immer wieder neue Namen, die sich in der Pflanzenwelt halten. Micans ist ein Paradebeispiel: Der Name klingt ansprechend, hebt das einzigartige Laub hervor und spricht Käufer gezielt an. Wenn dann noch Marketing-Flair dazukommt („Seltener Samt-Philodendron!“), bleiben ältere Synonyme als verkaufsfördernde Begriffe erhalten, selbst wenn sie wissenschaftlich nicht mehr korrekt sind.
Morphologie vs. Genetik – ein ewiges Ringen
In einer perfekten Welt gäbe es eine vollständige genetische Kartierung aller Philodendron-Variationen, die eine endgültige Verwandtschaftsstruktur zeigen würde. Während Teilstudien existieren, fehlt eine umfassende Analyse, die alle überlieferten Synonyme aus Jahrhunderten einbezieht. Deshalb verlassen sich Taxonomen weiterhin auf sichtbare Merkmale – Blattstruktur, Blütenform, Wuchsverhalten – und ergänzen sie mit molekularen Daten. Dadurch bleibt immer Raum für zukünftige Änderungen, wenn neue Erkenntnisse auftauchen.
Regionale Unterschiede und Sprachbarrieren
In einigen Ländern sind ältere Namen so tief verankert, dass sie weiterhin in Gartenbau- und Fachliteratur verwendet werden. Wer ein Pflanzenbuch aus den 1970ern liest, findet darin vielleicht nur Philodendron scandens, während eine moderne Datenbank dasselbe Gewächs als hederaceum führt. Ohne verbindende Referenzen bleiben diese Namen für viele Pflanzenfreunde isolierte Begriffe – und die Verwirrung bleibt bestehen.
Ein botanisches "Zeitkapsel-Phänomen"
All diese Faktoren führen zu einem „Zeitkapsel“-Effekt: Ein Name, der vor über 100 Jahren vergeben wurde, kann sich über Generationen hinweg halten – selbst wenn er von heutigen Taxonomen längst unter einer anderen Bezeichnung zusammengefasst wurde.
Referenzen & weiterführende Lektüre
Für alle, die noch tiefer in die Welt der Philodendron-Nomenklatur eintauchen möchten, sind hier einige der wichtigsten Ressourcen zusammengestellt:
Wissenschaftliche Datenbanken:
📌 TropicosMissouri Botanical Garden – https://www.tropicos.orgUmfassende botanische Datenbank mit taxonomischen Informationen, Synonymen und Verbreitungsdaten – auch für Philodendron hederaceum und seine Varietäten.
📌 Catalogue of LifeSpecies 2000 & ITIS Catalogue of Life – https://www.catalogueoflife.orgWeltweit genutzte Datenbank zur Überprüfung von anerkannten Artnamen und Synonymen.
📌 Global Biodiversity Information Facility (GBIF)GBIF Secretariat – https://www.gbif.orgBietet Zugriff auf weltweite Biodiversitätsdaten, einschließlich Vorkommen verschiedener Philodendron-Arten.
📌 Plants of the World Online (POWO)Kew Science, Royal Botanic Gardens, Kew – https://powo.science.kew.orgAutoritative Quelle für taxonomische Informationen, Verbreitungsgebiete und den Schutzstatus von Pflanzen.
📌 CATE Araceae (Creating a Taxonomic eScience for Araceae)http://www.cate-araceae.orgSpezialisierte Datenbank für die Familie der Aronstabgewächse mit detaillierten taxonomischen Einblicken in Philodendron.
Fachliteratur & wissenschaftliche Veröffentlichungen
📖 Bown, Deni. (2000). Aroids: Plants of the Arum Family
Ein Standardwerk über Aronstabgewächse mit ausführlichen Kapiteln zur Philodendron-Taxonomie und Kultivierung. Falls du nur ein einziges Buch zu diesem Thema besitzen möchtest – dann dieses!
📖 Croat, Tom. (1997). A Revision of Philodendron Subgenus Philodendron (Araceae) for Mexico and Central America 📌 Annals of the Missouri Botanical Garden V.84, N.3 – https://archive.org/details/biostor-13052/page/458/mode/2upEine umfassende taxonomische Revision, die unter anderem die Systematik von Philodendron hederaceum für Zentralamerika untersucht.
📖 S. J. Mayo. (1990). History and Infrageneric Nomenclature of Philodendron (Araceae), Kew Bulletin 📌 Vol. 45, No. 1, pp. 37-71 – https://www.jstor.org/stable/4114436Detaillierte Analyse zur historischen Entwicklung der Philodendron-Nomenklatur.
Community & Fachorganisationen
🌿 International Aroid Society (IAS)https://www.aroids.orgEine wertvolle Plattform für Aroid-Enthusiasten mit Zugang zu Forschung, Foren und Identifikationshilfen rund um Philodendron.
Zugang zu den Quellen
Viele dieser Referenzen sind online kostenlos oder über wissenschaftliche Bibliotheken zugänglich.
Botanische Datenbanken wie Tropicos, Catalogue of Life, GBIF und POWO sind frei verfügbar.
Historische botanische Literatur ist häufig über Archive wie die Biodiversity Heritage Library (https://www.biodiversitylibrary.org) abrufbar.
📖 Fachartikel & Bücher sind über Bibliotheken oder als käufliche Exemplare erhältlich.
Wer sich intensiv mit der Philodendron-Nomenklatur auseinandersetzen möchte, findet in diesen Quellen fundierte und aktuelle Informationen.
Tipp: Für fundierte Informationen zur Philodendron-Taxonomie, Pflanzenpflege und allem rund um die Welt der Pflanzen – inklusive der Aronstabgewächse – schau auf unserer Links & Ressourcen-Seite. vorbei. 🌿
Zum Abschluss
Die Namenswelt von Philodendron hederaceum und seinen zahllosen Synonymen zu durchschauen, ist wie eine Reise durch einen verwunschenen Wald – hinter jeder Abzweigung wartet eine neue, spannende Entdeckung. Ob du gerade deinen Morgenkaffee genießt oder deine Pflanzensammlung erweiterst, das Wissen über diese Namen vertieft deine Verbindung zu diesen wunderschönen, rankenden Pflanzen.
Jeder Name erzählt eine Geschichte – von botanischen Expeditionen, wissenschaftlicher Neugier und dem menschlichen Drang, die Natur zu ordnen. Also genieße die Vielfalt, bleib neugierig und nimm das nächste falsch etikettierte Pflanzenschätzchen in deiner Sammlung mit Humor.
Viel Freude mit deinen Pflanzen! 🌿
Comments